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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Sveland
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meine Freundin, ich will nur noch austrinken.«
    Sie lächelte und nahm zwei große Schlucke.
    »Ich bin nicht deine Freundin, ich bin dein Kind! Und wenn du jetzt nicht sofort mitgehst, bist du nicht mehr meine Mutter!«
    Ihre Stimme war im ganzen Lokal zu hören, die anderen Gäste blickten erstaunt von ihren Biergläsern hoch.
    Micke machte sich am Plattenspieler zu schaffen, um Emma nicht mehr als nötig in Verlegenheit zu bringen.
    Annika schaute sie an, ihre blaugrauen Augen wurden etwas weicher. Sekunden vergingen, sie schien zu überlegen.
    »Okay, ich komme.«
    Sie stieg vom Hocker, stolperte und verlor das Gleichgewicht. Sie fiel auf Emma, und wenn die sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie der Länge nach hingefallen. Sie lachte verlegen und sammelte dann konzentriert Mantel und Tasche zusammen und bezahlte.
    »Tschüs Micke, wir sehen uns.«
    Micke lächelte und hob die Hand.
    »Bestimmt! Danke!«
    Draußen stand ein Mann mittleren Alters, der sie beobachtete. Annika bemerkte ihn, als sie am Ausgang waren.
    »Steven Librinski!«
    Sie spuckte die Worte aus, die Verachtung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Der Mann hatte es plötzlich eilig. Annika lief ihm hinterher.
    »Steven Librinski! Du verdammter Schweinehund! Was willst du eigentlich von mir?«
    Der Mann drehte sich nicht um, er ging mit großen Schritten weiter.
    »Bleib stehen, verdammt, ich will mit dir reden!«
    Sie schrie jetzt laut, und die Leute blieben stehen und schauten sie fragend an. Emma packte sie am Arm und hielt sie fest.
    »Mama, komm jetzt, er ist schon weg!«
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich werde wirklich noch paranoid!«
    Sie wiederholte es ein paar Mal, schien gar nicht zu merken, dass Emma neben ihr stand.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Das ist total verrückt, die spinnen wohl!«
    »Was, Mama? Was ist verrückt?«
    Emma spürte, dass sie Angst bekam, die Verlegenheit wich, sie wusste nicht, was schlimmer war.
    »Andererseits darf alles, was geschehen ist, nicht wahr sein. Allmählich überrascht mich gar nichts mehr.«
    Sie schaute in Emmas fragendes, beunruhigtes Gesicht.
    »Er ist ein Freund von Julias Vater. Sie sind im gleichen Herrenclub.« Leiser und für sich sagte sie: »Diese Scheißkerle!«
    Sie liefen in Richtung nach Hause, die Unruhe in Emmas Bauch tobte. Die Erleichterung, dass sie es geschafft hatte, Annika aus der »Perle« zu locken, war schnell der Angst gewichen.
    Plötzlich blieb Annika stehen, Emma sah, dass sie vor der Parfümerie Schmetterling waren. Hier hatte Gisela gearbeitet. Annika hatte den Laden noch nie betreten, ihr Geldbeutel erlaubte diese Art von Luxus nicht. Emma war ein paar Mal mit Julia im Laden gewesen.
    Annika strich sich die Haare aus dem Gesicht und holte tief Luft.
    »Ich würde gern da reingehen und mich umschauen. Schaffst du das?«
    Emma nickte, und sie gingen hinein.
    Ein schwerer Duft von Parfüms schlug ihnen entgegen, sie schauten sich in dem kleinen Laden um. Er war altmodisch eingerichtet, Tapeten mit rosa Rosenmuster und Stuck an der Decke.
    Außer einer Verkäuferin in Annikas Alter, die dem Namensschild nach Mona hieß, war niemand im Laden.
    »Hallo! Ich bin Annika, eine Freundin von Gisela.«
    »Sie ist im Moment nicht hier!«
    Die Antwort kam schnell, sie klang ärgerlich und entschuldigend zugleich.
    Annika versuchte, freundlich zu lächeln, um zu zeigen, dass sie keine bösen Absichten hatte.
    »Ich weiß. Gisela und die Kinder haben bei mir gewohnt, bis sie abgeholt wurde. Ich wollte nur guten Tag sagen. Ich war noch nie hier.«
    Der Gesichtsausdruck von Mona änderte sich, die sorgfältig geschminkten Augen wurden groß und glänzten.
    »Ah, du bist also Annika! Entschuldige, wir kennen uns noch nicht, ich heiße Mona!«
    Sie gaben sich die Hand und Mona bot an, eine Tasse Kaffee zu holen.
    »Danke, gern, aber kannst du denn den Laden verlassen?«
    »Ja, wir haben sowieso keine Kunden mehr, seit das Ganze … ja, seit das Schreckliche passiert ist. Möchtest du Saft?«
    Sie wandte sich an Emma, die nickte. Mona verschwand hinter einem Vorhang und kam dann mit einem kleinen Tablett mit Tassen und Gläsern zurück. Annika trank einen Schluck.
    »Willst du damit sagen, dass ihr Kunden verloren habt, seit Gisela weg ist?«
    Mona blickte sie ernst an.
    »Ja, aber nicht, weil Gisela weg ist, sondern warum sie weg ist. Du musst wissen, viele unserer Kundinnen sind die Ehefrauen von Carls Freunden und Bekannten. Sie haben sich natürlich hinter

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