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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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konnten, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht innerhalb kürzester Zeit etwas Passendes fanden. Pauline und Annabel konnten sich unmöglich ernsthaft einbilden, bis in alle Ewigkeit kostenlos hier im Haus dieses Juristen wohnen zu können, dessen Motive als Gastgeber nach wie vor absolut im Dunkeln lagen.
    Die Ideallösung wäre, so überlegte ich mir als Nächstes, wenn wir drei in mein Haus ziehen könnten. Nachdem mein Vater nun schon mal draußen war, drängte sich diese Idee geradezu auf. Er konnte ebenso gut in ein Apartment ziehen, wozu brauchte er als Alleinstehender noch ein Haus, zumal er keinerlei Skrupel hatte, eben jenes Haus – das ihm nicht mal gehörte – bereitwillig an irgendwelche wildfremden Leute abzutreten?
    Dieser Gedanke führte mich nahtlos zum zweiten Punkt, der mich allerdings vor ungeahnte Schwierigkeiten stellte, die mein ohnehin schon durcheinander gewirbeltes Leben komplett auf den Kopf stellten. Stan und Olli hatten auf mich nicht gerade den Eindruck gemacht, als sei mit ihnen gut Kirschen essen. Ganz im Gegenteil, sie schienen von echtem Gaunerkaliber zu sein.
    Ich versuchte gar nicht erst, die Wut zu unterdrücken, die sich bei dem Gedanken in mir zusammenballte, dass diese Typen womöglich in meinem alten Zimmer pennten. Wie hatte mein Vater mir das nur antun können! Wieso ließ er sich immer auf solche blöden, gefährlichen Spielchen ein, mit Leuten, die ihm dreist das Geld aus der Tasche zogen und dann auf Nimmerwiedersehen verschwanden!
    Während ich meine Habseligkeiten in Annabels Zimmer verstaute, besichtigte mein Vater das Haus. Er hatte sich nicht damit aufgehalten, seine Sachen auszupacken, sondern hatte einfach die Koffer neben meinem Bett abgestellt und sich dann angeschickt, den Fortgang der Arbeiten im Erdgeschoss und unterm Dach zu begutachten.
    Ich schnappte mir meine Digitalkamera und packte in meinem Zimmer ein paar Sachen in eine Kiste, die ich in den Garten schleppte, um dort Fotos zu machen.
    Die alte Birke, die unter meinem Schlafzimmer stand, bildete mit ihrem schön gemaserten Stamm und dem Polster aus Moos und Gras rund um das Wurzelwerk eine zauberhaft natürliche Kulisse für ein paar Detailaufnahmen. Auf einem zartgelben Stoffviereck aus Samt arrangierte ich zunächst eine Idee für Brautkranz und Schleier, ein Gebinde aus Efeu und Teerosen – natürlich beides künstlich –, kombiniert mit einer Wolke aus duftigem Tüll und Klöppelspitze. Als Alternative dazu breitete ich als Nächstes auf rosa Samt und bauschiger, weißer Seide meinen zweiten Modellentwurf aus, bestehend aus unterschiedlich großen, lachsfarbenen Landrosen in einem Geflecht aus Schleierkraut.
    Die Fotos verfolgten keineswegs den Zweck, eine verbindliche Auswahl festzulegen. Zum einen hatte die Hexe Serena sicherlich eigene Vorstellungen und vermutlich einen Coiffeur, der mit seinen Kreationen sicher die kühnsten Erwartungen übertraf. Zum anderen hatte ich selbst nicht die geringste Lust, dieser Ziege auch noch den Brautkranz zu binden. Darum sollten sich gefälligst andere kümmern.
    Die Fotos, die ich in das Exposé aufnehmen wollte, dienten einzig und allein dazu, das Ganze aufzumöbeln und meinen Listen einen professionellen, stimmungsvollen Anstrich zu verleihen. Davon abgesehen, wusste ich immer noch nicht, ob ich überhaupt Lust hatte, irgendetwas für diese Hochzeit zu planen. Was das betraf, war ich immer noch im Zwiespalt. Annabel hatte ich heute noch nicht gesehen, sie war schon ziemlich früh zur Arbeit gegangen. Wenn sie nicht mit sehr überzeugenden Argumenten für ihr angedachtes Rachekomplott nach Hause kam, würde ich Marie-Luises Auftrag mit Sicherheit ablehnen. Oder wenigstens höchstwahrscheinlich, schränkte ich sofort in Gedanken ein. Nicht etwa, weil ich übertrieben geldgeil war, das nicht. Aber zwölftausendfünfhundert Euro waren nicht gerade wenig, und tausend Euro waren fürs Erste auch nicht schlecht. Deshalb würde ich das Exposé schon mal auf jeden Fall machen. Mein Kopf quoll über vor Ideen, und warum sollte ich für zwei Tage Arbeit nicht mal eben die Kohle mitnehmen?
    Ich suchte mir eine andere Stelle im Garten, wo ich eine Auswahl von Ringen knipste, ebenfalls auf Samt. Der Juwelier, mit dem ich zusammenarbeitete, hatte mir dankenswerterweise ein paar hübsche Stücke aus seiner Kollektion als Leihgabe überlassen, genau wie das piekfeine Haushaltsfachgeschäft, bei dem ich ein paar sündhaft teure Porzellangedecke, eine

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