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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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jeder, der ein Buch schenkt, für eine persönliche Widmung verantwortlich sei, wehren können. Ein ungeschriebenes Gesetz, natürlich universell gültig. Er hatte eine saubere Handschrift, die Buchstaben waren etwas geneigt, die Schleife des G geschlossen und geschwungen, er malträtierte das Papier nicht, er glitt darüber. Deutete das nicht auf einen emotionalen, weichen, wenig gefestigten Charakter hin? Mehr Schmusekater als Macho? Ein femininer Mann? Saskia meinte, das mal irgendwo gelesen zu haben.
    Als Erinnerung an einen denkwürdigen Zusammenstoß. Ich erwarte nicht, dass du es liest, aber einen Ehrenplatz in deinem Bücherregal sollte es schon bekommen.
Vielleicht hat es Zauberkräfte und bewirkt, dass dies dein erster und letzter Unfall bleibt. In diesem Sinne gute Besserung!
    Sebastian Schneider.
    Ja, eindeutig emotional, geradezu romantisch. Kein trockener Rechtsanwalt, der sein Leben zwischen staubigen Buchseiten und langweiligen Paragrafen verbrachte. Dazu passte auch sein Äußeres. Sanfte, blaue Augen, eine schmale, beinahe aristokratische Nase zu nicht besonders ausgeprägten Wangenknochen und einem leicht spitzen Kinn. Alles eingerahmt von vollem, blondem Haar, im Nacken lang, an den Seiten modisch kurz. Er war groß, mindestens einen Kopf größer als sie, wirkte sportlich mit seinen kräftigen Schultern und der schmalen Taille. Und wenn sie sich nicht täuschte …
    Es klopfte an der Tür, was aber nur rhetorisch gemeint war, denn gleich darauf flog sie auf, ohne dass Saskia den Eintritt gestattet hatte. Stefanie platzte herein, so wie es ihre Art war. Sie betrat einen Raum nicht, sie eroberte ihn, füllte ihn sofort ganz aus mit ihrer Energie, mit ihrem Enthusiasmus und ihrer grenzenlosen Lebensfreude. Ein kleiner Wirbelsturm, nicht mehr als eins fünfundsechzig, schlank, mit einer zerzausten Kurzhaarfrisur, die stets wirkte, als käme sie gerade aus dem Bett. Was natürlich beabsichtigt war.
    »Hey, Süße!«
    Sie fielen sich in die Arme. An der Schulter ihrer Freundin schloss Saskia kurz die Augen, atmete ihr Parfum ein. Es roch nach Zuhause, nach Vertrautheit. Schließlich schob Stefanie sie ein Stück weg, hielt sie aber an den Schultern und betrachtete sie. Ihre grüngrauen Augen leuchteten intensiv, suchten nach verräterischen Spuren.

    »Alles klar?«
    Saskia nickte. »Und sobald ich hier raus bin, geht es mir noch besser.«
    »Glaub ich dir gerne. Aber was ist mit deinen Verletzungen? Wieso darfst du heute schon gehen? Hat dein Arzt das wirklich abgesegnet?«
    »Drei Fragen auf einmal, ist das nicht ein bisschen viel?«
    »Ich meine es ernst, Süße. Ich nehme dich nicht mit, wenn du mir auf der Treppe zusammenklappst.«
    »Mach dir keine Sorgen, das wird nicht passieren. Sport darf ich zwar noch nicht treiben, aber fürs Krankenhaus bin ich nicht mehr krank genug.«
    Stefanie hob die Hand und fuhr mit dem Daumen sacht über das Pflaster auf Saskias Stirn. Dabei verzog sie ihr Gesicht, so als würde es eigentlich ihr Schmerzen bereiten.
    »Die wird bleiben, was?«
    »Ja. Die wird mich zeit meines Lebens daran erinnern, dass ich nicht bei Rot über die Ampel fahren darf.«
    Plötzlich drückte Stefanie sie wieder an sich.
    »Ich bin so froh, dass dir nicht mehr passiert ist«, hörte Saskia sie in ihr Ohr hauchen.
    »Du wirst mir doch nicht gefühlsduselig werden?«
    »Doch, ein bisschen schon … und ein schlechtes Gewissen habe ich auch wegen dieses verdammten Termins in Augsburg. Da liegt meine beste Freundin im Krankenhaus, und ich habe keine Zeit für sie.«
    »Ist wirklich nicht schlimm. Die Zeit verging wie im Flug.«
    Das war glatt gelogen. Die Zeit war ähnlich schnell vergangen, wie Honig von einem Löffel tropft.
    »Die Tasche nehme ich«, sagte Stefanie und nahm sie vom Bett. Dabei fiel ihr Blick auf den Blumenstrauß auf
dem Beistellwagen; die Margeriten ließen zwar die Köpfe hängen, ansonsten sah er aber immer noch gut aus. Saskia hätte ihn mitgenommen, aber das verstieß gegen die Gepflogenheiten des Krankenhauses. Da war die Schwester resolut gewesen.
    »Oh!«, machte Stefanie. »Von wem stammt denn der?«
    »Das verrate ich dir im Wagen. Lass uns schnell hier verschwinden.«
    Ihr Weg ins Parkhaus glich einer Flucht. Erst als Stefanie den Zündschlüssel ins Schloss ihres Audis steckte, atmete Saskia erleichtert aus. Ihre Freundin sah sie von der Seite an.
    »Jetzt siehst du wieder lebendig aus.«
    »Jetzt fühle ich mich auch wieder so.«
    Stefanie startete den

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