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Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition)

Titel: Hämoglobin (Jacks Gutenachtgeschichten) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Pferdeschwanz zog die Brauen zusammen.
    »Showtime.«
    Dann pochten sie gegen die Tür.

13
    Der Mann in S chwarz schob das Relikt durch den hohen, nach Bohnerwachs riechenden Gang.
    Die Tür war offen gewesen.
    Offensichtlich hatte der Kerl, der das Schild angebracht hatte, vergessen, sie zu schließen. Die Rollen des Bretts, auf dem der Gartenbrunnen stand, quietschten erbärmlich, und der Mann verdrehte die Augen. Sein Tag war bisher buchstäblich voller Musik gewesen, und jetzt das. Er blickte nach unten und b e merkte gelbe Markierungen auf dem Betonboden, die ihn alle r dings keinen Deut schlauer machten.
    Er hätte sich für alle Fälle einen Plan dieser verdammten Ha l len besorgen sollen.
    Das wäre nicht mal schwierig gewesen; eine Minute im Internet hätte ausgereicht.
    »Verdammte Scheiße.«
    Er bog einige Male intuitiv links ab, einer alten Pfadfinderregel folgend, und traf auf neue Gänge, neue Abzweigungen. Er versuchte, sich an den Konzertplakaten, die alle paar Meter an die Wand geklebt waren, zu orientieren, aber schon nach zweimaligem Abbiegen wusste er nicht mehr, ob er bereits am pausbäckigen Gesicht der Callas oder einem schwarzweißen Phil Collins vorbei gekommen war.
    Plötzlich hielt er an.
    Er hatte etwas gehört.
    Es klang, als würde jemand japsen – oder schluchzen.
    Er ließ das Relikt los und spähte um die Ecke in den vor ihm liegenden Gang.
    An der Wand lehnte ein Mann.
    Er trug einen grauen Anzug, der schlecht verbarg, wie korp u lent er war. Sein Atem ging pfeifend, und er war blass.
    »Das Talent« konnte sehen, dass sich seine Lippen bewegten, und er hielt irgend etwas in der Hand. Etwas tiefrotes.
    »Hallo«, rief der Mann in schwarz. Seine Stimme hallte von den Wänden wieder.
    »Es war nur ein Nagel. Ein oder zwei. Mehr nicht«, sagte der Kerl im Anzug laut und scheinbar mehr zu sich selbst.
    »Aber sicher«, entgegnete er ruhig, »nur ein paar Nägel. Wie komme ich in die Halle?«
    Der Mann in S chwarz war auf ihn zu gegangen; nun sah er, dass der Gegenstand in der fleischigen Hand ein Hammer war; er troff vor Blut.
     
    »Wie komme ich in die verdammte Halle?«
    Seine Stimme war nun schärfer. Wie die Dinge lagen, drängte die Zeit wohl ein wenig.
    Sein Gegenüber war, wenn schon nicht total übergeschnappt, so doch sehr nahe an der Schwelle zum Irrsinn, und er konnte sich Angesichts der neuen Situation nicht erlauben, über Hämmer oder Nägel zu plaudern. Er musste jetzt schnell in die Halle.
    Er stand jetzt vor diesem brabbelnden Fleischberg, beugte sich vor und flüsterte:
    »Ich bringe das Gefäß des Vaters, Idiot. Wie komme ich in die verfluchte Halle?«
    Richthovens Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Wo r te.
    Der Mann, der nichts anderes im Sinn hatte, als den Vater zu befreien, fasste den Chef der Hallen am Kragen. Er war ganz entspannt, aber sein Blick fror fast am Zifferblatt seiner Uhr fest.
    »Letzter Versuch, Kumpel. Mir läuft ein bisschen die Zeit d a von. Das wird den Vater nicht begeistern, fürchte ich. Da du selbst kein Unschuldslamm bist, und über kurz oder lang s o wieso in seinem Königreich landest, wär’s doch bestimmt nett, mit ihm im Reinen zu sein. Oder? Hm? Also: wo ist die Halle?«
    »Durch die Tür da«, flüsterte Richthoven.
    »Schön. Es geht doch.«
    Er tätschelte dem Hallenchef die feiste Wange, worauf dieser wimmernd versuchte, den Kopf weg zu ziehen.
    Der Talentierte holte das Rollbrett mit dem Relikt, und als er an Richthoven vorbei quietschte, stoppte er noch einmal.
    Er lächelte Richthoven an.
    »Gibst du mir kurz deinen Hammer?«, fragte er.
    Er wand ihn aus der klebrigen Faust des anderen, roch gespielt angewidert daran und sagte:
    »Weißt du was? Da du so viel für den Vater getan hast, tue ich jetzt was für dich. Der Vater wird bald erscheinen, wenn wir alles richtig machen, und sein Königreich auf unsere Welt au s dehnen. Willst du am Thron des Vaters knien?«
    Richthovens käsige Wangen schwabbelten, als er nickte.
    »Sehr gut.« Der Mann in schwarz hob lächelnd den Hammer.
    »Schon bald kehrt der Vater in sein Reich zurück. Warte da schon mal auf ihn.«
    Der Talentierte brauchte nur einen Schlag.

14
    Die drei Männer von Midas hatten festgestellt, dass die Tür nur angelehnt war.
    Einer von ihnen, der nur Benedikt genannt wurde, hatte schwarze Streifen auf dem Boden entdeckt.
    »Gummirollen. Scheint eine Art Lieferanteneingang oder so was zu sein. Na ja , alle Wege führen nach Rom.«
    Der Mann mit dem

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