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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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spannte sich wolkenlos und blitzsauber über ihr. Hinter Karow entdeckte sie ein Rudel Rehe, das eine Weile parallel neben ihr über die Felder lief, um dann wieder ihren Blicken zu entschwinden und in einer Baumgruppe Schutz zu suchen.
    Romy gab Gas. Plötzlich war sie felsenfest davon überzeugt,dass es tatsächlich nur eine Idee gab, die alle Fälle zu einem dichtverwobenen Gesamtwerk verknüpfte. Und die Knotenpunkte hatte ein junger Kommissar sichtbar gemacht, indem er Informationen – alle Informationen! – in einer Tabelle zusammengetragen, nach Übereinstimmungen gesucht hatte und fündig geworden war. Nicht mehr und nicht weniger.
    Kai Richardt war die zentrale Figur im Gesamtgeschehen, und das Wirrwarr konnte Romy nur entflechten, indem sie die einzelnen Fälle als Kapitel einer einzigen Geschichte und der zugrunde liegenden Idee betrachtete. Der ermordete Mann war wahrscheinlich ein Mörder und Entführer, ein Vergewaltiger und Unterdrücker gewesen. Eine schillernde Figur mit krankhafter Herrschsucht, der es gelungen war, die meisten Menschen über ihr wahres Wesen perfekt hinwegzutäuschen. Oder nahezu perfekt. Daran hegte Romy keinerlei Zweifel.
    Der Mann ruft seit Jahrzehnten einmal im Jahr seine Mutter an, um sie an ihre Schuld am Tod des Bruders zu erinnern, fuhr es ihr durch den Kopf, als sie das Ortseingangsschild passiert hatte. Er schlägt seine erste Frau und garantiert auch Vera. Er entführt Frauen und quält sie. Beate Lauber muss sterben, weil entweder etwas schiefgegangen oder ihr Tod ohnehin vorgesehen war. Maria Bernburger und Mirjam Lupak werden gequält und wieder freigelassen. Ihr tagelanges Martyrium wirkt auch ohne detaillierte Kenntnisse hinsichtlich des Geschehens wie eine Inszenierung, an deren Ende die Opfer freigelassen werden, ohne dass sie eine Chance haben, je zu vergessen. Sie verbringen den Rest ihres Lebens in der Dunkelheit jener Tage. Darum hatte Maria Selbstmord begangen.
    Romy war sicher, dass sie bald auf weitere Hinweise stoßen würden, die dazu taugten, Beweise zutage zu fördern, von denen im Moment noch niemand etwas ahnte.
    Um halb acht betrat sie das Kommissariat. Max saß bereits an seinem Computer. Er wirkte putzmunter und wünschte einen guten Morgen. Romy grüßte ebenso aufgeräumt zurück und nahm sich einen Kaffee.
    »Ein Marko Buhl von der Technik hat gerade angerufen«, informierte Breder sie und wies auf einen Notizzettel in der Ablage. »Er bittet um Rückruf.«
    »Ich kümmere mich gleich darum«, erwiderte Romy, griff sich einen Stuhl und setzte sich neben Max. »Diese Datensammelei hat bei unserem Fall einige überaus schätzenswerte Vorteile. Ich bin zugegebenermaßen nicht immer ein Fan davon gewesen, aber du kannst davon ausgehen, dass ich meine Meinung geändert habe.«
    Max wandte ihr sein Gesicht zu. »Es ist ein wichtiges Hilfsinstrument«, erklärte er ernst. Er wirkte ein wenig verlegen.
    »Das wollte ich damit sagen«, stimmte Romy lächelnd zu. »Ist es möglich, in deiner Datenbank so etwas wie eine Zeitkomponente einzufügen?«
    »Klar, es ist so ziemlich alles an Einfügungen und Abfragen möglich, aber kannst du konkreter werden?«
    »Kai Richardt steht unter dem dringenden Tatverdacht, seit 1995 sein Unwesen getrieben zu haben – nach dem, was bisher vorliegt. Das ist ein außergewöhnlich langer Zeitraum. Da verliert man entweder sehr schnell den Blick für die Einzelheiten, die unter Umständen sehr wichtig sind, oder man erstickt in unendlich vielen Details, die allesamt bedeutsam scheinen, sieht aber dann das Große und Ganze nicht mehr. Ich möchte, dass alles, was wir wissen, an Erkenntnissen gewonnen haben und noch in Erfahrung bringen werden, in ein entsprechendes Zeitraster einfließt.«
    Max nickte. »Ich ordne ohnehin alle Informationen einem Datum zu – daraus kann man eine eigenständige Abfrage gestalten, selbstverständlich, gar kein Problem.«
    »Sehr gut. Vielleicht werden die Zusammenhänge deutlicher, vielleicht kristallisiert sich heraus, was den Mann getrieben hat, und wir kommen darüber noch zu anderen Fragestellungen und Schlussfolgerungen.«
    Max lächelte. »Das ist sehr gut möglich.«
    Romy sah hoch, als Fine und Kasper eintraten. »Schön, dass ihr endlich da seid, Kollegen – lasst uns anfangen: Einsatzbesprechung!«, begrüßte sie die beiden.
    Kasper sah auf die Uhr, während sie in den Gemeinschaftsraum gingen und sich um den großen Tisch setzten. Er warf ihr einen fragenden Blick zu.

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