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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Moriarty!«
    Amüsiert
betrachtete Victoria einen gutmütig dreinschauenden Fuchswallach. »Sind Sie
sicher, daß Sie das arme Tier mit diesem Namen nicht überfordern?«
    Hopf
zeigte auf die Nachbarbox, in der ein Brauner vor sich hin döste. »Mister
Hyde.«
    Beim
Klang seines Namens spitzte das Pferd die Ohren. Hopf nahm ein Stück Zucker aus
seiner Jackentasche und gab es ihm. Sofort kam auch Professor Moriarty heran.
Hopf holte ein zweites Zuckerstück hervor. »Ich kannte Hermann Lichtenstein
nur flüchtig. Ich weiß nicht, wer ihn umgebracht hat, und erst recht nicht,
warum. Vielleicht war er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.« Er
streichelte Moriartys Hals. »Mein Angebot, auszureiten war ernstgemeint.«
    Victoria
zuckte die Schultern. »Wie Flora schon sagte: Ich bin eine miserable Reiterin.«
    »Sie
sollten es in einem vernünftigen Aufzug versuchen, gnädige Frau. Wenn Sie
möchten, zeige ich es Ihnen.«
    »Ein
anderes Mal.«
    »Versprochen?«
    »Wir
wollten nach Flora sehen.«
    »Ich
glaube, ich weiß, wo sie steckt.«
    Sie
verließen den Stall und gingen zum Fechtboden. Durch die offene Tür sah
Victoria Flora feixen. Vor ihr stand Benno und schwang einen Degen. Als er
seinen Herrn hereinkommen sah, erstarrte er mitten in der Bewegung.
    »Benno
sagt, du kannst mit dem Degen zaubern«, sagte Flora mit leuchtenden Augen.
    Hopf
grinste. »Allerdings.« Er nahm dem Jungen die Waffe ab und hieb ihm die Mütze
vom Kopf. Victoria erschrak so sehr,
    daß sie
vergaß, Flora zu tadeln, die sich über Bennos Miene belustigte.
    »Was erzählst
du wieder für Märchen?« fragte Hopf streng.
    »Nun...
nichts, gnädiger Herr.«
    »Benno
sagt, daß du der beste Fechter auf der ganzen Welt bist! Und daß du einen Apfel
auf der Kehle von Briddy spalten kannst, ohne daß ihr ein einziges Härchen
gekrümmt wird.« Flora setzte sich auf einen Stuhl und legte ihren Kopf in den
Nacken. »Zeigst du es mir?«
    »Es
funktioniert nur, wenn du mir ganz und gar vertraust«, sagte Hopf.
    »Das tu
ich doch, Karl!«
    Victoria
nahm sie beim Arm. »Sofort stehst du auf!«
    »Aber
Mama! Ich
    »Keine
Sorge, gnädige Frau. Es liegt mir fern, Sie zu beunruhigen.« Hopf zog sein
Jackett aus, nahm einen zweiten Degen von der Wand und warf ihn Benno zu. Es
begann ein ungleicher Kampf. Die Bewegungen des Jungen waren ungeschickt und
überhastet, kein einziger Stoß traf das Ziel, aber er gab nicht auf. Victoria
meinte, zunehmende Wut in seinem Gesicht zu erkennen, während Hopf sich einen
Spaß daraus machte, ihn vorzuführen. Lachend nahm er dem Jungen die Waffe ab
und hängte sie zurück.
    Flora
klatschte. »Das war prima, Karl!« Hopf verbeugte sich, Benno drehte sich
wortlos um und ging. Flora lief ihm hinterher. »Nun warte doch!«
    Hopf
bückte sich nach seinem Jackett. »Sie bluten ja!« rief Victoria.
    Er
zuckte die Schultern. »Ich sagte doch, ich hatte einen kleinen Reitunfall.«
    Sie
forderte ihn auf, das Hemd auszuziehen und starrte entsetzt auf die blutigen
Striemen auf seinem Rücken. »Das ist alles, nur kein Reitunfall! Wer hat das
getan?«
    »Jemand,
dem ich vertraute«, sagte er leise.
    Sie
holte ihr Taschentuch heraus und tupfte vorsichtig das Blut weg. »Waren Sie
schon beim Arzt?«
    »Glauben
Sie mir: Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Er zog das Hemd wieder an.
Victoria half ihm in die Jacke. Er hielt ihre Hände fest.
    »Guten Tag,
Herr Hopf!«
    Victoria
fuhr herum und starrte zur Tür. »Richard? Was tust du denn hier?«
    Er war
in Begleitung eines älteren Gendarms und eines schlaksigen Jungen. »Wenn du uns
bitte entschuldigen würdest? Wir haben etwas mit Herrn Hopf zu besprechen.«
    »Guten
Tag, Wachtmeister«, sagte Hopf zu dem Gendarm. »Ihrer heiteren Miene nach zu
urteilen, beinhaltet die angekündigte Besprechung etwas für mich
Unerfreuliches.«
    »Ich
bat dich, uns zu entschuldigen, Victoria!« wiederholte Richard. Sie sah ihm an,
wie sehr er versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und wollte gehen, aber
Hopf stellte sich ihr in den Weg.
    »Ihre
Frau ist mein Gast, Kommissar. Sie darf ruhig hören, was Sie mir zu sagen
haben.«
    Der
Wachtmeister und der Junge wechselten einen erstaunten Blick. Richards Gesicht
war weiß wie die Wand. »Wo ist das alte Vorhängeschloß, das Sie in Ihrem Keller
hatten?«
    Hopf
lachte. »Um mich das zu fragen, bringen Sie zwei Mann Verstärkung mit?«
    »Ich
will es sehen!«
    »Sie sollten
wissen, daß der Schein auch trügen kann, Herr Biddling«, sagte Hopf

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