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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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nachgeschlichen.«
    Â»Du warst auf der Party?« Meine Stimme bekam einen leicht
kreischenden Unterton.
    Â»Erst ziemlich spät. Mein Vorstellungsgespräch war an dem
Tag und Herold hatte mich eingeladen.«
    Und das sagte er mir erst jetzt? Einfach so nebenbei?
Nicht mal das: Er hätte es gar nicht erwähnt, wenn Eros es nicht ausgeplaudert
hätte.
    Â»Der Verehrer will also nichts mit dem Hämatom zu tun
haben«, gab Danner mir keine Gelegenheit, in die Luft zu gehen. »Bleibt die
Nebentätigkeit. Wo treffen wir uns morgen Abend?«

    Â 

33.
    Freitagabend, kurz vor sieben ging ich wieder unter der alten
Brücke hindurch, die mit der Aufschrift Bochum-West den Beginn des Rotlichtbereichs
in der Gußstahlstraße ankündigte. Die hohen Absätze meines absichtlich strengen
Bürooutfits mit Brille, Jackett und Krawatte klapperten auf dem schmutzigen
Kopfsteinpflaster.
    Mein Magen nahm mir übel, dass ich außer Kaffee den
ganzen Tag über nichts zu mir genommen hatte. Am liebsten hätte ich umgedreht
und mich in meinem Keller verkrochen.

    Aber ich war ja selbst in die Scheiße hineingesprungen,
in der ich jetzt schwamm.
    Â»Kenn ich«, hatte Danner genickt, als ich ihm die Adresse
des Babajaga genannt hatte.
    Ein magerer Mann, der trotz der Dunkelheit Sonnenbrille
und Schirmmütze trug und den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen hatte, kam auf
dem Gehweg auf mich zu. Er musterte mich abschätzend und fletschte dann zwei
Reihen vergammelter Zähne zu einem gruseligen Grinsen.
    Rasch drehte ich mich weg, gab mir einen Ruck und betrat
das Babajaga.

    Drinnen war es gewohnt dunkel. Im Spot des Scheinwerfers
tanzte eine bleiche Frau mit schwarz gefärbten Haaren und blutroten Lippen für
einen einzelnen Gast, der offensichtlich nichts davon mitbekam, weil er an
einer Alkoholvergiftung litt. Das Mädchen trug Strapse und einen Umhang im
Vampirlook und hinter der Bar rundete Lily Munster das Geisterbahnfeeling ab.
    Veronique präsentierte unterdessen einem zweiten Gast an
der Theke ihre beachtliche, vom Dirndl-Dekolleté ihrer Bluse betonte Oberweite.
    Einen Sekundenbruchteil lang stockte mir der Atem, als
ich Danner erkannte.
    Â»Hi!«, begrüßte mich Lily Munster.
    Vero stellte Danner einen Scotch hin. »Deine Sachen
kannste nach hinten bringen«, wandte sich die Blondine dann an mich und deutete
auf eine Tür in ihrem Rücken. »Champagner?«
    Ich nickte und achtete darauf, nicht zu Danner hinüberzusehen,
als ich hinter den Tresen trat.
    Als ich die Tür öffnete, auf die Vero gezeigt hatte,
gelangte ich in eine Art Umkleide, in der vier Frauen halb nackt zwischen
Kleiderständern voller bunter Kostüme und Metallspinden saßen. Es roch nach
Schweiß und Deo. Die tollpatschige Olga stand vor einer Schminkkommode, auf der
ich eine Flasche Wodka entdeckte, die ihre Tollpatschigkeit erklärte.
    Ich hängte meine Jacke in einen offen stehenden Spind,
mein Handy steckte ich lieber in die Hosentasche. Erst als ich wieder neben
Lily Munster hinter die Theke trat, streifte ich Danner mit einem kurzen Blick.
Im Dämmerlicht, mit Vollbart, Parka und Mütze wirkte er irritierend fremd.
    Er prostete Vero zu.
    Lily Munster stellte mir ein Champagnerglas hin.
    Â»Nettes Outfit«, lobte sie und rückte meine Krawatte gerade.
»Du bist nach Vivi dran.«
    Â»Geht klar.« Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie
sich Veronique vor Danner auf die Theke stützte, dabei mit den Unterarmen ihre
Brüste zusammenschob und Danner so Durchblick bis zu ihrem Slip gönnte – sofern
sie überhaupt einen trug.
    Danner ließ sich den Ausblick nicht entgehen.
    Ich trank mein Glas in einem Zug leer.
    Â»Dein Auftritt.« Lily Munster deutete auf das Podest, auf
dem die Vampirlady gerade in der Dunkelheit verschwand. Das Scheinwerferlicht
flammte über Vivi auf, die diesmal im Bauchtänzerinnendress anfing, ihre Hüften
zu wirbeln.
    Ich kletterte im Dunkeln auf das frei gewordene Podium.
Zumindest würde ich Danner daran erinnern, was ihm entging, nahm ich mir vor.
    Das Licht verlosch.
    Ich war dran. Der Scheinwerfer stülpte mir seine gleißend
grelle Lichtglocke über, die den Raum um mich herum verschwinden ließ. In der
nächsten Sekunde dröhnte schon die Musik los.
    Showtime!
    Ich griff nach der Stange und ging drum herum. Dabei
löste ich den Knoten meiner Krawatte und ließ sie zu

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