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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
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Dinge reagierte, so
wußte sie Beck erst recht nicht einzuschätzen. Er las die Zeitung und
unterbrach die Lektüre nur
    »für
einen knappen Morgengruß. Laura überflog die Schriftstücke, die er ihr zur Abschrift
hingelegt hatte, und beschloß, es hinter sich zu bringen. »Ich habe gestern
zufällig erfahren, daß Herr Comoretto im Bockenheimer Stinkturm gelebt hat.«
    Beck
schaute von der Zeitung hoch. »Was für ein Stinkturm?«
    »Die
Bockenheimer Warte. Sie dient als Entlüftungsschacht für...«
    »Da
könnten Sie genausogut die Alte Brücke als Meldeanschrift eintragen.«
    »Bei
seinen Habseligkeiten fand ich das hier.« Laura legte den Briefumschlag mit dem
Geld auf Becks Schreibtisch.
    »Was
soll ich damit?«
    »Einen kurzen
Blick hineinwerfen, Herr Kommissar.«
    Er las
erst den Artikel fertig, aber an der Art, wie er den Umschlag nahm, sah sie,
daß sein Desinteresse gespielt war. Fassungslos hielt er ihr das Geldbündel
hin. »Was, bitte, ist das?«
    »Neunhundertsiebzig
Mark. Ich fand sie in einem Versteck über der Lagerstatt von Romano Comoretto.«
    »Woher
wissen Sie, daß das Geld von ihm stammt?«
    »Das
leere Kuvert steckte in seiner Jacke. Und mir fällt kein Grund ein, warum dieser
Mann einen Büttenbriefumschlag mit seinem Namen bei sich tragen sollte, wenn
nicht
    »Mutmaßungen«,
sagte Beck. »Durch nichts begründet. Der Kerl war verrückt und hat Selbstmord
begangen.«
    »Und
das Geld?«
    »Fundsache«,
sagte er mürrisch und vergrub sich wieder hinter seiner Zeitung.
    Laura
rang um Fassung. »Nur, weil es Ihnen in den Kram paßt, können Sie nicht einfach
Tatsachen leugnen, Herr Beck!«
    »Sie
sollten sich etwas mäßigen, Fräulein Rothe.«
    »Ach?
Sollte ich?« Laura fühlte plötzlich eine solche Wut, daß sie alle guten
Vorsätze vergaß. »Es ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, wenn Beamte in den
Gewahrsamszellen ihren Spaß mit diversen Dirnen haben!«
    Beck
sah sie an, als habe sie gerade einen Mord gestanden. »Was wollen Sie damit
andeuten, Fräulein Rothe?«
    »Genau
das, was ich gesagt habe! Aber sicher werden Sie auch dafür eine kluge
Erklärung parat haben. Immerhin bin ich bloß eine Frau, und eine irrsinnige
noch dazu.«
    »Könnten
Sie mir bitte erklären
    »Ich
nehme doch an, daß Herr Polizeirat Franck Sie über meine Biographie aufgeklärt
hat. Einschließlich der Gründe, warum Sie sich mit mir herumplagen müssen. Ein
gutes Zeugnis als Preis dafür, daß ich schweige. Und Sie haben verständnisvoll
genickt und zählen die Tage, bis Sie mich los sind.«
    »Herr
Franck hat mir lediglich gesagt, daß er es aufgrund gewisser
zwischenmenschlicher Vorkommnisse für angeraten hält, Sie nicht mehr mit
Oberwachtmeister Heynel zusammenarbeiten zu lassen«, entgegnete Beck kühl.
»Die Details hat er mir freundlicherweise erspart. Wenn Sie erlauben: Sie
interessieren mich auch nicht.«
    Sie
glaubte ihm kein Wort. Aber es war sowieso sinnlos. Sie zog ihren Mantel an,
obwohl es dafür viel zu warm war.
    »Sie
können nicht irgendwelche Anschuldigungen erheben und dann gehen!« sagte er
scharf. »Ich will wissen, was das für Vorfälle waren! Und welche Beamte
betroffen sind!«
    »Warum?«
fragte sie müde. »Damit Sie mir einreden können, daß ich mir alles eingebildet
habe? Danke, nein. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Himmel
und Herrgott noch mal! Dann sagen Sie's endlich!«
    Sie sah
ihn verblüfft an. »Sie wollen wirklich die Wahrheit wissen?«
    »Das
ist mein Beruf, gnädiges Fräulein.«
    Becks
Gesicht war unbewegt, als Laura geendet hatte, aber sie meinte zu erkennen, wie
es in ihm arbeitete. Er ging im Zimmer auf und ab und blieb vor ihr stehen.
»Sie sollten sich im klaren sein, was es bedeutet, jemanden schwerer Straftaten
zu beschuldigen, ohne ausreichende Beweise dafür zu haben.«
    Laura
bereute, daß sie ihren Mund nicht gehalten hatte. »Ich habe es mit eigenen
Augen gesehen. Welchen Beweis braucht man bitte noch?«
    Beck
zog seinen Mantel an und nahm den Hut von der Garderobe. »Herr Franck ist
verreist. Sobald er zurückkommt, werde ich mit ihm reden. Und jetzt sehen wir
uns diesen Stinkturm an.«
    »Heißt
das, Sie glauben mir?«
    »Ich
glaube zu allererst, was ich mit meinen eigenen Augen sehe.«
    Dr.
Paul Ehrlich saß inmitten seiner Bücherberge und rauchte eine Zigarre. Sein
Dackel begrüßte Victoria mit fröhlichem Gebell. Sie streichelte ihn und dachte
an Flora und Malvida. Wie es ihnen wohl ging? Dr. Ehrlich räumte einen Stapel
Papier von

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