Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Zimmerservice mit meinem Burger kam, denn ich hatte erst fünf Minuten zuvor bestellt.
»Bin gleich da«, schrie ich mit meinem amerikanischen Akzent.
Es war gelogen. Ich bewegte mich so langsam, dass mich ein Siruptropfen hätte überholen können. Vorsichtig entfernte ich die Milchtüchlein von meinem nackten Körper und glitt aus dem Bett, darauf achtend, dass meine sonnenverbrannte Haut mit nichts in Kontakt kam, nicht mal mit anderer sonnenverbrannter Haut. Ich schlüpfte in den hoteleigenen Frotteemorgenmantel in Übergröße und schlurfte zur Tür. Bitte, lieber Gott, sorg dafür, dass der Burger gut durch ist, damit ich keine Kolibakterien bekomme, und dass sie an Ketchup, Mayonnaise
und Senf gedacht und bei der Zuteilung meiner Pommes großzügig gewesen sind.
»Komm her, Burger, komm zu Mum«, gurrte ich, während ich die Tür öffnete.
»Ein Fax für Sie, Ma’am.«
»Na so was, danke«, sagte ich mit meinem amerikanischen Akzent, um zu beweisen, dass Miles Mavers falsch lag und ich sehr wohl als Einheimische durchgehen konnte.
Der Mann vom Zimmerservice sah mich an.
»Australierin?«
Mist.
»Äh … nein … Engländerin.«
»Ich habe eine Cousine in Chester.«
»Netter Ort«, erwiderte ich, obwohl ich nie dort gewesen bin.
Ich öffnete den Umschlag. Bestimmt war das eine Liste all meiner Fehler von Miles Mavers, die ich wegen meines angeblichen Down-Under-Akzents ja scheinbar mehr als nötig hatte. Aber das Fax war nicht von ihm. Simons unleserliches Gekrakel fiel mir direkt ins Auge. Gott segne ihn, dachte ich törichterweise. Vermutlich fragt er sich, wie die Leseprobe gelaufen ist.
»Ich habe den besten Freund der Welt«, ließ ich den Mann wissen, der noch immer vor mir stand.
Die Tatsache, dass mein perfekter Freund sich unbedingt fortpflanzen wollte und von seiner Exfreundin sexuell besessen war, behielt ich für mich. Ich fand, darüber sollten nur auserwählte Personen Bescheid wissen.
Der Mann vom Zimmerservice stand da und lächelte mich an, bis mir endlich dämmerte, dass er von mir ein
Trinkgeld erwartete. Ich schlurfte zurück ins Zimmer, um mein Portemonnaie zu holen, und er wartete geduldig auf meine Rückkehr. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ich geben sollte. Die zehn Dollar, die ich ihm dann gab, waren offenbar zu viel, wie mir sein Abschiedslächeln verriet. Ich setzte mich in einen Sessel, um Simons Brief in aller Ruhe zu lesen und zu genießen.
Sarah, bevor ich dich wiedersehe, muss ich das loswerden. Es geht um Ruth.
Ich liebe Ruth.
Sie ist ein großartiges Mädchen, und ich habe mit ihr eine glückliche Zeit verbracht. Ich werde sie immer gern haben, und sie wird immer Teil meines Lebens sein.
Ich verstehe nicht, warum ich dir hätte erzählen sollen, dass sie keine Kinder bekommen kann. Das ist nun wirklich nichts, worüber man einfach so redet. Außerdem bin ich jetzt mit dir zusammen. Und du bist es, die ich haben möchte. An dich denke ich, wenn ich morgens mit einer Erektion aufwache, an dich denke ich auch den Rest des Tages.
Aber es ärgert mich, dass du dich wegen des Fotos so kindisch aufführst. Es ist doch bloß ein albernes Foto von einer Freundin, Sarah. Ich möchte keine von Eifersucht geprägte Beziehung. Ich möchte, dass du mir vertraust. Weil du das kannst. Mach das, was wir haben, nicht durch diese kleinlichen Gedanken kaputt. Ich flehe dich an.
Ich musste mir das alles von der Seele schreiben, weil wir vor allem anderen in dieser Beziehung ehrlich zueinander
sein sollten. Das ist meiner Ansicht nach das Wichtigste.
Also, du dumme Kuh. Ich liebe dich. Lass uns das alles vergessen.
Ich
Xxxx
Ich starrte das Blatt an und musste mich beherrschen, nicht zu würgen.
»Ich habe IHN verärgert. Ich bin kindisch! Eifersüchtig! «
Ich griff zu meinem Mobiltelefon. Am ganzen Leib zitternd vor Wut schrieb ich die längste Textnachricht der Welt.
Mir so etwas zu schicken finde ich unglaublich. Ich hab dir doch gesagt, dass ich während meiner Zeit hier nicht daran denken möchte. Dieser Job ist unheimlich wichtig für mich, Simon! In diesem Fax ging es nur um dich. Überleg doch mal, wie ich mich fühle. Ich habe immerhin mitgekriegt, wie du sie im Zimmer neben mir laut gebumst hast. Ich weiß, dass du heißen Sex mit ihr hattest, und dann finde ich ein Foto von ihr in deinem Terminkalender. Es ist nicht einfach nur ein altes Foto, Simon. Sie trägt nur Unterwäsche und reckt ihren Hintern in die Höhe!!! Also beschuldige mich nicht, eifersüchtig
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