Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
weiß. Jetzt glaubt sie, man will sie umbringen.«
    Ich biss mir auf die Lippen, um nicht loszuprusten.
    Â»Falls du auch den geheimnisvollen Ordner suchen willst,
bitte.« Ich deutete auf den Aktenschrank.
    Danner warf einen Blick auf die Aktenreihen im Inneren.
    Â»Es wäre hilfreich, wenn wir wüssten, wonach wir suchen«,
bemerkte ich, während ich mich wieder an den Schreibtisch setzte. Sicher besaß
Adolf Unterlagen, die nicht für eine neugierige Putzfrau bestimmt waren.
Vielleicht verstieß sie gegen den Datenschutz und sammelte Krankendaten der
Mitarbeiter. In der heutigen Zeit musste man ja schon zufrieden sein, wenn Adolf
sie nicht auf der Straße verlor. Oder sie heftete die Raucherpausenstrichlisten
ab.
    Ich hatte die oberste Schublade ihres Schreibtisches noch
einmal aufgezogen und betrachtete die angebrochenen Packungen verschiedener
Medikamente, zwischen denen ich den Schrankschlüssel entdeckt hatte.
    Diazepam,
Johanniskraut, Metoprolol, Digitalis, Aspirin, Baldrian.
    Beruhigungsmittel,
Antidepressivum, Blutdrucksenker las ich auf den verschiedenen Schachteln,
alle waren angebrochen.

    Abhängig? Oder sammelte sich in einem Krankenhaus zwangsläufig
ein gewisser Vorrat an Medikamenten in den Schreibtischen an?
    Â»Als kleine Notfallapotheke für die nächste Erkältung ist
das etwas übertrieben«, fand auch Danner.
    Â»Wusste Edith Möllering davon?«
    Â»Hat sie nicht erwähnt«, schüttelte Danner den Kopf. »Und
Janna?«
    Ich zuckte die Schultern.

    Â 

31.
    Nach der kurzen Frühbesprechung griff ich wahllos fünf Bewerbungen
aus dem Stapel, den die Agentur für Arbeit geschickt hatte. Das Ganze war
sowieso absurd, da Adolf ja bereits wusste, welche Kandidatin sie einstellen
wollte.
    Ramona versprach mir, die Bewerberinnen für den nächsten
Montag einzuladen und alle Mitarbeiter, die daran teilnehmen sollten, zu
informieren.
    Danach kehrte ich zurück in den Verwaltungsflur, wo der
Geisterfresser auf mich wartete. Absichtlich ließ ich Danners Büro aus, damit
er nicht auf die Idee kam, ich würde ihm nachlaufen.
    Meine Gedanken kreisten um die Medikamente in Adolfs Schreibtisch.
War es ein Zufall, dass sich die Beurteilungen beider Putzfrauen so gravierend
verschlechtert hatten? Oder lag es tatsächlich daran, dass beide für das Büro
der Klinikmanagerin zuständig waren? Edith Möllerings Verfolgungswahn schien
ansteckend zu sein.
    Aber selbst wenn, hatte das alles doch nichts mit dem
Hämatom zu tun. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, dass die
zierliche Managerin in ihren Pumps Janna verdroschen hatte. Aber vielleicht
hatte sie ein paar Schläger beauftragt?
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Fantasie ging mit mir
durch.
    Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte alle
Räume bis auf das Büro der Hauswirtschaftsleitung fertig.
    Â»Ja?«
    Â»Hallo, Lila?«
    Â»Ja?«
    Â»Hier ist Veronique. Aus dem Babajaga , du weißt schon.«
    Ach so. »Ja, ich weiß.«
    Â»Lulu ist krank geworden. Wenn du willst, kannst du
morgen Abend einspringen.«
    Ich schwieg. Ich hatte nicht die geringste Lust, mich
noch einmal von einem Haufen Notgeiler begaffen zu lassen.
    Aber ich wollte immer noch herausfinden, wer Janna
misshandelt hatte, erinnerte ich mich. Und die miesen Praktiken, mit denen sich
Adolf ihrer Mitarbeiter entledigte, brachten mich dabei wahrscheinlich weniger
weiter als die Arbeit im Striplokal. Danner, Edith Möllering und ihre Verschwörungstheorie
hatten mich kurzzeitig von meinem Ziel abgelenkt.
    Â»Also, was ist?«, wartete Vero auf meine Antwort. »Hast
du Zeit?«
    Â»Wann soll ich da sein?«
    Â»Neunzehn Uhr.«
    Â»Morgen, neunzehn Uhr. Geht klar.«
    Ich legte auf.
    Â»Wo bist du morgen um neunzehn Uhr?«
    Mein Herz machte einen Satz, was weniger an dem Schreck
als an Danners Stimme lag.
    Er hatte seine Bürotür, vor der ich stand, geöffnet und
mich belauscht.
    Â»Arbeiten«, erklärte ich knapp.
    Er verschränkte die Arme: »Definiere ›arbeiten‹ genauer.
Fällt es unter ›Interessenüberschneidung‹?«
    Â»Nein.«
    Â»Sondern?«, ließ er nicht locker. Seine Augen glitzerten.
    Es fiel unter ›total peinlicher Auftritt vor onanierenden
Vollstrammen‹ und genau das würde er garantiert nicht von mir hören.
    Â»Eine meiner Spuren«, blockte ich ab.
    Â»Also

Weitere Kostenlose Bücher