Haertetest
und albern Sie noch so viel mit Ihrem Partner wie zu den Zeiten Ihrer ersten Verliebtheit?
Nein – aber ich kenne da jemanden, der es an meiner Stelle tut.
8: Gehört Ihr Partner zu den Männern, die nie von einer anderen Frau sprechen?
Eigentlich schon. Das hatte sich erst mit dem Auftauchen einer gewissen Jessica geändert. Also: ja und nein.
9: Verbringen Sie all Ihre freie Zeit mit Ihrem Partner?
Nein. Er ist ja nie da.
10: Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Partner Ihnen treu ist?
Eigentlich hatte ich das. Im Moment bin ich verwirrt. Weder ja noch nein.
11: Glauben Sie ernsthaft, dass dieser Test etwas darüber aussagt, ob Ihr Mann Sie betrügt?
Haha, sehr witzig. Nein. Oder doch, natürlich, sonst hätte ich ihn nicht gemacht. Aber eigentlich: nein.
Die Auflösung ließ nicht lange auf sich warten.
Zehn mal Nein! Das waren viel zu viele Neins! Ich war ganz entsetzt. So schlimm hatte ich unsere Beziehung nicht eingeschätzt, aber es sah eindeutig danach aus, dass wir total unglücklich miteinander waren. Nie verbrachten wir Zeit miteinander! Er liebte mich wahrscheinlich nicht mehr! Und Jessica alberte mit ihm herum und ich nie! Fast konnte ich mir die Auflösung schon denken.
Und da stand sie auch schon schwarz auf weiß: »Sie stehen vor den Trümmern Ihrer Ehe. Retten Sie, was zu retten ist! Finden Sie selbst heraus, ob Ihr Mann zu den männlichen Schweinen gehört und Sie betrügt oder ob er treu ist (dafür hatten wir ja meine Liste erstellt), und dann versuchen Sie, etwas Schwung in Ihr eintöniges Liebesleben zu bringen. Es reicht schon, wenn Sie einmal die Woche Sex haben, nur, Herrgott, tun Sie etwas! (Das stand da wirklich!)
Zeigen Sie sich Ihrem Partner nackt, und widmen Sie ihm mehr Aufmerksamkeit, hören Sie ihm zu, sagen Sie ihm, dass er der Beste ist, und lassen Sie nicht zu, dass es einen Bruch gibt und sich ein Fremdkörper darin einnistet. Wenn Sie aber nun alles schleifen lassen und einfach kampflos aufgeben, wird es sicher nicht mehr lange dauern, bis Sie wieder Ihren Mädchennamen annehmen und auf der Straße sitzen!«
Aha. Ich konnte nur mutmaßen, dass die Autorin vielleicht von sich selbst sprach. Hoffentlich hatte sie wenigstens einen Psychologen dazu befragt. Ach so, hier steht es ja: Autorin: Martina Berger; und in einem Kästchen: Die Kolumnistin arbeitet als freie Journalistin. Sie ist geschieden und lebt mit ihren zwei Kindern in Hamburg. Verstehe, daher der bittere Tonfall.
Dann kam ein schöner bunter Schaukasten, eine europaweite Scheidungsstatistik, wer die Nase vorn hatte. Nach einer Erhebung der Bundeszentrale für Politische Bildung lag Österreich mit einer Scheidungsrate von 54 Prozent an erster Stelle. In Großbritannien wurden 53 Prozent aller Ehen geschieden. Deutschland bekam Platz drei auf dem Scheidungstreppchen mit 52 Prozent. Unglaublich. Man war ja eigentlich verrückt, wenn man überhaupt heiratete.
Im Schnitt werden also in Deutschland im Jahr mehr als die Hälfte aller Ehen geschieden. Hurra. Das ließ ja hoffen. Wir hatten also eine fast fünfzigprozentige Chance, unsere Ehe zu retten. Aber war die Wanne unserer Ehe halb voll, oder war sie halb leer?
Moment, ich war wohl wieder etwas voreilig. Niemand spricht von Scheidung. Erst mal müssen wir beweisen, dass Jonas nicht fremdgeht. Und dann ist alles wieder gut. Heute Abend werde ich mich einfach besonders hübsch machen, und wir werden es uns im Schlafzimmer gemütlich machen und ein bisschen, äh, wie stand das da, Schwung in unser eintöniges Liebesleben bringen. Genau, ich zeige mich nackt, sage Jonas, wie toll er ist, dann wird er seine doofe Praktikantin schon vergessen.
Ich war ja auch schon so gespannt, wie sie aussah. Vielleicht war alles gar nicht so schlimm, und sie sah echt aus wie ein Kerl. Ich kannte jedenfalls kein hübsches Mädchen, das Ingenieurin werden wollte. Da konnte sie noch so lange vorher Kunst und Theater-Irgendwas studiert haben.
Leider hatte sie mir auch, abgesehen von ihrem Zahlenverständnis und ihrer räumlichen Vorstellungskraft, entscheidende Schritte voraus: Sie verbrachte Zeit mit meinem Mann. Sie teilte sich ein Büro mit ihm und ging abends mit ihm aus. Da war es doch wohl kein Wunder, dass ich sie hasste?!
Noch gut zwei Stunden, bis Lilly mich abholte und wir Jonas im Theater überraschten. Gestern hatte das alles so logisch geklungen, dem Feind ins Auge sehen und so, Präsenz und Kampfgeist zeigen … Inzwischen fragte ich mich,
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