Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
Und verloren. Sebastian beugte sich vor, küsste ihre Hand und flüsterte: »Ich liebe dich.«
    Danach wollte er gehen, bemerkte aber das zunächst nur leichte Flattern ihrer Lider. Die Augäpfel darunter rollten hin und her, sie gab ein leises Stöhnen von sich, ihre Beine zuckten. Dann schlossen sich ihre Finger um seine Hand, mit einer Festigkeit, die Sebastian überraschte. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sebastian lächelte, konnte aber
nicht verhindern, dass jetzt doch eine einzelne Träne über seine Wange rollte.
    »Hey, meine Traumfrau, da bist du ja.«
    Sie blinzelte, war noch nicht wirklich in seiner Welt. Ihr Griff wurde noch etwas fester, sie öffnete die verklebten Lippen, schluckte mühsam.
    »Durst«, krächzte sie.
    »Warte, hier ist Wasser.«
    Auf dem Beistellwagen stand eine Flasche stilles Mineralwasser. Sebastian öffnete sie und füllte einen Plastikbecher zur Hälfte. Dann hielt er ihn ihr an die Lippen, schob seinen anderen Arm unter ihren Nacken, stützte sie und half ihr beim Trinken. Sie trank alles aus und sackte dann ins Kissen zurück. Sebastian stellte den Becher ab, nahm erneut ihre Hand und strich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn.
    »Hast du Schmerzen?«
    Mühsam bewegte sie den Kopf von einer Seite zur anderen. »Nein … im Moment nicht … ich fühle mich nur … wie betrunken.«
    »Du hast ein starkes Schlafmittel bekommen, daran wird es liegen. Eigentlich hättest du gar nicht aufwachen dürfen.«
    Ein kraftloses Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich habe dich gehört … was du gesagt hast.«
    Sebastian beugte sich zu ihr hinunter, brachte seine Lippen dicht an ihr rechtes Ohr. »Ich liebe dich wirklich, und ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.« Dann küsste er sie sanft auf den Mund. »Und es tut mir alles so furchtbar leid … so leid.«
    Seine Stimme ertrank in den Tränen, die er nicht hinauslassen wollte.
    Saskia ließ seine Hand los, legte ihren Arm um seinen
Hals und zog ihn ganz nah zu sich heran. Er konnte sie riechen, konnte die Wärme ihrer Haut spüren. Ihre Hand strich über seinen Rücken. »Ich liebe dich auch, mehr als ich dir sagen kann.«
    Eine Weile verharrten sie in dieser Position, einer schöpfte Kraft vom anderen, einer tröstete wortlos den anderen. Sebastian hatte sogar den Eindruck, dass sie sich noch niemals so nahe gewesen waren, dass ihre Seelen erst jetzt wirklich zueinanderfanden. Er war berauscht von diesem Gefühl, und es kostete ihn Mühe, sich aufzurichten. Noch mehr Kraft aber kostete es ihn, die nächste Frage zu stellen. »Weißt du, was alles passiert ist?«
    Saskia nickte. »Nicht jetzt … ich kann jetzt nicht darüber sprechen.«
    Sebastian fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, ob Saskia über Stefanie und die Ostrowskis Bescheid wusste, ob es ihr jemand erzählt hatte. Er konnte sich auch nicht erinnern, was er ihr gesagt hatte, als er sie auf dem Bett im Arm gehalten hatte, bis Derwitz mit seiner Meute eingetroffen war. Er wusste nicht einmal, wie viel Zeit dabei vergangen war, wie lange er Uwe in Ungewissheit im Keller liegen gelassen hatte.
    Als sie sich jetzt voneinander lösten, waren auch Saskias Augen tränenfeucht. Die Finger ineinander verschränkt sahen sie sich an.
    »Sie ist nicht gefasst worden, oder?«, fragte Saskia.
    Sebastian schüttelte den Kopf.
    »Gehst du trotzdem auf den Hof zurück?«
    »Ja. Ich muss. Allein schon wegen der Pferde. Außerdem … ich kann ja nicht den Rest meines Lebens vor ihr weglaufen. Wenn die Polizei sie nicht findet, wird sie mich eines Tages finden … Und dann bringe ich es zu Ende.«

    Saskia nickte. »Ich kann deinen Hass verstehen, aber ich habe Angst um dich. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du darfst mich nicht verlassen, das … das würde ich nicht ertragen.«
    »Du wirst mich nicht verlieren, ich verspreche es dir. Mach dir nicht zu große Sorgen. Eine Polizeistreife wird Tag und Nacht den Hof bewachen, hier vor deinem Zimmer sitzt auch ein Beamter. Außerdem werden sie sie bald finden, ganz bestimmt.«
    Ob Saskia ihm die vorgetäuschte Zuversicht abnahm, konnte Sebastian nicht sagen, aber sie hörte wenigstens auf zu weinen. Scheinbar machte sich das Schlafmittel wieder bemerkbar. Er konnte sehen, wie schwer es ihr fiel, die Augen aufzuhalten. Auch der Druck ihrer Hand ließ nach.
    »Sobald ich hier rausdarf, komme ich zu dir auf den Hof, okay?«
    »Ich hole dich ab.«
    »Warte dort auf mich, bitte.«
    »So lange es

Weitere Kostenlose Bücher