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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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versuchte.
    Albin Derdes beugte sich herüber und tuschelte mit verschmitztem Gesicht: »Auch gut, gell. Weiß man wenigstens, was die eigenen Chöre wert sind, gell.«
    Schielin folgte den Zuckungen des Chores. Fast kam es ihm vor, als wäre es die ihnen gemeine Distanz zur Musikalität, die sie als Chor zusammengebracht hatte und einte.
    Orgelmusik reinigte bald darauf die Ohren und das Ende mit dem modernen Evergreen Segen will uns tragen entließ alle in die Dunkelheit. Die paar Meter hinüber zum Hirsch beim Staiger waren schnell geschafft und die Abkühlung tat gut. Schielin verzichtete den gesamten Abend darauf, mit Albin Derdes über die Familie Drohst zu reden und war von den Gesprächen am Tisch bald so gefangen, dass ihm sein Fall völlig in Abwesenheit geriet. Es tat ihm gut und er schlief einen tiefen festen Schlaf zum Montag hin, was er so nicht erwartet hatte.

Versorgungsfahrt
    Der Montagmorgen war trübe. An manchen Stellen hatte sich eine dünne weiße Schneefläche gehalten und ab und an fegte eine Böe die lockeren Flocken auf. Lydia Naber kam gleichzeitig mit Conrad Schielin an der Dienststelle an. Er schrieb einige kurze Ergänzungen, während sie den Lagebericht studierte. »Mensch, war ja gar nichts los übers Wochenende, so richtig langweilig – nicht einmal ein Sexualdelikt.«
    »Die Kälte«, kommentierte Schielin beiläufig, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu wenden.
    Lydia scrollte durch die Seiten und ließ ein versonnenes »Mhm« hören, »apropos Sexualdelikt. Sollen wir diese Viermaster-Blondine nochmals vernehmen, du weißt schon, die, die mit ihrer Auraarbeit und dem konstruktivem Kartenlegen die Energiefelder reinigt, oder so?«
    Schielin ließ einen verneinenden Laut hören. Nein, diese Dame brauchten sie vorerst nicht mehr zu vernehmen.
    »Du bist ja richtig redselig heut morgen«, stellte Lydia Naber fest, »ist denn was schiefgegangen gestern? Der Haftbefehl ist doch erlassen.«
    »Nein, nein, überhaupt nicht, nichts ist schiefgegangen«, beschwichtigte Schielin, »ich habe gerade den Obduktionsbericht noch mal aufgerufen und war in Gedanken.«
    »Welchen Gedanken?«, setzte Lydia Naber nach.
    »Die Handverletzung von Drohst. Die ist im Bericht doch recht ausführlich beschrieben. So heftig, wie die Verletzung ist, darf man davon ausgehen, dass, wer immer Drohst auf die Hand getreten ist, es nicht mit einem kurzen Tritt getan hat. Diese Verletzung ist durch einen länger anhaltenden Druck entstanden. Und dieser Vorgang, der war beabsichtigt, den hat derjenige … genossen …?« Er sah auf und meinte: »Was meinst du?«
    »Mhm. Dann wäre es um mehr gegangen, als nur darum ihn wieder ins Wasser zu befördern.«
    »Exakt. So kommt es mir vor. Da waren Hass, Wut, Feindschaft, Zorn mit im Spiel. Und dann dieser Zindl – eine widerwärtige Erscheinung, durchaus, aber ich habe Probleme damit, ihn mit einem solchen Tatablauf zu denken. Der wäre dem Drohst vielleicht auf die Hand getreten, wenn überhaupt. Aber er ist eher der Typ, der abhaut, solange es geht. Vielleicht hat er den Drohst ins Wasser gestoßen, aber das Weitere dann? Schwierig. Das sind meine Gedanken. Was meinst nun du dazu?«
    »Das klingt nicht unlogisch, aber ich halte diesen Zindl für einen hinterhältigen, durchtriebenen Lumpen und traue ihm durchaus so eine Gewalttätigkeit zu. Das ist doch ein ganz aggressiver, zorniger Kerl, so verschlagen wie der ist – uahhh«, sie schüttelte sich, »… vielleicht hatte er einfach eine Riesenwut beim Klauen erwischt worden zu sein. Das wäre doch denkbar und das Smartphone von Drohst hatte die blutigen Fingerspuren. Das legt Drohst doch nicht in der Bude ab und geht zurück zum Steg.«
    Schielin wiegte den Kopf und knurrte: »Ahh, eine blöde Sache. Alles ist so durcheinander und fügt sich so gar nicht zu einem logischen Ablauf. Mir kommt es so vor, als hätten wir da verschiedene Handlungsstränge. Und was Zindls Part angeht, bin ich wirklich skeptisch. Der hat zwar schon einiges auf dem Kerbholz, aber noch nie, noch nie war ein Gewaltdelikt dabei. Der Typ ist ein Feigling.«
    Lydias Stimme klang gequält. »Oje – du sprichst von Part – dann meinst du also wirklich, es gibt mehrere Beteiligte? Und ich hatte mich übers Wochenende schon über einen quasi gelösten und abgeschlossenen Fall gefreut. Trotzdem – ich glaube an einen Täter Zindl. Der steckt doch voller Frust. Jetzt, am Ende seiner Kriminellenkarriere hat er immer noch nicht den großen Coup

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