Hafenweihnacht
Heilsteine.«
»Ah, Heilsteine, soso.«
Schielin sagte: »Wir werden Ihre Wohnung durchsuchen. Haben Sie Haustiere?«
Zindl schüttelte den Kopf.
»Ich finde es gut, dass Sie sich bereits so konkret zur Sache geäußert haben, Herr Zindl. Wir werden einen Anwalt verständigen, morgen Nachmittag ist Termin beim Haftrichter und im Laufe der nächsten Tage und Wochen können wir uns in der Untersuchungshaft, natürlich in Anwesenheit Ihres Anwalts, ausführlich unterhalten. Haben Sie einen bestimmten Anwalt im Sinn?«
Zindl nannte einen Namen und Schielin notierte ihn. Ein Ravensburger, von dem er noch nichts gehört hatte.
Wenzel und Lydia folgten der Szene still und fanden es eine gute Lösung, fürs Erste reserviert mit diesem widerborstigen Kerl zu verfahren. Wieso sich mit einem solchen Typen rumärgern und plagen, wenn man ihn erst mal in einer Zelle parken konnte? Einen Haftbefehl würden sie ohne Schwierigkeiten bekommen und es waren die Nächte in so einer Zelle, die wirksam waren.
Zindl wurde in den Keller der Polizeiinspektion geschafft. Routine übernahm die Herrschaft: Berichte wurden aktualisiert, Protokolle kontrolliert und ergänzt und schließlich stand einem Samstagabend nichts mehr im Wege. Nur Kimmel bestand auf einem Informationsabgleich, wie er es nannte, und begründete es gar nicht mal so abwegig mit dem Hinweis, dass am morgigen Sonntag nicht alle da sein würden. »Informationsabgleich«, echote Lydia Naber. So geschwollen hatte er sich noch nie ausgedrückt.
Er ging zäh vonstatten, der Informationsabgleich. Ein Samstagabend konnte etwas geradezu Heiliges, Unantastbares sein, für jemanden, der öfter darauf verzichten musste. Ähnlich wie es Sonntage waren und besonders die Sonntagnachmittage.
Man hatte in Zindls Rucksack Smartphone und Brieftasche von Jochen Drohst gefunden. Wenzel und Lydia Naber hatten eine spurentechnische Untersuchung durchgeführt. An der Brieftasche konnte nichts Auffälliges festgestellt werden. Auf der Rückseite des Smartphones waren zwei Fingerabdrücke von Drohst interessant. Es handelte sich um Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand. Ihre Abdrücke waren unter entsprechendem Seitenlicht deutlich sichtbar. Wenzel fotografierte, sicherte und betrachtete die beiden Spuren unter dem Mikroskop. Dann nahm er Proben und machte sie für das Labor fertig.
»Schau dir das mal an«, sagte er zu Lydia, und schob ihr das Mikroskop zu, »das ist Blut. Der Drohst hat geblutet, als er das Ding in die Hand genommen hat – und was noch viel größere Bedeutung für uns hat: Die Finger sind intakt, Zeigefinger, Ringfinger völlig ohne Verletzungsspuren.«
Lydia Naber fokussierte auf die Abdrücke. »Ja, das ist Blut. Und es bedeutet, er hat das Ding in die Hand genommen, bevor seine Hand gequetscht worden ist, sonst gäbe es diese schönen Abdrücke nicht mehr. Somit muss das Blut von dieser Kopfverletzung stammen.«
Wenzel stimmte zu. »Interessant, nicht wahr. Er blutet schon am Kopf, nimmt das Handy in die Hand … und danach ertrinkt er. Und wir finden Handy und Brieftasche in Zindls Rucksack.«
»Er wollte vermutlich telefonieren.«
»Könnte sein. Vielleicht kriegen die Auswerter im LKA etwas raus, wenn sie den Speicher auslesen. Trotzdem eine blöde Geschichte.«
In der Zelle saß ein Verdächtiger, bei dem Gegenstände des Opfers sichergestellt werden konnten, es gab ein paar Spuren, und trotzdem war es vor allem Schielin, der keinen sonderlich zufriedenen Eindruck machte. Er hatte keine Lust zu reden und schwieg also. Die blutigen Fingerspuren am Handy beschäftigten ihn, und die Persönlichkeit von Zindl. Der Tatablauf war ihm immer noch ein Rätsel.
Robert Funk lockerte ein wenig auf, als er von Britta Drohst berichtete. Auch ihm war das spröde, distanzierte Wesen dieser Frau in besonderem Maße aufgefallen. Seine Überprüfungen bestätigten, dass sie weder einen Führerschein noch ein Auto besaß und allem Anschein nach sehr zurückgezogen lebte. Sie betrieb keinen Sport, konnte kein Hobby nennen und als er am Ende des Gespräches etwas hinterlistig fragte, ob es jemanden gäbe, den man in dieser Situation vielleicht verständigen könne, dass sie nicht alleine sei, da hatte sie nach einem verwirrten Moment wortlos abgelehnt. Er war sich sicher, dass es niemanden gab, wirklich niemanden in ihrem Leben gab. Einzig, wenn es um ihren Beruf ging, erzählte sie etwas flüssiger. Aber das hatte ihn nun nicht sonderlich interessiert.
Als sich nach
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