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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Pinneberg war immerhin nah dran.
    »Würdest du es Holger denn erzählen?«
    »Nein, natürlich nicht! Es sei denn …«
    »Ja?«
    »Es sei denn, er ist wirklich toll, und wir verlieben uns so richtig. Dann würde ich Holger natürlich verlassen.«
    Das kam ja jetzt ganz schön plötzlich. Aber wer weiß, was sie mir noch alles vorenthalten hatte?
    »Süße, ich finde, du müsstest vielleicht erst mal mit Holger sprechen, und ihr solltet versuchen, eure Ehe zu retten!«
    Lilly schwieg. Aha.
    »Okay. Du willst den Pauli-Typen erst mal kennenlernen und dich dann entscheiden – sehe ich das richtig?«
    Sie nickte.
    So ganz wohl war mir bei der Sache nicht. Wer weiß, wie der war. Die Fotos konnten ja toll sein, aber Lilly nahm das alles offensichtlich sehr ernst. Vielleicht war Henning nur auf der Suche nach einer Affäre.
    Apropos Affäre, wann gedachte mein lieber Gatte eigentlich, nach Hause zu kommen?
    »Ich muss noch mal kurz Jonas anrufen, ich weiß überhaupt nicht, wann er kommt«, erklärte ich Lilly und rief Jonas auf dem Handy an. Es klingelte ein paar Mal, dann ging er endlich ran, Kneipen-Atmo im Hintergrund.
    »Jaa?«, brüllte er.
    »Du brauchst nicht so zu brüllen, ich kann dich gut hören!«, brüllte ich in unserer stillen Küche zurück.
    »Sophie?«, brüllte er wieder. »Ich geh mal raus!«
    Was machte er in einer Kneipe? Ich dachte, er arbeitet! Stattdessen trieb er sich auf einer Party herum, oder was? Das konnte ja heiter werden.
    Draußen war es ruhiger. Ich hörte, wie Jonas sich eine Zigarette anzündete.
    »Wo bist du denn?«, fragte ich, bemüht um einen sachlichen Ton.
    »Im Irish Pub«, erklärte er verdutzt, als sei ich ein bisschen blöd im Kopf und als sei es die natürlichste Sache der Welt, dass er erst sagte, er müsse länger arbeiten, und dann durch die Kneipen zog. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass er mir nichts davon geschrieben hatte, dass er, lieber ins  Irish Pub  wollte, statt länger zu arbeiten.
    »Was machst du denn da? Ich dachte, du arbeitest? Wann kommst du nach Hause? Ich vermisse dich!«, jammerte ich. Ich fühlte mich wie eine Fünfzigerjahre-Hausfrau, die ihrem Mann mit Tränen in den Augen und in ihrer Küchenschürze hinterherläuft, während er cool wie Humphrey Bogart in sein Flugzeug steigt, die Zigarette im Mundwinkel, sich gegen den Hut tippt und mit tiefer Stimme sagt: »Warte nicht auf mich, Kleines …«
    Jonas hatte zwar auch eine tiefe männliche Stimme, sagte aber zu meiner Überraschung: »Schatz, ich vermisse dich auch. Ich mach hier bald Schluss und komm dann nach Hause. Die Jungs hatten hier was zu feiern. Jessica und ich sind nur auf ein Bier mitgegangen.«
    Schon wieder Jessica! Und jetzt hieß es auch schon, Jessica und ich, das wurde ja immer schöner! Der sollte mir mal nach Hause kommen! Mein kleiner böser Feuerball war wieder da und rumorte im Magen herum. Statt mich furchtbar aufzuregen, schluckte ich meinen Frust und die Enttäuschung nur herunter und zischte: »Ja, okay, dann bis gleich.« Und fügte noch ein giftiges »Und viele Grüße an Jessica!« hinzu. Das konnte ich mir leider nicht verkneifen.
    Lilly sah mich an.
    »Was war das denn jetzt? Wer ist Jessica?«
    »Seine Praktikantin«, murmelte ich, immer noch knallrot im Gesicht, und leerte mein Weinglas auf ex.
    »Ooooh!« Lilly zog eine Augenbraue hoch.
    »Quatsch, gar nichts ooh!«, korrigierte ich bissig. »Da ist nichts! Hundert pro nicht! Die ist gar nicht sein Typ!«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, natürlich bin ich  nicht  sicher.«
    Ich zuckte hilflos die Schultern. Dann fing ich an zu weinen. Es war mir heute irgendwie alles zu viel.
    Erst Lilly, jetzt ich, da hatten sich ja echt zwei Heulsusen zusammengefunden. Ich schniefte und schluchzte. Lilly nahm mich in den Arm und machte »schschsch«. Sie würde eines Tages eine wunderbare Mutter werden.
    Ich erzählte ihr nun auch alles. Unter Tränen berichtete ich ihr, dass ich bald Chefredakteurin bei  Mütter  werden würde, zwar nur übergangsweise, aber immerhin, und dass Jonas sich gar nicht darüber freute. Dass er seinen Ring nicht mehr trug und dass Jessica einfach nur blöd war und dumm kicherte, wenn ich anrief. Und dass alles gar nicht in meinen perfekten Lebensplan passte!
    »Ich wollte  verliebt, verlobt, verheiratet, glücklich bis an mein Lebensende!  und nicht so einen Scheiß hier!«, rief ich, obwohl ich gar nicht so laut werden wollte, und wischte mir wütend meine Tränen ab.
    Mein Glas

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