Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
und zieht sich hinter den Schreibtisch zurück.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragt Swensen trocken und versucht mit einem neutralen Gesichtsausdruck die angespannte Atmosphäre aufzulockern.
    »Versteh’ das jetzt bitte nicht falsch, Jan, aber ich als dein Vorgesetzter muss das ansprechen. Ich hab gehört, dass du dich als Buddhisten bezeichnest.«
    Swensen schaut Püchel ungläubig an, der verschämt sein offenes Galliano-Jackett zuknöpft. Am liebsten hätte er laut losgelacht, entscheidet sich aber ernst zu bleiben.
    »Ja und?«, antwortet er knapp.
    »Du streitest das also nicht ab?«
    »Warum sollte ich?«
    »Nun, ich muss mich als dein Vorgesetzter schon fragen, ob jemand, der sich offen zu einer Sekte bekennt, unbedingt eine Ermittlung leiten sollte?«
    »Wie kommst du denn auf eine Sekte?«
    »Also, ein bisschen kenn’ ich mich da auch aus! Glatzköpfige in orangefarbigen Gewändern. Wann sollte man denn wohl sonst von einer Sekte sprechen?«
    »Meinst du nicht, dass du da einiges durcheinander wirfst?«
    »Dann hilf mir doch einfach auf die Sprünge, Jan! Was macht denn so ein Buddhist?«
    »Ich meditiere und richte meinen Alltag nach buddhistischen Theorien aus.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles!«
    »Und als Buddhist ist man in keiner Sekte?«
    »Dann wäre eher der Vatikan in Rom eine Sekte. Du bist doch auch in der Kirche, oder?«
    »Das ist ja wohl etwas anderes!«
    »Wieso?«
    »Weil das keine Auswirkung auf meine Arbeit hat.«
    »Du kannst sicher sein, dass auch mein Buddhist-Sein keine Auswirkungen auf meine Arbeit hat. Und jetzt, Heinz, betrachte ich das Thema für erledigt!«
    »Du musst das verstehen Jan! Als dein Vorgesetzter muss ich so etwas überprüfen. Die Unterredung kann doch einfach unter uns bleiben!«
    »Das überleg’ ich mir dann noch, Herr Vorgesetzter!«
    Heinz Püchel springt auf und reicht Swensen seine Hand über den Schreibtisch.
    »Vergessen wir also das Ganze!«
    Entweder er hat ›den Vorgesetzen‹ einfach ignoriert oder er merkt überhaupt nichts, denkt Swensen, greift lustlos nach der Hand seines Chefs und verlässt das Zimmer.
    In seinem Büro findet er unter einigen Briefen einen großen Umschlag, in dem sich die Vergrößerungen vom Leichenfund im Watt befinden.
    Die hat mit Sicherheit Susan hier hingelegt und niemanden informiert, ärgert sich Swensen und blättert die Hochglanz-Abzüge flüchtig durch. Er macht sich auf den Weg in den Konferenzraum um die neuen Bilder gegen die wesentlich kleineren dort auszutauschen. Als er gerade die Türklinke herunterdrückt, sieht er wie Silvia Haman den Flur heraufkommt. Er hebt den Arm zum Gruß und wartet bis sie auf seiner Höhe ist.
    »Hallo Jan!«
    »Hallo Silvia! Musste das sein, dass du Püchel gleich das mit dem Buddhisten steckst?«
    »’Schuldigung! Das war wirklich nicht meine Absicht, Jan, das kannst du mir glauben. Aber Püchel hat prompt dein Buch bei mir entdeckt, als ich nach dem Besuch bei dir in die Inspektion kam. Manchmal glaube ich er hat übersinnliche Kräfte.«
    »Püchel und Spockenkram? Daran glaube ich weniger! Sonst hätte er mich wegen dem Buddhisten nicht gleich so angemacht!«
    »Das tut mir leid. Aber mir ist das einfach so rausgerutscht.«
    »Na ja, Schwamm drüber, ist ja schließlich kein Beinbruch. Die haben hier alle sowieso schon geahnt, dass bei mir etwas anders tickt. Jetzt ist die Sache endlich offiziell.«
    »Sozusagen ein buddhistisches Coming-Out«, sagt Silvia und zwinkert mit dem rechten Auge.
    »Dank deiner Hilfe«, ergänzt Swensen. »Stehe ich jetzt in deiner Schuld?«
    Am anderen Ende des Flurs wird eine Bürotür aufgerissen und Rudolf Jacobsen, der Nacht-Bereitschaftsdienst hatte, stürzt heraus.
    »Ein Mord!«, ruft er zu ihnen herüber und eilt auf Püchels Büro zu, der aber schon aus der Tür stürzt, bevor Jacobsen sie erreicht hat. Auch Swensen und Silvia Haman haben sich sofort in Bewegung gesetzt und sind schon fast bei den beiden angekommen, als es aus Jacobsen nur so heraussprudelt.
    »Ein Mord im Stormmuseum. Die Putzfrau hat gerade angerufen. Sie hat einen toten Mann im ersten Stock gefunden. Sie hörte sich zwar ziemlich hysterisch an, aber soweit ich es verstanden habe, handelt es sich um Dr. Herbert Kargel, den Vorsitzenden der Stormgesellschaft. Alles ist voll Blut hat sie gesagt.«
    »Das ist mal wieder typisch! Frauen sind immer gleich hysterisch!«
    Alle drei Männer richten ihren Blick wie auf Kommando auf Silvia Haman. Heinz Püchel ringt nach

Weitere Kostenlose Bücher