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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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musste und wir uns dem alltäglichen Chaos stellten.
    Pünktlich um neun Uhr dreißig wollte ich heute bei der Konferenz sein. Dann konnte ich auch gleich mit Amelie über die neuen Jobpläne sprechen. Ich freute mich richtig darauf, Übergangschefin zu werden. Endlich würde mal frischer Wind durch dieses staubige Magazin wehen!
    Da gellte es mit einem Mal »Mamiiii!!« durchs Haus. Ich fragte mich, was so wichtig sein konnte, dass Maja so schrie. Okay, sie war wach, und die ganze Welt sollte das mitkriegen. Also kein Kaffee für Mami? Nein, ohne mein Koffein würde ich nicht mal die erste Stunde des Tages überleben.
    Ich rannte in die Küche, schrie meine Pad-Maschine  Petra  an, dass sie sich gefälligst beeilen sollte, und hastete so schnell ich konnte mit dem heißen, überschwappenden Kaffee in der Hand die Treppe hoch. Iih, das gab üble Flecken auf dem ehemals weißen Stufenteppich. Falls ich jemals in diesem Leben eine Haushaltshilfe finden würde, könnte sie gleich damit anfangen. Und wenn ich Glück hatte, würde es bald so weit sein.
    Ich hatte letzte Woche online eine Anzeige aufgegeben, dass unser Chaoshaushalt eine erfahrene und kompetente Hilfe suchte. Die Anzeige sollte morgen erscheinen. Schließlich arbeitete ich und verdiente mein eigenes Geld, deshalb konnten wir davon auch eine Putzfrau bezahlen. Ich hatte das Ganze schon mal versucht, aber drei Damen waren schreiend davongelaufen, als sie unser Haus von innen gesehen hatten.
    Ich hatte ja auch nie behauptet, eine super Hausfrau zu sein. Es gibt eben Sachen, die ich besser kann, als Kaffeeflecken aus Teppichen zu bürsten.
    Ich erreichte den Treppenabsatz, ohne noch mehr Kaffee zu verschütten.
    Majas Schreien klang jetzt nach Stufe drei – also wichtig, aber nicht lebensbedrohlich, etwa »Kind hat in eine Brennnessel gegriffen«, danach kämen dann Stufe vier »Kind sitzt im Baum fest und findet den Abstieg nicht«, gefolgt von Stufe fünf »Kind hängt an der Regenrinne«. Stufe eins und zwei standen für harmloses Geschrei (»Kind hat etwas Tolles gemalt« oder »Kind hat einen Stein gefunden«), das man mit ein bisschen Geduld und Übung mühelos ignorieren konnte. Um trotzdem nicht gleich dabei zusehen zu müssen, wie Maja vielleicht aus dem Fenster fiel, beeilte ich mich ein bisschen.
    Mit meiner tropfenden Tasse trat ich in ihr Zimmer. Keine Maja zu sehen. Wo steckte sie denn?
    »Maja?«, rief ich laut und setzte mich auf ihr Bett, um endlich den lang ersehnten ersten Schluck meines Lebenselixiers zu trinken.
    Unter mir wackelte etwas und schrie »Auuuuuuuuuuuuuu!«.
    Mist, ich hatte mich auf mein Kind gesetzt! Vor Schreck sprang ich zur Seite, mit dem Becher in der Hand, goss alles übers Bett und den weißen Teppich, die rosa Wand, die kleine Maja und mich. Aua! Maja schrie und weinte, ich nahm sie auf den Arm und trug sie aus der Gefahrenzone, dann checkte ich, ob ich sie verbrüht hatte.
    »Iss wo-hollte miss doch nuhur versstecken«, schluchzte sie, und ich war wieder voll drin im Mami-Job.
    Wieso ich nebenbei noch versuchte, mich als Redakteurin zu betätigen und mich meiner Ehekrise zu stellen, wenn es denn eine war, verstand ich selbst nicht so recht.
    Jetzt aber schnell umziehen, das Bett frisch beziehen konnte ich später. Hauptsache, es war niemand verletzt.
    Kaum bei der  Patschehändchen -Gruppe angekommen, drohte gleich der nächste Härtetest. Frau Fischer drückte mir einen Zettel ins Gesicht.
    »Essss wäre ssssschön, wenn Ssssssie auch ersssscheinen würden!«, zischte sie. Ich fuhr zusammen. Gruselig! Wahrscheinlich sagte sie einfach nur: »Es wäre schön, wenn Sie auch erscheinen würden«, aber die komplette Abwesenheit von Freundlichkeit, die zusammengekniffenen Augen und ein gelbliches Funkeln darin ließen mich an eine böse Schlange denken. Genauer gesagt an die böseste aller Schlangen, das kleine Haustier von Lord Voldemort, Nagini.
    Mit einem »Ja, guten Morgen erst mal«, schob ich ihre wedelnde Hand mit dem Zettel zur Seite und kümmerte mich darum, dass Maja sich kindergartentauglich umzog.
    Auf dem Flur tobten rund hundert Kinder herum und erinnerten an wild gewordene Zirkustiere aus einem Pixar-Animationsfilm, den es meines Wissens noch nicht gibt, aber unbedingt geben sollte.
    Die Mama von Jytte war auch schon da, ebenso die Mama von Tapani-Yrjö, eine ganz hippe Mami, die ihrem Sohn schon mal vorsorglich einen unaussprechlichen finnischen Namen verpasst hatte, um die finnischen Modenamen

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