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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bedeutete.«
    »Das habe ich Dad zuliebe getan.«
    »Wir alle haben es Dad zuliebe getan. Jetzt tun wir es für Seth.«
     
    Gegen Mittag hatte das Skelett des Bootsrumpfes eine fugenlose Holzverkleidung. Die Schichtverkantung der
Konstruktion war arbeitsaufwendig und mühsam, alles musste peinlich genau eingepasst werden. Das war freilich auch das Markenzeichen der Brüder, beste Qualität des Materials und größte Sorgfalt in der Verarbeitung, die höchste Ansprüche an das handwerkliche Können und die Präzision der Bootsbauer stellte.
    Niemand würde bestreiten, dass Cam der geschickteste der drei Brüder bei den Schreinerarbeiten war. Phillip machte seine Sache aber auch nicht schlecht.
    Ja, dachte er, trat einen Schritt zurück und begutachtete die Beplankung des Rumpfes. Er war gar nicht schlecht.
    »Hast du Essen mitgebracht?« fragte Cam und setzte die Wasserflasche an den Mund.
    »Nein.«
    »Scheiße. Ich wette, Grace hat Ethan eines ihrer Monster-Lunchpakete mitgegeben. Gebratenes Hühnchen, dicke saftige Scheiben gekochten Schinken.«
    »Du hast auch eine Ehefrau«, versetzte Phillip.
    Cam schnaubte verächtlich und verdrehte die Augen.
    »O ja. Ich seh richtig vor mir, was passiert, wenn ich von Anna verlange, mir ein Lunchpaket zu machen. Sie würde mir ihren Aktenkoffer um die Ohren hauen und aus dem Haus rauschen. Hör mal«, überlegte er. »Wir könnten Ethan überfallen, wenn er reinkommt, und ihm sein Lunchpaket klauen.«
    »Ich bin für die einfachere Lösung.« Phillip fingerte eine Vierteldollarmünze aus der Hosentasche. »Kopf oder Zahl?«
    »Kopf verliert, holt Lunch und bezahlt.«
    Phillip warf die Münze hoch, fing sie auf und klatschte sie sich auf den Handrücken. Der aufgerissene Adlerschnabel schien ihn auszulachen. »Scheiße. Was willst du?«
    »Bulettensandwich mit viel Ketchup, eine große Portion Chips und fünf Liter Kaffee.«
    »Na schön, verstopf dir ruhig die Arterien.«
    »Tofu habe ich bei Crawford’s jedenfalls noch nicht gesehen. Wie du das labbrige Zeug runterkriegst, ist mir schleierhaft. Sterben muss schließlich jeder. Da sterb ich doch lieber mit einer saftigen Bulette im Bauch.«
    »Jeder nach seiner Fasson.« Er zog Cams Lohnscheck aus der Gesäßtasche. »Hier, und wirf nicht gleich alles zum Fenster raus.«
    »Prima. Jetzt kann ich mich in meiner Grashütte auf Maui zur Ruhe setzen. »Hast du auch Ethans Scheck?«
    »So viel davon übrig ist.«
    »Und deiner?«
    »Ich brauche nichts.«
    Cam verengte die Augen, als Phillip sich die Jacke anzog. »So geht das aber nicht.«
    »Ich kümmere mich um die Buchführung. Also weiß ich, dass es geht.«
    »Du opferst deine Zeit genau wie wir, also bekommst du auch Geld dafür.«
    »Ich brauche nichts«, wiederholte Phillip, diesmal gereizt. »Wenn ich was brauche, werde ich es mir schon nehmen.« Er verließ die Werkstatt, und Cam schaute ihm finster nach.
    »Eigensinniger Dickschädel«, knurrte er. »Wie soll ich mich über ihn lustig machen, wenn er mir so kommt?«
    Ständig meckert er, überlegte Cam. Er nörgelt an allem herum, wegen jeder Kleinigkeit.
    Es war zum Verrücktwerden.
    Und jetzt ließ er sich mit einer Frau ein, von der kein Mensch wusste, ob man ihr trauen konnte. Er jedenfalls wollte Sybill Griffin genau im Auge behalten. Und nicht nur wegen Seth. Phillip mochte ja der hellste von den drei Brüdern sein, aber er reagierte genau so dämlich wie jeder andere, sobald eine hübsche Biene auftauchte.
     
    »Und die kleine Karen Lawson, die jetzt im Hotel arbeitet, seit sie mit dem jungen McKinney zusammen ist, hat es sogar schriftlich gesehen, schwarz auf weiß. Sie rief sofort ihre Mutter an, und Bitty Lawson ist eine gute Freundin von mir und meine Bridgepartnerin, solange ich denken kann – obwohl sie immer versucht zu mogeln, wenn man nicht aufpasst. Also Bitty rief mich natürlich gleich an und erzählte mir die Geschichte.«
    Nancy Claremont war in ihrem Element, und dieses Element war der Klatsch. Ihr Ehemann, dem eine Menge Grundstücke und ganze Häuserzeilen in St. Chris gehörten, war der reichste Mann der Stadt. Unter anderem gehörte ihm auch die alte Scheune, die von den Quinns – übrigens eine ziemlich raue Bande, wenn man sie fragte – gemietet worden war, um eine Bootswerkstatt einzurichten, obwohl natürlich kein Mensch wusste, was da noch alles in der Scheune getrieben wurde. Jedenfalls war es nicht nur ihr Recht, sondern auch ihre Pflicht, diesen Leckerbissen an Neuigkeit zu

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