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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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verschleierten ihren sonst so realistischen Blick. Ich sah sie an. »Meinst du nicht, dass du lieber doch erst mit Holger sprechen solltest, bevor du dich auf irgendetwas Neues einlässt? Vielleicht könnt ihr ja auch einen Kurs machen oder so …«
    Lilly tat so, als stecke sie sich einen Finger in den Hals, und verdrehte die Augen. »Ja, sicher, ’nen Tanzkurs, oder was? Dann trenn ich mich schon vorher. Näh!« Dann lenkte sie ein: »Aber ich kann ja mal versuchen, mit ihm zu reden, wie das mit uns weitergehen soll und so.« Sie sah auf einmal sehr traurig aus. »Aber ehrlich gesagt, was soll ich mit ihm noch? Ich werde nicht schwanger, er ist nie zu Hause, und ich hab das Gefühl, dass wir uns längst voneinander entfernt haben.«
    Ich kannte das und konnte sie nur zu gut verstehen. Aber es konnte morgen schon wieder ganz anders aussehen. Holger brauchte doch nur einmal überraschend Blumen mitzubringen oder Lilly mit einem selbst gekochten Essen zu verwöhnen, dann strahlte sie wieder, und es hieß, er sei der beste Mann der Welt. Oder war es diesmal anders? Wenn wir Frauen nur nicht immer so kompliziert und wankelmütig wären.
    Ich wollte Jonas eine Weile genauer unter die Lupe nehmen und zum Beispiel seine T-Shirts und seinen Hals auf ungewohnte Flecken untersuchen.
    »Nein, noch besser!«, rief Lilly. »Wir machen eine Liste!«
    Au ja, eine Liste – Lilly war genauso versessen auf Listen wie ich, alles musste katalogisiert und festgehalten werden. Das war so ein Tick von uns. Wir dachten beide: Hast du einen Plan, kann nichts schiefgehen. Geht doch etwas schief, ändere den Plan, und alles ist wieder gut.
    »Wir brauchen einen Plan, und am besten ist es, wenn wir alles aufschreiben«, beschloss sie.
    Ich riss einen von Majas Malzetteln vom Block und angelte mir einen dicken lila Filzstift aus ihrer Stifte-Tasse, dann wartete ich auf Lillys Ansagen. Sie wirkte so eifrig, dass ich automatisch die Rolle der Sekretärin übernahm.
    »Was schreiben wir?«, fragte ich Lilly und kratzte mich mit dem Stift an der Stirn. Leider mit dem falschen Ende.
    »Du hast da jetzt lila Streifen.« Oh. Egal.
    »Schreib einfach: Sophies Liste.«
    Das ergab Sinn. Ich schrieb die Buchstaben schnörkelig mit Lila auf das weiße  DIN -A4-Papier.
    »So.«
    »Ja, genau. Und jetzt: Punkt eins: Den Feind kennenlernen! Wir müssen wirklich wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Vielleicht ist es eben doch eher kumpelmäßig.«
    Ich nickte und machte »hmmm«, aber  kumpelmäßig  war das letzte Wort, das mir im Zusammenhang mit Jessica und Jonas einfallen würde.
    Lilly war aber schier begeistert: »Ja, ich weiß was, du besuchst ihn, und am besten komme ich mit! Ich will sie ja auch sehen – das wird lustig!«
    Was jetzt daran lustig sein sollte, wusste ich nicht, aber wenn sie meinte, dass sie Spaß dran haben könnte, konnten wir das ja mal ausprobieren. Es schien sie zumindest von ihrem eigenen Drama ganz gut abzulenken.
    »Und gleichzeitig können wir auch überprüfen, ob er wirklich so viel arbeitet.«
    »Wie meinst du das? Sollen wir ihm etwa hinterherspionieren? Wann sollen wir das denn machen? Ich arbeite zufällig!«
    Lilly überlegte. »Ich hab doch diese Woche Urlaub …«
    »Du stellst dich doch nicht allen Ernstes vors Theater und filmst, wie er rein- und rausgeht?« Das konnte ich nicht wirklich zulassen.
    »Ähm, das können wir dann ja sehen. Lass es uns doch erst mal aufschreiben!« Lilly war Feuer und Flamme.
    Seufzend schrieb ich unter Punkt zwei: Arbeitszeiten überprüfen.
    Je realer die Frage wurde, ob Jonas mich betrog, desto sicherer wurde ich mir, dass es nicht so war. Ich war mir wirklich ziemlich sicher, fast hundertprozentig. Sagen wir, achtzig Prozent.
    Auf den Gedanken, dass Jonas mich anlog, war ich ehrlich gesagt noch gar nicht gekommen. Also, nicht  wirklich.  Klar war Jessica ein Thema, und ich war fuchsteufelswild, dass er jetzt sogar noch mit ihr ins Irish Pub ging und dass sie jeden Tag mit ihm arbeitete und ihn öfter sah als ich – aber dass Jonas wirklich abends irgendwohin fuhr, um sich dort mit ihr zu treffen und wild rumzuknutschen, oder sich in seiner Mittagspause in einem Stundenhotel mit ihr traf – das käme mir wirklich nicht in den Sinn. Lilly war aber total in Fahrt.
    »Hast du morgen Mittag schon was vor?«
    Natürlich nicht, außer arbeiten, und das wusste sie ja auch. »Prima, dann hole ich dich um halb eins ab, und wir fahren bei Jonas vorbei. Er wird wohl

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