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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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wie Jonas reagieren würde, wenn ich ihn einfach so bei der Arbeit überfiel.
    Ich würde ihn auf jeden Fall vorher noch anrufen, um Bescheid zu sagen oder zu fragen, wann es ihm besser passte. Ich wusste ja, dass er mitten in einem wichtigen Projekt steckte. Und die Anforderungen an einen zweiten technischen Leiter konnte ich mir vielleicht wirklich nicht richtig ausmalen. Wahrscheinlich war er einfach nur total gestresst von der Arbeit.
    Wenn ich ihm eine kleine Überraschung mitbrachte, damit er sich entspannte, freute er sich vielleicht eher über meinen Besuch? Aber was mochte er? Wir mussten vielleicht noch schnell ins Alsterhaus am Jungfernstieg, direkt neben seinem Theater, und ich würde ihm ein … Keine Ahnung. O ja, ich würde ihm eine  CD  besorgen. Ja, genau, er hatte oft gesagt, er käme nicht mal mehr dazu, seine Lieblingsmusik zu hören. Wenn er während der Arbeit Musik hörte, war er vielleicht einfach besser drauf.
    Er hörte so komische unbekannte Sachen wie Ben Kweller, Ben Folds und andere Bens, die ich nicht kannte. Ja, so würde ich das machen. Dann fühlte er sich weder verfolgt noch kontrolliert, und wir würden einfach eine nette Stunde zusammen mit Lilly verbringen und konnten sie ein bisschen im Theater herumführen.
    Herr Klawes kam wohl langsam zum Schluss, und Amelie wollte mich ja heute als Übergangschefin vorstellen. Ich war einerseits froh, dass ich mich bei den Kolleginnen noch nicht verplappert hatte, andererseits wusste ich nicht, wie die Mädels mein Stillschweigen aufnehmen würden.
    Himmel, jetzt war ich aber aufgeregt. Vor Nervosität begann ich, mit den Füßen zu zappeln. Ich versuchte, damit aufzuhören, ertappte mich aber zwei Sekunden später erneut dabei, wie meine Knie wackelten.  Hört jetzt auf!  herrschte ich meine Füße an.  Sehr wohl, Madam.  Kurze Zeit Ruhe. Dann zappelten sie wieder los. Herrje, ich hatte mich wirklich schlecht unter Kontrolle, wenn sogar meine Füße machten, was sie wollten.
    Herr Klawes schloss die Quartalsbilanz ab. »Also, das heißt, wir dürfen auch mal ruhig etwas progressiver an die Sachen herangehen. Ich denke, Sie wissen, was ich meine. Ein bisschen mehr Pep kann dem Blatt nicht schaden.« Meine Rede.
    Amelie stand wieder auf und lächelte. Und schwieg. Alle sahen sie an und warteten auf das, was nun kommen sollte. Meine Füße zappelten immer noch. Ich wagte nicht, sie anzusehen.
    »Liebe Kollegen und Kolleginnen, ich möchte den Rahmen nutzen, um Ihnen noch eine personelle Veränderung mitzuteilen. Ab dem ersten Dezember wird Sophie Ahorn mich in der Redaktionsleitung unterstützen und ab März meine Vertretung für ein Jahr übernehmen.«
    Dass Amelie schwanger war, war damit wohl nun auch kein Geheimnis mehr. Warum sollte sie denn sonst so fröhlich eine Vertretung ankündigen? Aber musste ich jetzt aufstehen? Nein, ich blieb sitzen. Peinlich genug war mir das Ganze sowieso schon.
    Die Runde klatschte artig und klopfte auf die Tische. Ich wurde mit Sicherheit hochrot, und als Amelie mit den Händen Zeichen machte, dass ich aufstehen sollte, tat ich das verlegen. Ich lächelte in der Gegend herum und hoffte, dass meine Mädels sich für mich freuen würden. Im ersten Moment schienen sie einfach nur überrascht, dann klatschten sie ebenfalls. Tanja, die neben mir saß, drückte meinen Arm und gratulierte. »Ach nein! Das ist ja toll, herzlichen Glückwunsch!«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war auf jeden Fall auf ihre Mithilfe angewiesen. Ich hatte keine Lust, als Chefin in Amelies zickige Fußstapfen zu treten.
    Herr Bodebrecht vom Marketing lächelte mir wohlwollend zu, auch Herr Klawes aus dem Vorstand nickte mir zu, als wären wir schon lange Golffreunde.
    Ich murmelte »danke schön« und wollte mich wieder hinsetzen. Amelie holte aber nun noch einmal Luft, deutete auf mich und hatte noch eine Überraschung parat: »Und nicht nur das! Sophie hat ebenfalls zugesagt, mich in der Kampagne  Mütter für das   WWW  zu unterstützen!«
    Was hatte ich? Davon wusste ich ja gar nichts!
    Da hatte ich wohl doch das Kleingedruckte des Vertrages nicht genau gelesen! Eigentlich hatte ich ja alles nicht richtig gelesen. Im Auto auf dem Weg zur Arbeit heute Morgen hatte ich die Seiten einmal schnell überflogen.
    Dabei ging es im zweiten Aufgabenbereich offenbar darum, in verschiedenen Online-Communities Werbung für unsere Zeitschrift zu machen. Das hatte viel mit Marketing zu tun, und ich war mir gar nicht sicher, ob ich

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