Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Lauber.«
»Hat sich schon rumgesprochen, dass ihr die ziemlichflott identifiziert habt … alle Achtung«, lobte Buhl. »Nun, die Socke sieht auf den ersten Blick nicht nach elf Jahren Kelleraufenthalt aus, aber hundertprozentig sicher bin ich nicht.«
»Wir sind bei den Recherchen in der Vermissten-Datenbank noch auf weitere Entführungsfälle gestoßen«, berichtete Romy eilig. »Einer davon ist Mirjam Lupak – Einzelheiten können meine Kollegen sofort zur Verfügung stellen. Ein Abgleich mit ihrer DNA sollte parallel unbedingt gemacht werden.«
»Ach du Scheiße.«
»Dem Kommentar schließe ich mich sofort an. Ich danke Ihnen erst mal für die gute Zusammenarbeit, Buhl. Bis hoffentlich bald.«
Das kam sogar von Herzen, dachte Romy. Sie unterbrach die Verbindung und blickte Schneider an. »Was sagst du dazu?«
»Dass der Mann gut ist, sag ich dazu«, bemerkte Kasper.
»Hab ich nie bestritten …«
»Na ja.« Kasper wiegte den Kopf. »Aber davon abgesehen – was hältst du davon, wenn ich nachher noch mal nach Sassnitz fahre und Aufnahmen von dem Keller mache?«
Romy nickte langsam. »Ja, gute Idee. Und spendiere den Kollegen einen anständigen Morgenkaffee. Die machen ihren Job verdammt gut.«
»Unbedingt.«
»Okay – lasst uns anfangen.«
Die Kommissarin ging in ihr Büro hinüber, wo das Telefon klingelte, noch bevor sie die Tür geschlossen hatte.
»Möller. Rechtsmedizin. Ich habe ein interessantes Detail für Sie.«
»Sie verwöhnen mich mit interessanten Details.«
»Immer wieder gerne, Kommissarin Beccare. Also: KaiRichardt hat kurz vor seinem Tod Wasser getrunken, und zwar mindestens einen halben Liter.«
Romy setzte sich und schlug ihren Notizblock auf. »Hatten Sie nicht erwähnt, dass Richardt ausgetrocknet und sehr erschöpft war?«, fragte sie verblüfft.
»Hatte ich – darum ist das Detail ja so interessant. Das Wasser hat er so kurz vor seinem Tod zu sich genommen, dass sein Körper es gar nicht mehr aufnehmen konnte.«
»Ach? Kein Irrtum möglich?«
»Was für eine liebenswürdige Nachfrage«, sagte Möller, und er klang belustigt.
»Ich zweifle nicht an Ihrem Sachverstand«, beeilte Romy sich zu versichern. »So meine ich das nicht …«
»Schon gut. Aber nein: Irrtum ausgeschlossen.«
»Danke, Doktor Möller.«
»Nichts zu danken.«
Romy setzte sich und notierte die Info. Kai Richardts Mörder war so nett und fürsorglich, dem durstigen Mann Wasser zu spendieren, kurz bevor er ihm den Schädel einschlug? Was sollte das? Ein weiterer perfider Aspekt, der unter Umständen einen Hinweis auf Richardts Umgang mit seinen Opfern gab?
Romy kaute eine Weile auf dem Gedanken herum, dann informierte sie Max vorab über die bemerkenswerte Neuigkeit, bevor sie sich eine Viertelstunde Zeit nahm und das Gespräch mit Mirjam zusammenfasste. Die schmerzvolle Betroffenheit der Frau klang immer noch in ihr nach, und Romy hatte keine Mühe, die wesentlichen Punkte, die zur Sprache gekommen waren, aus der Erinnerung aufzuschreiben.
Schließlich schlug sie die Maria-Bernburg-Akte auf. Die Frau war erst achtundzwanzig Jahre alt gewesen. Eine hübsche zarte Frau. Richardt hatte eine Vorliebe für zierliche Frauen gehabt. Der Ehemann, Gunnar Bernburg, war einige Jahre älter. Er hatte seinerzeit als Ingenieur in einem Maschinenbauunternehmengearbeitet. Kinder hatten die beiden nicht gehabt. Allerdings war das Paar auch erst ein gutes Jahr verheiratet gewesen.
Die Kontaktdaten waren bereits aktualisiert – wahrscheinlich hatte Max sich in aller Frühe darum gekümmert, auch was die von Mirjam erwähnte Freundin anbetraf, die als Museumsleiterin arbeitete. Gunnar Bernburg hatte knapp zwei Jahre nach dem Suizid seiner Frau wieder geheiratet und war inzwischen zum technischen Leiter des Maschinenbauunternehmens aufgestiegen. Der Mann saß garantiert bereits an seinem Schreibtisch.
Romy griff zum Telefon und vereinbarte einen Termin mit Bernburgs Sekretärin.
Kasper hatte in der Rostocker Kanzlei Laubers ehemaligen Chef Dr. Kranold noch nicht erreicht und sich darum entschlossen, zunächst nach Sassnitz zu fahren. Marko Buhl erwartete ihn bereits. Sie gingen gemeinsam in den Keller.
Buhl sah mit regungsloser Miene zu, wie Kasper die Videokamera in Betrieb nahm und die einzelnen Räume filmte. Für den leeren Keller hinter dem Stahlregal nahm er sich besonders viel Zeit.
»Was ist denn ausgerechnet an dem leeren Raum so interessant?«, fragte der Techniker schließlich.
Kasper setzte
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