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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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hatten sich noch nie gestritten, ihre Wut kam unerwartet, Emmas Augen begannen zu brennen. Es war so ungewohnt und tat weh, der Gedanke, dass Julia auf sie wütend war. Aber noch etwas anderes ließ ihr Herz wild schlagen. Sie hatte Angst.
    Zum ersten Mal, seit sie mit Julia befreundet war, musste Emma einsehen, dass sie nur einen Teil von Julia kannte. Dass der schlanke, sehnige, starke Körper noch etwas verbarg, von dem sie keine Ahnung hatte.
    »Entschuldige!«
    Sie flüsterte Julias Rücken zu.
    Julia antwortete nicht, sondern ging los, Emma folgte ein paar Schritte hinter ihr. Sie liefen schweigend, die Welt war immer noch lautlos, bis sie zur Kreuzung kamen.
    »Willst du mit zu mir kommen?«
    »Nein, ich muss nach Hause. Ich habe Gisela versprochen, zum Essen zu Hause zu sein.«
    »Okay.« Emma schaute zu Boden, wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte. »Was sollen wir denn mit dem Rhabarbermann machen? Sollen wir ihn einfach da liegen lassen? Was, wenn er stirbt?«
    Julia kniff die Lippen zusammen, runzelte die Stirn und dachte nach.
    »Wir rufen vom Telefonhäuschen im Park die Polizei an und sagen, dass im Nebelwald ein zusammengetretener Vergewaltiger liegt und dass er vielleicht ein paar Pflaster braucht, und vor allem ein Gefängnis und eine Behandlung.«
    Sie musste über Julias Plan lächeln, sie war froh und erleichtert, dass ein Teil der normalen Julia wieder zum Vorschein kam.
    »Du bist die Allerschlauste!«
    Julia lächelte schief zurück.
    »Ich weiß. Komm, machen wir schnell!«

Gisela sortierte Schminksachen und Pflegeprodukte in ihrem weißen Badezimmerschrank. Wischte sorgfältig jede Flasche ab und stellte sie an ihren Platz zurück. Sie hatte schon um halb acht damit angefangen, nach einer Tasse Kaffee, mehr hatte sie nicht herunterbekommen.
    Erik verschwand schon früh zu Jesper im Nachbarhaus, und Julia war auch weg, weiß Gott, wo sie war. Nur Carl war zu Hause, wie eine beschämte Katze schlich er durchs Haus. Sie hatten seit dem Ereignis nicht miteinander gesprochen, aber Gisela kannte ihren Mann. Sie wusste, dass er sich schämte, und das genügte ihr. Er schlief den ganzen Vormittag und kam gegen elf in die Küche. Das Frühstück war schon lange abgedeckt, und Gisela hatte unverdrossen weiter im Wohnzimmer abgestaubt. Sie genoss es zu hören, wie Carl selbst Teller, Brot und Butter, Käse und Milch holen musste. Das war ihr kleines Strafsystem, für einen Außenstehenden vielleicht kaum wahrnehmbar, aber in ihrem Universum mit ihrer Weltordnung war es eine kleine Revolution.
    Sie hatte weitergeputzt, jede Leiste abgewischt, jede Wandverkleidung poliert, hatte minutiös jede Ecke in der großen Villa geputzt, bis ihre Hände von dem scharfen Putzmittel brannten. Es dauerte Stunden, die 220 Quadratmeter zu saugen, zu wischen und alles abzustauben. Das Putzen konnte die leeren Stunden eines ganzen Tages mit Inhalt füllen. Sie genoss es, wenn alles seinen Platz fand, wenn alles blitzte und blinkte. Putzen hielt die Gedanken in Schach und gab ihr eine gute Ausrede, Carl nicht in die Augen schauen zu müssen. Nicht dass er sich um ein Zusammentreffen bemüht hätte, im Gegenteil, er hielt sich immer da auf, wo sie gerade nicht war. Aber dennoch. Er konnte sich nicht beschweren, dass sie putzte, aber sie wusste, dass ihr Schweigen und Beschäftigtsein ihn ärgerten.
    Als sie jedoch die Waschmaschine füllte und das rotgeblümte Kleid sah, das sie gestern getragen hatte, überkam sie Übelkeit. Der Stoff war ganz steif vom Apfelbrei, sie knüllte das Kleid zusammen und stopfte es ganz nach hinten in die Maschine und füllte sie schnell mit den anderen Sachen auf. Sie nahm besonders viel Waschmittel und einen Weichspüler, der nach Aprikosen duftete, dann stellte sie die Maschine an.
    Sie blieb noch ein paar Minuten stehen und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Wollte tiefe Atemzüge machen, anstelle des kurzen, heftigen Keuchens, das ihre Lungen produzierten. Das Keuchen lieferte zu wenig Sauerstoff, die Übelkeit nahm zu, bis der ganze Raum sich drehte. Sie versuchte, sich zu erinnern, was man machen musste, wenn man kurz vor einer Ohnmacht stand. Seitenlage? Nein, falsch, den Kopf zwischen die Beine. So war es.
    Sie setzte sich auf den Boden und beugte sich nach vorne, das Drehen hörte langsam auf.
    Das Geschehen des gestrigen Abends war verstörend. Blitzende Punkte tanzten hinter den Lidern, wenn sie die Augen schloss. Man konnte offenbar nicht vorhersehen, wann man Carls Grenze

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