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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schließlich lange, welcher Behälter sich am besten eignete, um all die Schätze unterzubringen.
    Schließlich entschied sie sich für einen Malkoffer aus schlichtem Walnussholz, der ihr für einen Jungen passend schien. Wenn Seth nicht achtlos damit umging, konnte er daran viele Jahre Freude haben.
    Und vielleicht würde er nach ein paar Jahren hin und wieder freundlich an sie denken.
    »Ihr Neffe wird große Freude daran haben«, erklärte
die Verkäuferin und tippte eifrig die Einkäufe ein. »Es ist alles beste Markenqualität.«
    »Er ist sehr begabt.« Zerstreut begann Sybill, an ihrem Daumennagel zu nagen, eine Angewohnheit, die sie vor Jahren abgelegt hatte. »Packen Sie mir alles sorgfältig in einem Karton zusammen?«
    »Selbstverständlich. Janice! Kommst du mal und hilfst mir? Leben Sie in Baltimore?« fragte die Verkäuferin.
    »Nein. Ein Freund hat mir Ihr Geschäft empfohlen.«
    »Das freut uns sehr. Janice, bitte hilf mir, die Sachen einzupacken und in einen Karton zu verstauen.«
    »Haben Sie Geschenkpapier?«
    »Leider nein. Aber gleich über die Straße ist ein Schreibwarenladen. Die führen sehr schönes Geschenkpapier und Bänder und Glückwunschkarten.«
    Gütiger Himmel, dachte Sybill. Welches Geschenkpapier sollte sie für einen elfjähren Jungen nehmen? Bänder? Wollte ein Junge Bänder und Schleifen?
    »Das macht 583 Dollar und 69 Cents«, strahlte die Verkäuferin. »Wie wollen Sie gern bezahlen?«
    »Fünf …« Sybill schluckte. Sie musste den Verstand verloren haben. Beinahe sechshundert Dollar für ein Geburtstagsgeschenk für ein Kind auszugeben. Ja, sie war verrückt geworden. »Nehmen Sie Visa?« fragte sie schwach.
    »Selbstverständlich.« Beglückt streckte die Verkäuferin die Hand nach der goldenen Karte aus.
    »Ach, ob Sie mir wohl sagen könnten …« Sybill kramte nach ihrem Filofax und schlug den Buchstaben Q im Adressbuch auf, »… wie ich zu dieser Adresse komme?«
    »Aber ja. Das ist gleich um die Ecke.«
    Hätte Phillip ein paar Blocks weiter entfernt gewohnt, hätte sie der Versuchung vielleicht widerstanden.
     
    Du machst einen Fehler, warnte sie sich, als sie wieder im Regen stand, mit zwei riesigen Einkaufstüten und einem sperrigen Regenschirm. Es war unhöflich, unangemeldet bei ihm reinzuschneien.
    Vermutlich war er gar nicht zu Hause. Es war sieben Uhr abends. Wahrscheinlich saß er in einem Lokal beim Essen. Es wäre klüger, den Wagen zu holen und nach St. Chris zurückzufahren. Der Verkehr hatte nachgelassen, der Regen allerdings nicht.
    Zumindest müsste sie vorher anrufen. Aber ihr Mobiltelefon war zuunterst in der Handtasche, und sie hatte nur zwei Hände. Es war dunkel und regnete, und wahrscheinlich würde sie die Nummer sowieso nicht finden. Wenn sie es innerhalb von fünf Minuten nicht gefunden hatte, würde sie umkehren und zur Parkgarage gehen, nahm sie sich vor.
    Sie fand das moderne, elegante Hochhaus innerhalb von drei Minuten und betrat die warme, gepflegte Eingangshalle dankbar, wenn auch als Nervenbündel. Dekorative Grünpflanzen in Kupferschalen, polierte Holzvertäfelung, bequeme Polstersessel in neutralen Naturtönen. Die elegante Atmosphäre hätte ihr normalerweise Selbstvertrauen eingeflößt, wenn sie sich nicht vorgekommen wäre wie eine nasse Ratte, die sich auf einen Luxusdampfer verirrt hatte.
    Sie musste verrückt sein, einfach hier hereinzuplatzen. Hatte sie sich nicht auf der Fahrt nach Baltimore fest vorgenommen, gerade das zu unterlassen? Sie hatte ihm absichtlich nichts von ihrer Verabredung beim Rechtsanwalt gesagt, damit er nicht versuchen würde, sich nach dem Besprechungstermin mit ihr zu verabreden.
    Gütiger Himmel, sie hatte ihn doch erst am Sonntag gesehen. Es gab keinen plausiblen Grund für den verzweifelten Wunsch, ihn heute schon wieder zu sehen. Sie sollte augenblicklich kehrtmachen und nach St.
Christopher zurückfahren, um einen schrecklichen Fehler zu vermeiden.
    Sie verfluchte sich auf dem Weg zum Lift, während sie einstieg und den Knopf zum sechzehnten Stock drückte.
    Was war bloß los mit ihr? Wieso machte sie das?
    Mein Gott, wenn er nun zu Hause und nicht allein war? Der Gedanke an diese Demütigung traf sie wie ein Faustschlag in den Magen. Es war nie ein Wort zwischen ihnen über Ausschließlichkeit gefallen. Er hatte jedes Recht, andere Frauen zu sehen. Und sie konnte sich vorstellen, dass es in seinem Leben ganze Heerscharen von Frauen gab. Was nur bewies, dass sie völlig den Verstand verloren

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