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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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gebeten mich doch für die Herausgabe einer Kopie des Kargel-Gutachtens stark zu machen.«
    »Und?«
    »Du weißt doch, wir sind im selben Schützenverein.«
    »Und?«
    »Nun sei doch nicht so stur, Jan! Klemm’ dich einfach mit etwas mehr Nachdruck hinter die Sache. Die Zeitung hat da einen wichtigen Pressetermin laufen. Wir brauchen die Hilfe dieser Zeitungsfredys doch auch öfters mal. Eine Hand wäscht nun mal die andere, oder?«

7
    Der Schädel brummt und ihr ist speiübel. Sie liegt flach auf dem Boden. Die rechte Wange, mit der sie den Boden berührt, fühlt sich eiskalt an. Trotzdem kann sie sich nicht entschließen ihre Augen zu öffnen oder sich zu bewegen. Nur langsam beginnen sich die Gedanken im Kopf zu ordnen.
    Ich bin in der Redaktion. Da hat etwas meinen Kopf getroffen. Ein Einbrecher hat mich niedergeschlagen. Ich muss die Polizei rufen. Was ist das für ein Geräusch?
    Maria Teske reißt in Todespanik die Lider hoch und rollt sich zur Seite. Doch nichts passiert. Sie versucht sich im Dunkeln zu orientieren. Das Geräusch kommt aus einer Ecke rechts von ihr. Da brummt ein Computer. Der Bildschirmschoner hat sich eingeschaltet, Fische im Aquarium schwimmen gemächlich hin und her. Sie setzt sich langsam auf. Ihr schmerzen alle Knochen.
    Das ist Poths Computer, durchzuckt es sie, während sie aufsteht und mit wackligen Beinen auf den Schreibtisch zusteuert. Da muss jemand an Poths Computer rumgemacht haben.
    Mit einem Blick bemerkt sie, dass der gesamte Arbeitsplatz durchwühlt wurde. Die verschließbaren Schubladen scheinen allerdings unberührt. Maria Teske bewegt kurz die Maus. Das Windows Symbol klappt auf. Darüber das leere Kästchen für das Codewort.
    Wahrscheinlich hab ich ihn gestört. Zumindest ist er da nicht reingekommen, denkt sie. Ihre Augen haben sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt. Zielsicher erreicht sie den Lichtschalter. Die Neonlampen zucken mehrmals auf, bevor sie nacheinander anspringen und den Raum hell erleuchten. In einem Anfall von Schwindel greift sie sich den erst besten Drehstuhl, lässt sich darauf sacken und schaut auf die Uhr. 23:33. Angespannt wandern ihre Augen durch den Raum, entdecken aber nichts. Die Fenster sind alle unversehrt und geschlossen. Sie greift sich eines der Telefone, wählt die 110 und tappt zur Eingangstür. Draußen schneit es noch genauso heftig. Sie muss nicht lange warten, bis sie die Sirene eines Streifenwagens näherkommen hört. Wenig später sieht sie, wie das blaue Licht von der Straße am Marktplatz rhythmisch durch die kurze Fußgängerpassage zu ihr hin-
    aufzuckt. Dann schlängeln sich zwei Streifenpolizisten durch die Slalombarriere aus Eisenrohr am Ende des Weges und kommen, vom blinkenden Blau im Rücken umrandet, seelenruhig auf sie zu. Maria Teske erkennt einen als den Mann, der sie gestern hinter die Absperrung beim Storm-Haus begleitet hatte.
    »So schnell sieht man sich wieder!«, redet der sie lakonisch an.
    In knappen Worten berichtet sie den Ablauf der letzten halben Stunde. Als die Beamten darauf sofort einen Krankenwagen rufen wollen, wehrt sie sich vehement dagegen.
    Bloß nicht ins Krankenhaus, denkt sie. Da komm ich erst in ein paar Tagen wieder raus und dann ist meine Story futsch.
    Sie gibt sich körperlich locker und führt die Beamten durch alle Redaktionsräume, die sie bis in die kleinsten Ecken inspizieren. Bis auf den eingeschalteten Computer gibt es nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Keine Einbruchspuren. Der breitschultrige Beamte von gestern zuckt darauf mit den Schultern.
    »Wenn hier wirklich jemand drin war, dann …«
    »Was soll das heißen?« unterbricht sie ihn. »Meinen Sie etwa, dass ich spinne?«
    »Kann ein Kollege nicht einfach den Computer angelassen haben?«
    »Der Schreibtisch ist durchgewühlt!«
    »Ist das bei euch Journalisten nicht eher normal? Mein Schreibtisch sieht auch nicht viel ordentlicher aus!«
    »Oh ich merke, Sie verfügen über Allgemeinbildung!«, zischt Maria Teske.
    »Nun mal langsam liebe Frau, es gibt keine …«
    »Maria Teske ist mein Name!«
    »Liebe Frau Teske, es gibt nicht den geringsten Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen. Wenn, dann müsste der Täter einen Schlüssel gehabt haben. Wie viele Schlüssel gibt es denn?«
    »Na ja, fast jeder Redaktionsmitarbeiter hat einen Schlüssel, dass wären also zirka sechs bis zwölf im Umlauf, genau weiß ich das nicht!«
    Die beiden Polizisten flüstern miteinander. Dann baut sich der Breitschultrige vor Maria Teske auf

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