Hafen der Träume: Roman (German Edition)
sehr zu schätzen, dass du Seth dazu überredet hast, sein Einverständnis zu geben.«
»Sybill …«
»Weil wir gerade davon sprechen, ich habe den Laden mit dem Künstlerbedarf gefunden.« Sie zeigte auf die Tüten neben der Wohnungstür.
»Das da?« fragte Phillip verdutzt. »Das ganze Zeug?«
Sybill begann wieder, an ihrem Daumennagel zu knabbern. »Es ist zu viel, nicht wahr? Ich dachte es mir fast. Ich kann vielleicht einen Teil zurückbringen oder für mich behalten. Ich komme in letzter Zeit nicht mehr allzu oft zum Malen.«
Er beugte sich über die Tüten und untersuchte ihren Inhalt. »Das ganze Zeug?« Lachend richtete er sich auf und schüttelte den Kopf. »Er wird begeistert sein. Er wird völlig durchdrehen.«
»Ich will nicht, dass er denkt, ich möchte ihn damit bestechen oder mir seine Zuneigung erkaufen. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Als ich einmal anfing, konnte ich nicht mehr aufhören.«
»Ich an deiner Stelle würde aufhören, meine Motive zu hinterfragen, weil du etwas Nettes, Spontanes und Verrücktes getan hast.« Sanft nahm er ihre Hand vom Mund. »Und hör auf, Nägel zu kauen.«
»Ich kaue nicht Nägel. Ich habe nie …« Entrüstet blickte sie auf ihre Hand und sah den ausgefransten Daumennagel. »O Gott, ich kaue Fingernägel. Das habe ich nicht mehr getan, seit ich fünfzehn war. Wo ist meine Nagelfeile?«
Phillip sah zu, wie sie nach ihrer Handtasche griff und ein kleines Maniküre-Set hervorkramte. »Warst du ein nervöses Kind?«
»Hmmm?«
»Hast du Nägel gekaut?«
»Eine schlechte Angewohnheit, weiter nichts.« Geschickt feilte sie den Nagel glatt.
»Eine nervöse Angewohnheit, nicht wahr, Dr. Griffin?«
»Mag sein. Ich hab’s mir längst abgewöhnt.«
»Nicht ganz. Nägelkauen«, murmelte er und kam auf sie zu. »Migräne.«
»Ganz selten.«
»Unregelmäßige Essgewohnheiten«, fuhr er fort. »Erzähl mir bloß nicht, du hast heute Abend schon gegessen. Mir scheint, deine Atemübungen und dein autogenes Training sind nicht ganz das Richtige gegen deinen Stress. Ich probier’s noch mal mit meiner Methode.«
»Ich muss gehen.« Doch sie wurde bereits in seine Arme gezogen. »Bevor es zu spät wird.«
»Es ist bereits zu spät.« Er strich seine Lippen sanft über die ihren. »Du musst bleiben. Es ist dunkel, es ist kalt, es regnet«, raunte er und knabberte an ihren Lippen. »Und du bist eine miserable Autofahrerin.«
»Ich habe nur …« Die Nagelfeile entglitt ihren Fingern.
»Nur zu wenig Übung.«
»Ich will dich ins Bett bringen. Ich will dich in mein Bett bringen.« Der nächste Kuss war tiefer, länger und feuchter. »Ich möchte dich aus deinem hübschen Kostüm schälen, Stück für Stück, und sehen, was du darunter anhast.«
»Ich weiß nicht, wie du das schaffst.« Ihr Atem ging bereits zu schnell, ihr Körper wurde weich. »Ich kann nicht klar denken, wenn du mich anfasst.«
»Ich mag es, wenn deine Gedanken durcheinander geraten.« Seine Hände stahlen sich unter ihre Kostümjacke, bis seine Daumen die Wölbung ihrer Brüste fanden. »Ich mag es, wenn du verwirrt bist. Und zittrig. Ich möchte wunderschöne Sachen mit dir anstellen, wenn du zitterst.«
Kleine Hitzewellen und Kälteschauer durchfuhren sie gleichzeitig. »Was denn für … Sachen?«
Er gurrte einen tiefen, beglückten Laut an ihrer Kehle. »Ich zeig es dir«, versprach er und hob sie hoch.
»Ich tu so etwas nicht.« Sie strich sich das Haar zurück und blickte ihn finster an, während er sie ins Schlafzimmer trug.
»Was denn?«
»Ich gehe nicht in die Wohnung eines Mannes und lass mich von ihm ins Bett tragen. Ich tu so was nicht.«
»Nun, betrachten wir es einfach als Veränderung eines Verhaltensmusters.« Er küsste sie leidenschaftlich, ehe er sie sanft aufs Bett legte. »Hervorgerufen
durch …« Er ließ von ihr ab, um drei Kerzen in einem hohen Eisenhalter in der Ecke anzuzünden. »Direkte Stimulierung.«
»Das wäre möglich.« Das Kerzenlicht bewirkte ein Wunder mit seinem bereits umwerfend gut aussehenden Gesicht. »Nur weil du so schrecklich attraktiv bist.«
Er lachte leise, ließ sich neben ihr auf dem breiten Bett nieder und knabberte an ihrem Kinn. »Und du so schwach.«
»Gewöhnlich nicht. Tatsächlich ist mein sexueller Appetit normalerweise etwas unterentwickelt.«
»Tatsächlich?« Er hob sie eine Winzigkeit, um ihr die Jacke auszuziehen.
»Ja. Ich habe festgestellt … oh … dass eine sexuelle Begegnung zwar
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