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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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»Und für das Brötchen. Ähm, für das Brot.«
    »Keine Ursache, gern geschehen.« Für einen Sekundenbruchteil kam es mir so vor, als hätte er bei dem Wort Brötchen auf meinen Hintern geguckt, aber vielleicht war es auch nur eine Art Reflexbewegung seiner Augen, weil er im selben Moment, als ich mich abwandte, den Kopf in meine Richtung drehte.
    »Also, gute Nacht«, sagte ich. An der Tür warf ich aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick zurück und diesmal gab es kein Vertun: Er guckte auf meinen Hintern.
    *
    Der Wein und das Essen hatten mich müde gemacht, aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Ob es nun daran lag, dass ich vor dem Essen geschlafen hatte, oder daran, dass in meinem Kopf so viele ungute Gedanken rotierten – ich kam einfach nicht zur Ruhe. Nachdem ich Ewigkeiten in alten Hochzeitsmagazinen geblättert hatte, machte ich das Licht aus und zog mir die Decke bis zum Kinn. Immer noch meilenweit vom Einschlafen entfernt, lag ich auf dem Rücken und starrte aus dem Fenster in den nächtlichen Garten hinaus. Dort war nichts zu sehen außer pechschwarzer Dunkelheit, doch wenn ich meine Augen lange genug auf einen bestimmten Bereich fokussierte, konnte ich die schwache Bewegung von Ästen ausmachen, die sich dort im Wind wiegten. Direkt vor meinem Fenster wuchs eine ausladende Birke, ein schöner Anblick, wenn ich morgens wach wurde und in sonnenflimmerndes Grün schauen konnte.
    Ich dachte an Thomas. Was er wohl jetzt machte? Lag er genau wie ich in seiner Wohnung im Bett und dachte nach? Machte er sich Vorwürfe, weil er mich auf so scheußliche Art betrogen hatte?
    Ich malte mir aus, dass er sich mit heftigen Magenschmerzen und Tränen der Reue in den Augen schlaflos von einer Seite auf die andere wälzte und den Tag verfluchte, an dem Serena das Licht der Welt erblickt hatte.
    So schön der Gedanke auch war, er blieb von seltsamer Formlosigkeit. Die Vorstellung, dass er sich mit Selbstvorwürfen zerfleischte, war zwar nett, aber besonders realistisch erschien sie mir nicht.
    Dafür wuchs allmählich meine Wut. Was dachte sich dieser Mistkerl eigentlich, mich nicht ein einziges Mal anzurufen? Klaus hatte bestimmt hundert Mal angerufen! Von den vielen SMS ganz zu schweigen! Und bestimmt hatte er Annabel inzwischen mehr E-Mails geschrieben, als ihr Account verkraftete.
    Von Thomas war den ganzen Tag über kein einziges Lebenszeichen gekommen. Es sei denn, er hätte mir ebenfalls eine Mail geschrieben! Ich hatte es kaum gedacht, als ich auch schon aus dem Bett sprang und in der Dunkelheit quer durchs Zimmer zu meinem Schreibtisch tappte, um meinen Laptop anzuwerfen. Ich hatte seit Tagen meine Mails nicht abgerufen.
    Während ich mich ins Internet einwählte, musste ich wieder daran denken, mit welcher Inbrunst Klaus versuchte, Kontakt zu Annabel aufzunehmen. Warum, zum Teufel, gab Thomas sich nicht die geringste Mühe, bei mir dasselbe zu machen?
    Die Erkenntnis kam so plötzlich, dass ich für ein paar Augenblicke aufhörte, zu atmen.
    Er tat es nicht, weil er es nicht wollte. Weil er kein Bedürfnis danach hatte. Weil es für ihn vorbei war.
    Im selben Moment klickte mein elektronisches Postfach auf, und ich sah sofort, dass er mir tatsächlich eine Mail geschrieben hatte. Mit zitternden Fingern rief ich sie auf.

    Hallo Britta,
    Ich wollte es dir gestern gern persönlich sagen, aber diese schießwütige Verrückte hat es verhindert. Ein paar Mal habe ich auch angerufen, aber entweder hebt niemand ab oder es wird sofort aufgelegt, wenn ich mich melde. Oder es geht nur der Anrufbeantworter dran. Anscheinend hältst du es nicht für nötig, dass wir uns persönlich auseinander setzen oder voneinander verabschieden. Also sage ich dir auf diesem Wege, dass ich dir für deinen weiteren Lebensweg alles Gute wünsche. Entschuldige die Unannehmlichkeiten, aber wir passen einfach nicht zueinander. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nicht solchen Sex wie mit Serena. Sie ist die Erfüllung all meiner Träume. Ich liebe sie und will sie heiraten.

    Es kam noch ein Absatz mit irgendwelchem Grußgefasel, aber den las ich nicht mehr, weil irgendetwas in meinem Kopf explodierte.
    Roter Nebel waberte vor meinen Augen und plötzlich krachte die Tür auf. Ein riesiger, dunkler Schatten kam hereingestürmt, gefolgt von zwei weiteren, kleineren Schatten. Dann ging das Licht an, und die Schatten verwandelten sich in Sven, Pauline und Annabel, die mitten in meinem Zimmer standen und mich fassungslos

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