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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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aufgestanden war, war die Katze aufgewacht – eine Siamkatze, die nicht besonders freundlich wirkte. Sie machte einen Buckel und fauchte mich an.
    «Ich glaube, er mag keine Konkurrenz», sagte Jake mit öliger Stimme. «Es reicht, Faustus. Schluss mit dem Wutanfall. Hast du dich schon eingelebt, Bethany? Es tut mir leid, dass deine Ankunft so dramatisch war, aber mir ist keine bessere Möglichkeit eingefallen.»
    «Ach wirklich?», erwiderte ich. «Ich dachte, du stehst auf alles, was übertrieben und heftig ist? Du bist doch hier die Drama-Queen.» Ich versuchte, möglichst aggressiv zu klingen. Ich war nicht in der Stimmung, ihn bei Laune zu halten.
    Jake formte seinen Mund in gespielter Überraschung zu einem O und schlug die Hand davor.
    «Sieh mal an, sind wir etwa ein bisschen boshaft geworden? Das ist gut. Als Unschuldslämmchen kommst du nicht durchs Leben.»
    Jake erinnerte mich an ein Chamäleon, so gut konnte er sein Aussehen seiner Umgebung anpassen. Hier, auf heimischem Boden, war er ein ganz anderer als der, den ich von der Schule kannte. Auf der Bryce Hamilton war er selbstbewusst gewesen, aber ein Außenseiter. Seine treue Anhängerschar hatte sich hauptsächlich von der Subkultur angezogen gefühlt, die er verkörperte. Er hatte nicht wirklich dazugehört und gar nicht erst versucht, so zu tun, als ob. Stattdessen hatte er in der wachsenden Aufmerksamkeit gebadet und zufrieden beobachtet, wie sein verführerischer Einfluss auf die Schüler einwirkte. Aber er war immer auf der Hut und auf alle Eventualitäten vorbereitet gewesen. Hier, auf heimischem Terrain, war Jake absolut entspannt, die Schultern locker, das Lächeln träge. Hier hatte er alle Zeit der Welt, und seine Autorität war unbezweifelt.
    Er sah ungeduldig zur Seite und richtete das Wort an Tucker. «Hast du vor, meinem Gast Wein einzuschenken, oder willst du den ganzen Tag herumstehen wie der übergroße, unnütze Tollpatsch, der du bist?»
    Der Junge hastete zu einem Beistelltisch, wo er ungeschickt ein Kristallglas mit blutroter Flüssigkeit aus einer Karaffe füllte und plump vor mir abstellte.
    «Ich will nichts trinken», fauchte ich Jake an und schob das Glas zur Seite. «Ich will wissen, was du mit mir gemacht hast. Es gibt so einiges, an das ich mich gern erinnern würde, aber mein Gedächtnis ist blockiert. Mach es wieder frei!»
    «Warum solltest du dich an ein Leben erinnern, das vergangen ist?», fragte Jake lächelnd. «Alles, was du wissen musst, ist, dass du ein Engel warst. Und jetzt bist du mein Engel.»
    «Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich hier einfach so festhalten kannst? Ohne göttliche Strafen?»
    «Bis jetzt benehme ich mich doch ganz anständig.» Jake lachte in sich hinein. «Außerdem war es höchste Zeit, dass du von diesem Kaff wegkamst. Es hat dich ausgebremst.»
    «Du machst mich krank!»
    «Ach komm, jetzt lass uns nicht gleich an deinem ersten Tag streiten. Bitte, setz dich.» Jakes Stimme wurde auf einmal freundlicher, einladend, als wären wir zwei Freunde, die sich nach langer Trennung wiedersahen. «Wir haben so viel zu besprechen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    8
    No Exit
    «Solang ich mein Gedächtnis nicht zurückhabe, besprechen wir gar nichts», sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. «Du hattest nicht das Recht, es mir zu nehmen, und es gibt Dinge, an die ich mich erinnern muss.»
    «Ich habe dir dein Gedächtnis nicht genommen, Beth», spöttelte Jake. «Auch wenn es schmeichelhaft ist, dass du mich für so mächtig hältst. Ich habe es höchstens vorübergehend vergraben, und wenn du ein bisschen wühlst, wirst du es wiederfinden. Wenn ich allerdings du wäre, würde ich das lassen und mich für einen Neuanfang öffnen.»
    «Wie finde ich es? Hilf mir. Alleine schaffe ich das nicht.»
    «Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte.» Jake wippte in seinem Stuhl zurück und zog einen Schmollmund. «Du würdest nur alles verdrehen und mich als den Bösen darstellen.»
    «Ich meine es ernst. Schluss mit den Spielchen!»
    «Bethany, ist dir schon einmal die Idee gekommen, dass ich das zu deinem Besten getan haben könnte? Vielleicht ist es gut für dich.»
    «Jake, bitte», sagte ich leise. «Ich bin nicht mehr ich. Ich kenne mich selbst nicht mehr. Was nütze ich dir dann?»
    Jake seufzte übertrieben, als wäre meine Bitte für ihn eine absolute Zumutung.
    «Also gut.» Mit einer einzigen fließenden Bewegung durchquerte er den Raum und stand gleich darauf vor mir. «Schauen wir

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