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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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war schon wieder leer, also schenkte ich mir nach.
    »Können wir hier rauchen?«, fragte Lilly. Ich nickte und holte den Aschenbecher aus dem Schrank, der für Notfälle dort lagerte. Dies war so ein Notfall.
    »Pass mal auf«, setzte Lilly an. »Hast du denn schon irgendwelche Anhaltspunkte? Riecht Jonas nach Parfüm? Hat er Knutschflecken? Hat er öfter gute Laune als sonst? Hört er auf zu telefonieren, wenn du reinkommst? Hast du irgendwas Konkretes?«
    Ich überlegte. Nein, nein, nein und nein konnte ich reinen Gewissens behaupten. Nur den Ring, den er nicht mehr trug. Aber so konkret war das nicht.
    »Hast du ihn denn schon mal darauf angesprochen?«
    »Ja, natürlich. Er meint, die wäre nicht sein Typ, und da wäre natürlich nichts. Er meint, sie sei überhaupt nicht weiblich. Aber er macht halt so Sprüche …«
    »Was denn für Sprüche?«
    »Ach, er redet irgendwie ständig von ihr. Und erzählt, dass alle mit ihr flirten.«
    Meine Jessi, deine Jessi, Jessi ist für alle da. Ich erzählte Lilly alles, was ich zu lange für mich behalten hatte, weil ich der Wahrheit nicht ins böse funkelnde Auge hatte sehen wollen.
    »Jessica und ich,  sagt er, als wäre sie etwas Besonderes. Ich meine, er hätte ja wenigstens sagen können,  meine Praktikantin und ich.  Aber jetzt ist sie schon nur noch Jessica. Und wenn er von ihr spricht, glitzern seine Augen! Das müsstest du mal sehen! Das ist so was von verdächtig.« Ich zog eine Grimasse.
    So sollten seine Augen eigentlich nur glitzern, wenn er von mir oder Maja sprach.
    »Wenn ich nur wüsste, wie sie aussieht! Weißt du, das Schlimmste ist ja, dass ich nicht  weiß,  wer mein Feind ist! Vielleicht ist sie wirklich gar nicht sein Typ, das würde ich ja auf den ersten Blick erkennen!«
    »Kannst du ihn denn nicht mal wieder im Theater besuchen?«, warf Lilly ein.
    »Ja, stimmt, das müsste ich mal wieder«, seufzte ich. Andererseits hatte sich meine Verdrängungsstrategie bis jetzt als recht wirksam herausgestellt. Wenn ich weiterhin schön die Augen vor der ganzen Sache verschloss, würde schon nichts passieren. Manchmal – Entschuldigung, meistens! – dachte ich doch wie ein Kind.  Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht.
    Normalerweise ging ich in Jonas’ Theater nicht ein und aus, und ich war auch seit seiner Beförderung vor einem halben Jahr nicht dort gewesen, aber jetzt musste es wirklich mal wieder sein. Schluss mit der Verdrängung. Jetzt wollte ich wissen, woran ich war!
    Das sah Lilly auch so. »In flagranti müsstest du ihn erwischen!«
    Ich wehrte mich gegen diese Vorstellung. »Nein, bloß nicht! In flagranti erwischen, spinnst du? Da läuft nichts! Es reicht, wenn ich weiß, wie sie aussieht und wie sie so ist. Das ist bestimmt schlimm genug. Oder ich bin dann beruhigt.«
    »Hast du das heute Morgen gehört, bei Megaradio? Die machen doch immer diesen  Treuetest.  Was hältst du davon, wenn du selber mal so einen Test mit ihm machst?«
    »Quatsch, das ist alles gestellt«, schnaubte ich, um Lilly diese Idee auszureden. So ganz sicher war ich mir aber nicht, dass die Storys nicht echt waren.
    Lilly trank ihr drittes Glas Wein. Von drei Gläsern Rotwein kam man aber nicht auf solche Schnapsideen.
    Trotzdem ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los. Jonas würde es nicht zugeben, wenn er etwas mit Jessica hatte. Und ich wollte eigentlich nur wissen, dass da  nichts  war. Aber wie bewies man  nichts?  Und was war mit dem ach so hoch gelobten Vertrauen?
    »Ich hab vielleicht Angst, dass da eben doch was ist«, gab ich zu. »Und mehr als nur ein Flirt.«
    Ich zündete mir eine neue Zigarette an und öffnete das Küchenfenster. Ich schlimme Rabenmutter. Schrecklich genug, dass ich überhaupt wieder rauchte, der Qualm musste nicht auch noch direkt von hier ins Kinderzimmer ziehen. Wir schwiegen eine Weile und qualmten vor uns hin.
    Ich konnte nur hoffen, dass Lilly nichts Unüberlegtes anstellte. Vielleicht sollte sie doch erst mal herauskriegen, wie es mit ihr und Holger weiterging. Ich fände es zu schade um die Jahre, die sie miteinander verbracht hatten. Er hatte auf jeden Fall eine Chance verdient. Natürlich war sie meine Freundin, und ich wollte, dass sie glücklich war. Aber was war, wenn sie Holger verließ, die Sache mit Henning schiefging und sie mich hinterher vollheulte? Dann hieß es bestimmt: »Warum hast du mich nicht gewarnt?«
    So verknallt, wie sie jetzt war, war sie nicht wirklich zugänglich, die Hormone

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