Hafenmord - ein Rügen-Krimi
der Tierarztpraxis angerufen, in der sie arbeitet. Und das ist nur aufgefallen, weil Max die Daten so penibel auflistet.«
Romy ließ sich tief in ihren Sessel zurückfallen. »Am Montagmorgen? Wow! Hast du schon was veranlasst?«
Kasper nickte. »Der Oberstaatsanwalt hat freundlicherweise vorhin nachgefragt, ob wir irgendwie Hilfe brauchen, und da hab ich glatt mal ja gesagt. Nun beschattet ihn ein Kollege aus Stralsund.«
»Aber warum …«
»Weil die Stimmenanalyse ergeben hat, dass Tim Beier nicht der anonyme Anrufer war«, antwortete Schneider, noch bevor Romy ihre Frage ausformulieren konnte. »Vielleicht hast du recht, und es gibt einen Kumpel, zu dem er uns hinführt. Wenn wir ihn zu früh erneut aus dem Verkehr ziehen, ist er gewarnt, und wir vertun diese Chance.«
»Das stimmt. Hm. Mirjam hat einen Kontakt zu Tim ebenfalls geleugnet … Darüber wird noch zu sprechen sein.«
»Glaube ich auch.«
»Gibt es schon weitere Ergebnisse aus Greifswald?«
»Nö. Da müssen wir noch ein bisschen Geduld haben.« Er nickte ihr zu und wandte sich zur Tür um. »Bis später.«
Romy wartete, bis sie den Eindruck hatte, dass sich ihre aufgeregte Stimmung zumindest etwas gelegt hatte, dann wählte sie Ricardas Telefonnummer. Wie sie nicht anders erwartet hatte, reagierte Richardts Exfrau abweisend.
»Frau Meinold, es ist mir klar, dass Sie keine Lust haben, mit mir zu reden, schon gar nicht über Kai Richardt, aber ich kann Ihnen das nicht ersparen«, unterbrach Romy zügig Ricardas blasierte Was-wollen-Sie-denn-schon-wieder-Reaktion.
»Außerdem möchte ich, dass Sie Ihr Einverständnis erklären, dass wir dieses Telefonat aufzeichnen dürfen«, fügte sie hinzu.
Ricarda Meinold lachte kurz auf, und das klang alles andere als heiter. »Meine Güte, natürlich nicht! Warum sollte ich dem zustimmen?«
Romy spürte ein Kribbeln im Nacken und in den Fingern. »Ganz einfach: Weil ich sonst das Berliner LKA um Amtshilfe bitten müsste. Dann würde man Sie vor Ort vernehmen. Mit allem Drum und Dran«, erklärte sie so sachlich wie nur irgend möglich. »Stattdessen können Sie aber auch mit mir telefonieren. Das ist wesentlich bequemer, unaufwendiger und wahrscheinlich sogar angenehmer – womit ich den Berliner Kollegen jetzt aber keinesfalls zu nahetreten will. Allerdings, wie gesagt, benötige ich Ihre Zustimmung zur Aufzeichnung. Sie haben die Wahl. Entscheiden Sie sich bitte jetzt.«
Daraufhin schwieg Ricarda eine ganze Weile.
»Frau Meinold?«
»Ja – zeichnen Sie auf«, entgegnete sie plötzlich scharf. »Ich kann nur hoffen, dass Sie einen hinreichenden Grund für diese Maßnahme haben.«
»Und ob«, bestätigte Romy übertrieben liebenswürdig. »Es gibt nämlich ein paar neue Erkenntnisse, über die ich unbedingt mit Ihnen sprechen muss.«
»Dann legen Sie mal los. Aber bedenken Sie bitte, dass ich heute noch was anderes zu tun habe, als mit der Bergener Polizei über meinen Exmann zu sprechen, den ich vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen habe.« Das klang nicht nur dezent pampig.
»Oh, keine Sorge, ich bedenke das selbstverständlich, aber es könnte durchaus sein, dass Sie nach unserem Telefonat nicht mehr ganz so viel Elan haben … Sagt Ihnen der Name Beate Lauber etwas?«
»Nein. Wer soll das sein?«
»Eine junge Frau, die Kai Richardt ziemlich auf die Füße getreten ist. Dabei ging es um eine Hotelsanierung in Glowe, Ende 1999, Anfang 2000«, schilderte Romy. »Hinz Posall, ein Freund oder besser gesagt Bekannter aus Lübecker Tagen, hat das Hotel nämlich kräftig in die roten Zahlen gewirtschaftet. Kommt Ihnen da irgendwas bekannt vor? Und können Sie etwas dazu sagen?«
»Ja.«
Romy glaubte, sich verhört zu haben. »Bitte?«
»Ja, ich kannte Hinz Posall, das heißt, ich habe ihn mal kennengelernt«, bestätigte Ricarda Meinold. »Der hat geschäftlich kein gutes Händchen bewiesen, obwohl er vom Fach ist und im Hotel von Richardts Eltern gearbeitet hat, wie Sie ja sicherlich auch schon in Erfahrung gebracht haben. Kai hat kaum über Geschäftliches mit mir gesprochen, aber ich weiß noch, dass er sich ziemlich über die Geschichte aufgeregt hat, weil er sich kurz nach der Wende dafür starkgemacht hatte, dass Posall das Hotel kriegt.«
»Genau das ist der Punkt«, meinte Romy. »Das Hotel gehörte nämlich zu DDR-Zeiten, genauer bis 1953, einem gewissen Heinrich Lauber, dem Großvater von Beate. Der Mann ist dann mehrfach ziemlich über den Tisch gezogen worden – mal von der
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