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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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Straße.
    Nora und Sussie gingen mit sicheren Schritten Richtung Wald, dorthin, wo Julia sie hatte gehen sehen.
    »Haut ihr jede Nach ab?«
    Sussie lächelte Julia an und nickte.
    »Klar. Deswegen gehen wir immer so früh zu Bett.«
    Nora fuhr fort.
    »Lieber am Abend ein paar Stunden schlafen, wenn sowieso nichts los ist, dann kann man nachts aufstehen!«
    »Seid ihr noch nie erwischt worden?«
    Sussie lachte auf.
    »Nein, die Leute vom Personal scheinen Schlaftabletten zu nehmen oder so.«
    Nora schaute Julia stolz an.
    »Und seit einem Monat hauen wir mehrmals pro Woche ab, nur damit du es weißt.«
    Sie gingen jetzt schnell, waren aufgeregter, je näher sie dem Wald kamen.
    »Aber warum? Seid ihr dann nicht saumüde?«
    »Wirst schon sehen!«
    Sussie lachte heiser, und Nora grinste.
    Plötzlich trat eine dunkle Gestalt aus dem Gebüsch. Alle schrien sie auf, Julias Herz blieb vor Angst fast stehen. Aber dann begann Sussie zu lachen.
    »Verdammt, hast du uns erschreckt, Dante!«
    Dante lachte rau, nahm die Kapuze vom Kopf, damit man sein Gesicht sah. Er war groß und dünn, die schwarz gefärbten Haare hingen ihm auf die Schultern. Das Gesicht war knochig, eine Mondlandschaft von Aknenarben.
    »Und wer ist das? Eine Neue?«
    Er kam auf Julia zu, sie spürte, wie die Klaue in ihrem Bauch zum Leben erwachte und zupackte. Er grinste breit und zeigte eine Reihe gelber Zähne, die zudem noch dunkelbraune Flecke hatten.
    Er legte ihr seine kalte Hand auf die Schulter, dann drückte er ihren Arm, es tat weh, ihr kam es vor, als wolle er ihre Kraft testen.
    Nora stellte sich neben sie.
    »Das ist Julia. Sie ist neu im Sonnenblumenhof, aber total in Ordnung!«
    »Julia, was für ein hübscher Name!«
    Sein Lächeln wurde noch breiter, durch Julias Knochen strömte Kohlensäure und ließ sie zittern. Sie hoffte, dass man es nicht sah, aber vielleicht ahnte Nora etwas, denn sie unterbrach Dantes Inspektion.
    »Hast du die Sachen?«
    »Ja, klar, immer mit der Ruhe, ihr werdet schon genug kriegen.«
    Widerwillig riss er sich von Julia los und schaute Sussie und Nora an.
    »Wer ist heute dran?«
    Sussie trat vor und streckte die Hand aus. Dante holte eine durchsichtige Plastiktüte aus der Innentasche seiner Jacke und gab sie Sussie. Sie lächelte ihn an.
    »Danke, vielen Dank.«
    Er packte Sussie am Arm und zog sie mit sich in den grünschwarzen Wald hinein. Nora rief ihm hinterher.
    »Und wir?«
    Dante antwortete nicht, er warf Nora eine kleine Plastikflasche zu, die an ihren Füßen landete. Sie bückte sich und hob die Flasche auf.
    »Prima. Komm, wir setzen uns hierher.«
    Julia schaute Dante und Sussie hinterher, die in der Dunkelheit verschwanden.
    »Wohin gehen sie?«
    Nora lächelte und schüttelte überlegen den Kopf.
    »Du bist noch ziemlich grün, was?«
    Julia versuchte, auch zu lächeln, aber ihr Mund streikte. Die Angst saß ihr im Nacken.
    »Im Ernst, was machen die dort?«
    »Ach, sie tauschen. Geschäfte, du weißt schon.«
    Sie schaute Julia an.
    »Scher dich nicht drum, vergiss es! Hier, versuch das mal.«
    Sie reichte Julia die kleine Plastikflasche, und als sie sah, dass Julia zögerte, trank sie einen großen Schluck.
    »Pfui Teufel wie das schmeckt! Aber gleich kommt das Schöne!«
    Julia nahm zögernd die Flasche und setzte sie an den Mund. Das Getränk roch scharf nach bitterer Medizin gemischt mit saurer Milch, und sie verzog das Gesicht. Das war kein Alkohol, wie sie zuerst gedacht hatte, sondern etwas anderes.
    Sie holte tief Luft, damit sie nichts riechen musste, und schluckte schnell, bevor der Geschmack sich auf der Zunge festsetzen konnte.
    Sie schloss die Augen und erwartete das Kribbeln, das sich im ganzen Körper ausbreitete. Aus dem Bauch kam eine Wärme, die bis zu den Füßen ging und dann zurück zum Kopf.
    Sie öffnete die Augen und schaute Nora an, die mit geschlossenen Augen lächelte.
    Die Welt drehte sich, die Bäume tanzten und der Mann im Mond lachte laut und donnernd.
    »Was ist das?«
    Julia flüsterte und spürte, wie die Mundwinkel von einer unsichtbaren Kraft zu einem Grinsen gezogen wurden.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann öffnete Nora die Augen und antwortete.
    »Etwas, das dir guttut!«
    Julia kicherte, sie wusste nicht, woher es kam, konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt gelacht hatte. Nora begann auch zu lachen, ein gluckerndes Lachen, das in die sternklare Nacht hinaufstieg. Julia schloss die Augen und wünschte sich, Emma säße neben ihr und lachte

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