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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geprügelt.«
    »Cam.« Sybill blinzelte erschreckt. »Er mag mich nicht.«
    »Da irrst du. Er war um dich besorgt. Kann ich dich überreden, eine Arbeitspause einzulegen?«
    »In Ordnung.« Sybill speicherte das Dokument und schaltete ihren Laptop aus. »Ich bin froh, dass wir keinen Streit miteinander haben. Das würde die Dinge nur noch komplizierter machen. Ich habe Seth heute Nachmittag gesehen.«
    »Das ist mir bekannt.«
    Sybill nahm den Champagner und trank einen Schluck. »Hast du mit deinen Brüdern das Haus sauber gemacht?«
    Phillip warf ihr einen gequälten, selbstmitleidigen Blick zu. »Darüber möchte ich nicht reden. Sonst bekomme ich Albträume.« Er nahm Sybills Hand und führte sie zum Sofa. »Lass uns ein weniger beängstigendes Thema anschneiden. Seth hat mir die Kohlezeichnung seines Bootes gezeigt, bei der du ihm geholfen hast.«
    »Seth ist wirklich gut. Er besitzt eine rasche Auffassungsgabe. Und er hört zu, richtig aufmerksam. Er hat einen Blick für Details und Perspektive.«
    »Ich habe auch deine Zeichnung vom Haus gesehen.« Lässig schenkte Phillip ihr Champagner nach. »Auch du bist wirklich gut. Es überrascht mich, dass du dein Zeichentalent nicht beruflich genutzt hast.«
    »Als Mädchen bekam ich Unterricht. Malerei, Musik,
Ballett. Im College habe ich ein paar Malkurse belegt.« Ungeheuer erleichtert, dass Phillip und sie keinen Streit mehr hatten, lehnte sich Sybill zurück und genoss das Getränk. »Nichts Besonderes. Im Grunde wusste ich immer, dass Psychologie mein Fach war.«
    »Immer?«
    »Mehr oder weniger. Die große Kunst ist nichts für Leute wie mich.«
    »Warum?«
    Die Frage verwirrte sie, und Sybill war auf der Hut. »Psychologie ist von größerem praktischem Nutzen. Sagtest du nicht, du hättest Kaviar mitgebracht?«
    Aha, dachte Phillip, der erste Rückzieher. Dann musste er eben einen Umweg gehen. »Hmhm.« Phillip packte den Behälter mit Kaviar und die Toastecken aus und füllte Sybills Glas erneut. »Welches Instrument spielst du?«
    »Klavier.«
    »Tatsächlich? Ich auch.« Er schenkte ihr ein offenes Lächeln. »Wir müssen ein Duett einstudieren. Meine Eltern haben Musik geliebt. Wir alle spielen irgendein Instrument.«
    »Es ist wichtig, dass ein Kind früh mit Musik in Berührung kommt.«
    »Klar, Musik macht Spaß.« Phillip bestrich eine Scheibe Toast mit Kaviar und reichte sie Sybill. »Manchmal haben wir fünf einen ganzen Samstagabend gemeinsam musiziert.«
    »Ihr habt alle zusammen gespielt? Das war sicher schön. Ich habe es immer gehasst, etwas vorspielen zu müssen. Man macht so leicht einen Fehler.«
    »Und wenn schon. Niemand würde dir für eine verunglückte Note einen Finger abschneiden, oder?«
    »Meine Mutter versank dann vor Scham im Boden, und das war schlimmer als …« Sybill fing sich wieder. Stirnrunzelnd blickte sie in ihr Glas und wollte es wieder
abstellen. Phillip glitt näher und füllte Champagner nach.
    »Meine Mutter liebte Klavierspielen über alles. Das war ursprünglich der Grund, warum ich es auch gelernt habe. Ich wollte etwas Besonderes mit ihr teilen. Ich war total verliebt in meine Mutter. Das waren wir alle, aber für mich bedeutete sie mehr: eine starke, geradlinige und gütige Frau. Ich wollte, dass sie stolz auf mich war. Wenn ich ihren Stolz sah oder sie mir sagte, sie wäre stolz auf mich, empfand ich ein unglaubliches Glücksgefühl.«
    »Manche Menschen streben ihr ganzes Leben nach der Anerkennung ihrer Eltern und schaffen es doch nicht.« In Sybills Stimme war ein Anklang von Bitterkeit und Kälte zu hören. Mit einem leisen Auflachen milderte sie die Wirkung. »Ich trinke zu viel. Der Alkohol steigt mir zu Kopf.«
    Sofort füllte Phillip ihr Glas erneut. »Du bist unter Freunden.«
    »Übermäßiger Alkoholgenuss ist und bleibt Missbrauch, auch wenn der Champagner köstlich schmeckt.«
    »Missbrauch wird es nur, wenn du regelmäßig zu viel trinkst«, korrigierte er sie. »Warst du schon einmal richtig betrunken, Sybill?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann wird es Zeit.« Phillip ließ sein Glas gegen ihres klingen. »Erzähl mir, wie es war, als du zum ersten Mal Champagner probiert hast.«
    »Ich weiß es nicht mehr. Als Kinder bekamen wir beim Essen oft mit Wasser verdünnten Wein zu trinken. Es war wichtig, dass wir die verschiedenen Weine kennen lernten, wie sie kredenzt wurden, zu welchen Gerichten welche Sorten passten und wodurch sich ein Rotweinglas von einem Weißweinglas unterschied. Mit zwölf

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