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Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)

Titel: Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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letzte Schwein.«
    »Komm rein«, sagte ich, bevor er mit dem Karton wieder abziehen konnte. Was schadete es, wenn er die vielen guten Sachen hier ließ? Manche Dinge musste man eben trennen können. Die guten von den schlechten. »Stell’s einfach in die Küche.«
    Er tat es und sah dabei so mitleiderregend aus, dass ich es nicht schaffte, ihn einfach so wieder rauszuschmeißen. Wem tat es weh, wenn ich ein paar Takte mit ihm redete? Mir bestimmt nicht und Annabel war nicht da. Sie musste es gar nicht erfahren.
    Und Klaus konnte, nachdem er schon hier war, vielleicht das eine oder andere erzählen. Über Serena zum Beispiel. Möglicherweise wusste er Genaueres über sie und Thomas.
    »Setz dich«, sagte ich. »Ich wollte sowieso gerade Kaffee kochen.«
    Sein Gesicht leuchtete förmlich vor Dankbarkeit. »Ich packe lieber das Fleisch in den Kühlschrank.«
    Er schaffte es, alles auf zwei Etagen zu verstauen, dafür war der Kühlschrank hinterher so voll, dass die Tür kaum noch zuging. »Wenn du willst, kann ich euch gleich was fürs Mittagessen machen.«
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee«, sagte ich. »Bei all den Handwerkern, die hier im Haus sind. Es wäre nicht nett, denen die Zähne lang zu machen und leckere Steaks zu futtern, während sie arbeiten.«
    In Wahrheit dachte ich eher an meinen Vater. Wenn es hier im Haus nach gebratenem Fleisch roch, würde er binnen dreißig Sekunden auf der Matte stehen, egal in welchem Winkel er sich gerade befand. Und wenn er erst hier war, würde ich Klaus nicht mehr über Thomas und Serena ausfragen können.
    Ich setzte Kaffee auf und stellte zwei Tassen auf den Tisch. Während die Kaffeemaschine vor sich hingurgelte, überlegte ich, dass ein leckeres Frühstücksbaguette, zum Beispiel mit Truthahnaufschnitt, kaum Geruch entfaltete. Außerdem war ja da noch das stinkende Parkett, das überdeckte jedes Essensaroma zuverlässig.
    »Magst du auch was?«, fragte ich Klaus, während ich in der Speisekammer nach den Brotresten von gestern Abend fahndete.
    »Nein, danke. Ich kann in den letzten Tagen nichts runterkriegen.«
    Ich wurde fündig und legte das halbe Baguette, das vom Abendessen noch übrig geblieben war, auf die Anrichte. Während ich Wurst und Butter aus dem Kühlschrank holte, warf ich Klaus einen prüfenden Blick von der Seite zu. Tatsächlich schien er einiges abgenommen zu haben. Ausgemergelt sah er nicht gerade aus, aber auch nicht mehr so füllig wie noch vor ein paar Tagen. Es stand ihm nicht schlecht, wenn er etwas schlanker war, obwohl Annabel immer betont hatte, ihn genau so zu mögen, wie er eben war – mit ein paar Pfündchen zu viel. Es hatte ihr nichts ausgemacht, dass er in den letzten Jahren um die Mitte herum kontinuierlich zugelegt hatte.
    »Sonst wäre er doch kein richtiger Metzger«, hatte sie häufig gesagt.
    Lieber Himmel, warum hatte das alles passieren müssen? Die beiden waren einfach füreinander bestimmt gewesen. Die süße, mädchenhafte Annabel und der kernige, bodenständige Klaus. Ein echtes Traumpaar. Schon als Teenies hatten sie ständig zusammengegluckt, nichts und niemand hatte sie trennen können, diese erste, wunderbare, große Liebe. Bis Serena kam, sah und siegte. Mit ihren Monstertitten und ihren unschlagbaren Fellatio-Techniken.
    Ich klatschte mir eine Scheibe Truthahnwurst auf das aufgeschnittene Baguette und legte es auf einen Teller. Mit einem Mal fand ich es nicht mehr besonders appetitanregend.
    Der Kaffee war fertig. Ich goss die Tassen voll, stellte Milch und Zucker dazu und setzte mich zu Klaus an den Tisch.
    Nachdem ich einmal in das Sandwich gebissen hatte, legte ich es wieder weg. Der Hunger war mir vergangen. Ich trank von meinem Kaffee und stellte die Tasse ab, während ich Klaus offen ins Gesicht sah. »Was ist dran an dieser Frau?«
    Er fuhr kaum merklich zusammen, aber er versuchte nicht, meinen Blicken auszuweichen.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, sagte er mit schleppender Stimme. »Aber mir ist nicht viel eingefallen.«
    »Du hast sie seit damals nie wirklich vergessen, oder?«
    Er dachte kurz nach, dann nickte er. »Das stimmt wohl. In gewisser Weise ist sie jahrelang durch meine Träume gegeistert. Es war schon so, als sie damals in der Zwölften zu uns in die Klasse kam. An ihr war so etwas wie … Sie bewegte sich immer so eindeutig, und ihre Blicke … Es war wie eine einzige Aufforderung. Eine Versuchung. Und dann dieser Abend, beim Abiball … Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken

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