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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Laden war, wusste Phillip, worum sich das Gespräch drehte, besser gesagt, gedreht hatte, bevor er auftauchte. Die Stille im Raum war beinahe mit Händen zu greifen, alle Blicke waren auf ihn gerichtet, ehe sie verlegen auswichen.
    Nur Nancy Claremont und Mutter Crawford sahen ihm unverwandt entgegen.
    »Sieh mal einer an, Phillip Quinn. Lange nicht gesehen. Ich glaube das letzte Mal beim Picknick am vierten Juli.« Nancy klimperte kokett mit den Wimpern. Er war zwar ein gefährlicher Bursche, sah aber umwerfend gut aus. Und für Nancy war Flirten die einzige Form des Umgangs mit jungen, gut aussehenden Männern. »Ein gelungenes Fest.«
    »Ja, das war es.« Phillip trat an den Ladentisch und spürte die Blicke der Kunden im Rücken. »Ich brauch zwei große Sandwiches, eins mit Buletten und eins mit Truthahn.«
    »Wird gemacht, Phil. Junior!« rief sie ihrem Sohn an der Kasse zu, der bei ihrem Befehlston zusammenzuckte, obwohl er ein Mann von sechsunddreißig und Vater von drei Kindern war.
    »Ja, Ma.«
    »Willst du kassieren oder den ganzen Nachmittag Löcher in die Luft starren?«
    Er lief rot an, murmelte etwas und wandte sich der Registrierkasse zu.
    »Arbeitet ihr heute wieder in der Werkstatt, Phillip?«
    »So ist es, Mrs. Claremont.«
    Er griff nach einer grossen Tüte Kartoffelchips für Cam, ging zur Kühltruhe und überlegte, welchen Joghurt er sich nehmen sollte.
    »Sonst kommt immer der Kleine und besorgt das Mittagessen für euch, hab’ ich Recht?«
    Phillip entschied sich für einen grossen Becher Fruchtjoghurt. »Er ist in der Schule. Heute ist Freitag.«
    »Ja, natürlich.« Nancy lachte geziert und schlug sich schelmisch gegen die Stirn. »Wo hab’ ich nur meine Gedanken. Hübscher Junge. Ray war sicher stolz auf ihn.«
    »Ja, das war er.«
    »Wie man hört, habt ihr Verwandtenbesuch bekommen.«
    »So weit ich weiß, hat Ihr Gehör Sie noch nie im Stich gelassen, Mrs. Claremont. Ich brauch noch zwei große Becher Kaffee, Mutter.«
    »Wird gemacht. Nancy, haben Sie heute nicht schon genug Neuigkeiten erfahren? Wenn Sie Phil weiter mit Ihren Fragen löchern, verpassen Sie Ihren Termin beim Frisör.«
    »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen«, schmollte Nancy, bedachte Mutter mit einem gekränkten Blick und zupfte sich mit drei Fingern das Haar zurecht. »Aber ich muss wirklich los. Mein Mann und ich sind heute bei den Kiwanis zum Dinner mit anschließendem Tanz eingeladen. Dafür will ich mich besonders hübsch machen.«
    Sie stöckelte aus dem Laden und über die Straße zum Frisiersalon.
    Mutter kniff die Augen zusammen. »Und ihr, Herrschaften, wenn ihr eingekauft habt, bezahlt bei Junior. Mein Laden ist kein Wohnzimmer. Herumstehen und gaffen könnt ihr auch draußen.«
    Phillip verbarg sein Lachen hinter einem Räuspern, als einige Kunden es plötzlich sehr eilig hatten, das Geschäft zu verlassen.
    »Diese Nancy Claremont hat ein Spatzenhirn«, brummte Mutter. »Nicht genug, dass sie sich aufdonnert
wie ein Zirkuspferd, auch ihre Taktlosigkeit bleibt unübertroffen.«
    Mutter wandte sich wieder an Phillip. »Ich behaupte ja nicht, dass ich mehr Grips habe als andere, aber jemand, der einem so plump Neuigkeiten aus der Nase ziehen will, ist nicht nur dreist, sondern auch strohdumm. Schlechte Manieren und Dummheit kann ich nicht ausstehen.«
    Phillip legte den Ellbogen auf die Ladentheke. »Weißt du, Mutter, manchmal spiele ich mit dem Gedanken, mich Jean Claude zu nennen, nach Südfrankreich auszuwandern und mir an der Loire einen Weinberg zu kaufen.«
    Sie schmunzelte, und ihre Augen blitzten. Diese Geschichte erzählte er ihr seit Jahren in den verschiedensten Varianten. »Was du nicht sagst.«
    »Ich schau zu, wie meine Trauben in der Sonne reifen, esse frisch gebackenes Weißbrot und alten Käse und mache mir ein schönes Leben. Die Sache hat nur einen Haken.«
    »Und der wäre?«
    »Ich hätte keinen rechten Spaß daran, wenn du nicht mitkommst.« Er nahm ihre Hand und drückte einen schmatzenden Kuss darauf. Und Mutter ließ ihr ansteckendes, glucksendes Lachen hören.
    »Mann, du bist mir so eine Nummer. Und warst es schon immer.« Sie holte tief Luft und trocknete sich die Augen. Dann seufzte sie. »Nancy ist eine dumme Gans, aber sie meint es gar nicht böse. Ray und Stella waren für sie nur irgendwelche Leute. Aber mir haben sie viel bedeutet.«
    »Ich weiß, Mutter.«
    »Jetzt haben die Klatschbasen endlich wieder etwas, worüber sie sich das Maul zerreißen können.«
    »Das weiß

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