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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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noch, und Emma gab dem Baumstamm einen frustrierten Tritt.
    »Jetzt antworte mir doch! Julia! Was ist denn mit dir?«
    Vielleicht hörte Julia die Verzweiflung in Emmas Stimme, denn nun hob sie langsam den Blick vom Reißverschluss und schaute sie an. Ihre Stimme war kaum hörbar, als sie antwortete.
    »Ich konnte nicht.«
    Emma kletterte auf den Baum und setzte sich auf den Ast gegenüber. Das Laub war schon vor Wochen gefallen, die kahlen Zweige reckten sich nackt in den grauen Himmel. Julia studierte eine Furche in dem dicken Stamm, sie wollte Emma nicht anschauen. Und doch entgingen Emma die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht, sie schienen immer blauschwärzer und tiefer zu werden.
    »Was ist denn los? Julia?«
    Julia schaute Emma schnell an und antwortete mit leiser Stimme.
    »Ich habe heute Nacht nicht geschlafen, und deswegen konnte ich heute Morgen nicht in die Schule gehen.«
    »Aber du hast in letzter Zeit schrecklich viel gefehlt. Du wirst ganz schlechte Noten bekommen, verstehst du das nicht?«
    »Es ist mir scheißegal. Wenn man nicht kann, dann kann man nicht.«
    Emma starrte ihr blasses Gesicht an, die strähnigen Haare, die ihr über die Schultern hingen. Sie sah anders aus, unerreichbar.
    »Außerdem haben wir einander versprochen, nie allein hierherzugehen. Es ist zu gefährlich!«
    Der Rhabarbermann war seit der Attacke mit dem Schokoladenpudding zwar nicht mehr aufgetaucht, aber immerhin. Emma wusste, dass er es ernst meinte mit seinen Drohungen. Es gab Männer, die so etwas mit Mädchen machten, das konnte man jeden Tag in der Zeitung lesen.
    »Es ist mir scheißegal, wirklich scheißegal.«
    Julia schaute sie trotzig an, und Emma schaute verletzt zurück.
    »Wie ist mir scheißegal ? Kannst du sonst nichts mehr sagen? Kapierst du nicht, dass er wirklich gefährlich ist?«
    »Da gibt es andere, die sind viel gefährlicher, das kann ich dir sagen. Außerdem könntest du damit aufhören, mich wie meine Mutter anzuschreien!«
    Ihre Stimme war voller Verachtung, für Emma war es wie ein Schlag in den Magen. Tränen traten ihr in die Augen, und sie schluchzte laut.
    »Du bist so gemein!«
    Die Worte waren zwischen den Schluchzern kaum zu hören. Ungeschickt kletterte sie vom Baum und lief zum Schotterweg. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Julia im Baum sitzen geblieben war.
    Emma zögerte eine Sekunde, aber der Zorn siegte über den Kummer, und sie dachte, Julia kann da oben bleiben, bis sie verschimmelt.
    Annika hatte es sich mit einem Buch und einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich gemacht. Auf dem Fensterbrett standen Kerzen, und aus der Stereoanlage sang Chat Baker. Emma schleuderte die Schuhe in eine Ecke und stürzte sich in ihre Arme.
    »Aber was ist denn passiert, mein Kleines?«
    Sie weinte so sehr, dass sie nicht antworten konnte. Annika strich ihr vorsichtig über den Kopf, bis das Weinen in ein Schniefen überging.
    »Julia ist ganz komisch. Ich weiß nicht, was ich gemacht habe, aber sie ist immer nur böse auf mich.«
    Sie erzählte alles, was passiert war, und Annika hörte mit gerunzelter Stirn zu. Alles lief in einem einzigen Strom von Worten aus Emma heraus. Der Rhabarbermann, der Baum, dass Julia nicht mehr in die Schule kam. Als sie fertig war, schaute Annika sie ernst an.
    »Ich brauche noch ein bisschen Tee, damit ich klar denken kann.«
    Emma ließ sich auf die Küchenbank fallen, Annika setzte Teewasser auf.
    »Mit Julia muss etwas passiert sein, wovon du nichts weißt. Etwas in ihrer Familie. Wollen Carl und Gisela sich vielleicht scheiden lassen?«
    Emma seufzte.
    »Nein, das hätte sie mir erzählt. Wir erzählen uns alles.«
    »Und zwischen euch ist nichts passiert? Ihr habt euch über nichts gestritten?«
    »Nein, sie ist nur böse auf mich, und ich habe keine Ahnung, warum sie böse ist. Natürlich freut sie sich nicht riesig, dass ich Cesar getroffen habe, aber trotzdem. Ein bisschen könnte sie sich für mich schon freuen.«
    Annika blies in den heißen Tee und trank vorsichtig einen Schluck.
    »Nein, dass du dich in Cesar verliebt hast, kann Julia im Moment vielleicht überhaupt nicht gebrauchen. Aber ihr seid doch so eng miteinander befreundet, dass ich nicht richtig verstehe, warum das so starke Gefühle hervorruft.«
    Sie schwiegen beide eine Weile, waren in Gedanken versunken. Emma wusste, dass Annika Julia sehr gern hatte, und es beunruhigte sie, dass auch Annika besorgt zu sein schien. Sie hatte gehofft, dass Annika eine Antwort haben würde, aber sie war

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