Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
Vom Netzwerk:
sorglos.
    Alles andere verschwand, es gab nur die Nacht und das Jetzt, die prickelnde Wärme, die durch die Adern floss und Ruhe verströmte.
    Nora nahm die Flasche und trank noch ein paar tiefe Schlucke, dann gab sie Julia die Flasche. Dieses Mal konnte sie die zähe Flüssigkeit besser schlucken. Jetzt, wo sie wusste, wie gut sie tat.
    Das Kribbeln kam schneller und war stärker und setzte alle Körperfunktionen matt. Die Muskeln wurden schlaff, sie sank zu Boden und legte sich hin, spürte, wie das Drehen im Kopf zunahm. Immer im Kreis, wie ein rasender Wirbeltanz. Keine Gedanken hatten Platz.
    Die Zeit verschwand, und sie wusste nicht, wie lange sie dagelegen hatten, als sie plötzlich Geräusche aus dem Wald hörte, Sussie und Dante kamen zurück.
    »Hallo, Mädels, hier liegt ihr also und lasst es euch gut gehen!«
    Als sie Dantes Stimme hörte, schlug Julia die Augen auf. Nora wankte, als sie versuchte, sich aufzurichten. Instinktiv versuchte auch Julia, aufzustehen, sie wollte nicht auf dem Boden liegen bleiben, wenn Dante über ihr stand. Ihr Kopf drehte sich so sehr, dass sie nicht geradeaus schauen konnte. Ganz weit weg hörte sie, dass sie über sie lachten.
    Plötzlich war Dantes Stimme ganz nah an ihrem Ohr.
    »War es schön?«
    Die Angst wollte sie warnen und drohte durch das Karussell hindurchzudringen. Sie versuchte, wieder die Kontrolle über ihre Muskeln zu gewinnen, sie wollte sich ganz gerade stellen, aber sie torkelte nur noch mehr. Nora kam ihr zu Hilfe.
    »Ja, es war schön. Danke, verdammt nett!«
    »Keine Ursache, es ist immer eine Freude, mit euch ins Geschäft zu kommen!«
    Sussie stellte sich zwischen Nora und Julia. Ihr Gesicht war ernst und kontrolliert, sie war überhaupt nicht so wackelig und albern wie sie.
    »Hört mal, ihr beiden, wir müssen zurück, damit sie nicht merken, dass wir weg sind. Los jetzt!«
    Sie packte Nora und Julia, die sich auf sie stützen mussten, und ging los. Dante kam auf einem alten rostigen Herrenfahrrad hinterher. Er bremste neben ihnen.
    »Also, dann bis Donnerstag?«
    Sussie nickte.
    »Zur gleichen Zeit am gleichen Ort?«
    Er radelte los und war bald nur noch ein dunkler Punkt auf dem Fahrradweg.
    Sussie schien ärgerlich zu sein, weil Nora und Julia kaum das Gleichgewicht halten konnten.
    »Verdammt, was hat er euch bloß gegeben? Ihr seid ja total knülle!«
    Nora kicherte hysterisch, und auch Julia konnte sich kaum halten vor Lachen.
    Als sie kurz darauf mit einiger Mühe die Feuerleiter hinaufgestiegen und in ihren Zimmern waren, schaute Julia zur Decke. Das Drehen hörte allmählich auf, aber die angenehme Wärme machte sie glücklicher, als sie es seit Langem gewesen war.
    Mitten in der Nacht wachte sie auf, und ihr war unglaublich übel. Sie schlug sich das Schienbein am Bett an, als sie aus dem Zimmer lief, um zur Toilette zu kommen. Dort kam das übel riechende Getränk wieder hoch. Eine graue Brühe platschte ins Klobecken, sie würgte und erbrach Magensäure und schließlich ein paar Tropfen Galle. Danach wusch sie sich das Gesicht mit Wasser ab, es war kühl und frisch, beruhigte das aufgedunsene Gesicht und die geröteten Augen. Sie hielt inne, als sie hörte, dass der Boden im Flur knarrte. Die Stimme vor der Tür klang unruhig. Es war Eva.
    »Hallo? Wer ist da?«
    Julia holte tief Luft und hoffte, dass ihre Stimme ruhig klang.
    »Ich bin’s, Julia. Ich war auf dem Klo.«
    Ein paar Sekunden Stille, als würde Eva überlegen, ob sie ihr glauben sollte.
    »Aha, alles okay? Ich fand, es klang irgendwie komisch.«
    »Mir war ein bisschen schlecht, aber es kam nichts.«
    »Na dann, okay.«
    Julia schloss auf und starrte Eva an. Sie lächelte blass, Eva schaute sie forschend an, dann entschied sie, dass alles in Ordnung war. Sie legte Julia eine warme Hand auf die Schulter und schaute ihr ernst in die Augen.
    »Am Anfang ist es immer ein bisschen schwierig. Versuch jetzt zu schlafen, dann geht es dir morgen hoffentlich schon wieder besser!«
    Julia nickte und ging zurück in ihr Zimmer, Eva folgte ihr. Sie setzte sich aufs Bett und deckte Julia zu. Ihr Bademantel aus weißem Frottee war an den Ärmeln ausgefranst. Darunter hatte sie einen blau-weiß gestreiften Schlafanzug an. Sie hatte braune, warme Augen, aber die dunklen Ringe darunter zeugten von Kummer und Stress. Ihre Hände rochen leicht nach Nikotin, Eva rauchte fast so viel wie Sussie und Nora. Der Geruch erinnerte Julia an Annika und ihr ständiges Rauchen. Immer eine Zigarette im

Weitere Kostenlose Bücher