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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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mal!«, schrie er zurück.
    Dann lachte er wieder. Mensch, ich hätte mich ja für ihn freuen können, dass er bei der Arbeit immer so viel zu lachen hatte – wenn er nicht zufällig mein Mann gewesen wäre! Dann legte er einfach auf.
    Was? War? Das? Denn? Das hatte er noch nie gemacht! Okay, er hatte Stress, aber  das  konnte ich ihm nicht durchgehen lassen. Wutschnaubend stampfte ich zurück in die Redaktion.
    Jetzt hatte ich genug von der Gesichtslosen. Ich musste wissen, wer mir hier meinen Mann abspenstig machte.
    Schnell warf ich mir an meinem Platz mit einem Handspiegel von Jojo ein bisschen Schminke ins Gesicht und bürstete mir die Haare. Mein Feuerball aus purer Wut tanzte Samba in meinem Bauch. Bis um halb eins unterhielt ich mich noch mit meinen aufgeregten Kolleginnen über den neuen Job, nickte, plauderte und lachte, aber ich konnte mich nicht konzentrieren.
    »Und dann legt der einfach auf! Ich  fasse  es nicht!«
    Lilly wirkte ebenso schockiert wie ich. Sie fädelte sich durch den Hamburger Verkehr in Richtung Jungfernstieg. Wir hätten eigentlich auch mit der Bahn fahren können, das wäre sicher schneller gegangen. Jetzt steckten wir auf der Max-Brauer-Allee in Richtung Innenstadt fest.
    Pünktlich wie die Maurer, also mit einer Viertelstunde Verspätung, hatte Lilly vorm Redaktionsgebäude gehupt. Ich war die Treppen hinuntergesprungen und ungelenk in ihr Auto gekraxelt. Sofort hatte ich meine Schimpftiraden gegen Jonas vor ihr ausgebreitet.
    »Was  denkt  der sich eigentlich dabei? Eigentlich wollte ich ihm noch ein Geschenk mitbringen, aber das kann er vergessen!« Ich sah sie von der Seite an. »Wow! Du siehst übrigens toll aus! Er war doch früher nicht so ein Arschloch, ich verstehe gar nicht, was …«
    Ich plapperte weiter, regte mich auf und betrachtete Lilly weiterhin. Sie sah wirklich phänomenal aus. Jedenfalls sehr viel besser als gestern Abend. Sie hatte sich mit schwarzem Kajal und goldenem Lidschatten die Augen geschminkt, und die schwarze Wildlederjacke mit falschem Fellkragen stand ihr ausgezeichnet. Die Sonnenbrille hatte sie in ihre endlich einmal gewaschenen blonden Locken geschoben. Es könnte ja sein, dass sich mal wieder ein Sonnenstrahl durch die dichte Hamburger Wolkendecke schob, dann war sie auf jeden Fall gut vorbereitet. Bis jetzt war die Trendfarbe des Hamburger Oktobers aber nicht golden, sondern Grau in Grau.
    »Na ja, ich dachte, wenn ich mich mal aufbrezel, dann erkennt mich keiner!«, stellte sie trocken fest.
    »Ach Quatsch. Du siehst immer toll aus«, versicherte ich ihr. Meistens stimmte das ja auch. »Oder gibt es noch einen Grund, warum du so gut drauf bist?«
    Sie schwieg, grinste mich aber vielsagend an.
    »Geduld, mein Schatz, Geduld!«
    Ja, genau, Geduld war mein zweiter Vorname.
    Aber auch auf mein Gedrängel hin erzählte sie mir nichts! Da blieb sie stur.
    »Ich erzähl’s dir später in Ruhe, okay? Jetzt wollen wir erst mal dem Feind ins Auge sehen.«
    Aha. Sie hatte sich bestimmt schon mit Henning verabredet. Wie aufregend! Allerdings hatte sie auch recht. Wir mussten uns auf den Moment konzentrieren, denn jetzt galt es, eine Schlacht zu schlagen. Auf in den Kampf! Jonas würde mich kennenlernen! Und ich im Gegenzug Jessica. Mir war ziemlich schlecht, und ich versuchte meine Nervosität mit weiterem Geplapper zu überspielen.
    Eine Stunde später hatte das konturlose Monster ein Gesicht. Und zwar ein genauso hübsches, wie ich befürchtet hatte.
    Schlimmer noch, sie war nicht nur hübsch, sie war auch noch nett! Zum Kotzen!
    Auf dem Rückweg zur Redaktion hatten Lilly und ich noch einmal an der Alster angehalten. Ich brauchte einen Moment Ruhe und frische Luft, bevor ich mich wieder an die Arbeit machen konnte. Wir saßen auf einer Bank unter einer Trauerweide, wo wir keinen Nieselregen abbekamen, starrten aufs trübe Wasser und schwiegen. Lilly warf kleine Steine in die Alster und verscheuchte damit ein paar turtelnde Schwäne. Sollen die doch woanders rumturteln, ich war jetzt wirklich nicht in romantischer Stimmung! Jetzt musste ich erst einmal meine Gedanken ordnen.
    Zugegeben, Jonas war nicht gerade begeistert gewesen, als Lilly und ich mit einem fröhlichen »Überraschung!« kurz nach eins in sein Büro geplatzt waren. Vielmehr hatten er und ein Dutzend weiterer Gesichter uns ziemlich erstaunt angeglotzt.
    Seins kannte ich. Das der blonden jungen Frau neben ihm nicht. Das musste wohl die sein, deren Name nicht genannt werden

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