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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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toten Schwein auf der Schulter herauskam. Er knallte das Tier auf den großen, blutüberströmten Tisch in der Mitte des Schlachtraums und holte etwas, das aussah wie eine Art Machete.
    „ Warten Sie“, hielt Lisa ihn auf, „ich würde es gerne selbst versuchen.“
    Frotz ließ sein Handwerkszeug sinken und sah sie an, zum ersten Mal mit einem Ausdruck, der beinahe Überraschung signalisierte.
    „ Haben Sie so was schon mal gemacht?“
    „ Nein“, sagte Lisa und stellte sich vor den Tisch, „aber ich bin für alle neuen Erfahrungen offen. Darf ich?“
    Er gab ihr das Instrument und entsprechende Instruktionen, wie weit sie ausholen musste und wo man am besten ansetzte. Fabian Zonk sah mit grenzenloser Faszination, wie seine Kollegin schließlich ausholte und mit einem einzigen Schlag den Kopf des Schweins vom Körper abtrennte.
    Frotz fing den Kopf auf. „Gut gemacht“, sagte er wiederstrebend. „Sie haben ganz schön Kraft im Arm.“
    Lisa war zufrieden, auch wenn sie ein inneres Kriegsverbrechertribunal durchlebte oder wie man das nannte. Sie war jetzt eine Tierschlachterin. Sicher, Schweinchen Babe war schon tot gewesen, aber trotzdem. Als nächstes würde sie Bambis Mutter von hinten erschießen und Moby Dick eine Harpune ins Auge rammen.
    Fabian gratulierte ihr herzlich. „Ich nehme an, damit wolltest du mal eben durch die Blume darauf hinweisen, dass auch eine Frau stark genug ist, um jemandem den Kopf abzuschlagen?“
    „ Danke, Watson. Du hast es erfasst.“ Lisa wandte sich an Frotz. „Kann der Tote, den sie neulich inspiziert haben, mit diesem Gerät hier geköpft worden sein?“
    „ Nein“, sagte Frotz sofort, „das hab ich dem Professor gleich gesagt. Sehen Sie hier die Fransen und die abgeknickten Adern bei dem Schwein?“
    Lisa sah nicht hin, sie glaubte ihm auch so.
    „ Na, jedenfalls war der Schnitt bei der Leiche viel sauberer. Das war irgendwas härteres und schärferes. Beim Schlachten kommt’s halt nicht so sehr auf Präzision an.“
    „ Hat Lamprecht Ihnen eigentlich auch schon die neue Leiche gezeigt?“ wollte Fabian wissen.
    „ Ja klar, war in der Mittagspause da. War dieselbe Waffe, schätze ich. Sah jedenfalls genauso aus.“
    „ Danke“, sagte Lisa.
    „ Ihr Fleisch!“
    Fabian bezahlte einen verblüffend niedrigen Preis für seine Hüftsteaks, und die beiden Kommissare traten wieder nach draußen. Lisa kämpfte immer noch gegen ihre Übelkeit an und atmete tief durch. Trotzdem bestand sie auf ihrem Triumph.
    „ Was haben wir heute gelernt, Herr Zonk?“
    „ Dass Frauen genau so gewalttätig sein können wie Männer?“
    Lisa zog eine Schnute. „Ja, genau. So musst du es ja gleich sehen.“
    „ Okay, also sagen wir mal, der Täter war vielleicht auch eine Frau. Eine, die so kräftig ist wie du.“
    „ Was soll das denn nun schon wieder heißen?“
    Kräftig?
     

Einundzwanzig
     
    Kräftig?
    Am nächsten Morgen hatte sich Lisa immer noch nicht beruhigt. Sie machte Katze missmutig eine billige Dose Viehfutter auf und klatschte ihr den halben Inhalt in eine Müslischüssel. Katze, die mal wieder auf dem Sofa übernachtet hatte, ließ sich aber nicht die Laune verderben und gurrte ihr typisches Danke-Gurren. Lisa selbst mampfte ihr Müsli in sich rein und machte dabei ähnliche Geräusche wie das Tier.
    Was soll das denn bedeuten, kräftig? Wie meint er das? Hey, ich bin doch kein Preisboxer, oder was? Kräftig! Hah! Dem hau ich mal voll eine rein, dann sieht er wie kräftig ich bin. Obwohl, das wäre vielleicht doch eher kontraproduktiv. Im Gegenteil, von jetzt an werde ich mich mal etwas mehr ladylike geben. Er soll mir die Türen öffnen und so was, wie sich das gehört. Da hat sich so ein Schlendrian eingeschlichen in unsere Beziehung, das hört mir jetzt aber auf. Der sieht mich ja kaum noch als Frau! Oder?
    Sie dachte an den Moment im Fahrstuhl. Da hatte es doch ganz andere Vibrations gegeben. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
    Was mach ich mir da ’nen Kopf drum? Wenn er was will, soll er das sagen. Ich mach jedenfalls nicht den ersten Schritt. Kräftig wie ich bin, könnte ich ihn damit ja erschrecken.
    Es klingelte.
    Ich geb ihm vielleicht mal einen Schlüssel, dann muss ich morgens nicht dauernd aufstehen. Obwohl, Bewegung tut mir gut!
    Sven hatte schon gefrühstückt, wie er versicherte. Er streichelte die gefütterte Katze, die sich sofort in seinen Schoß einrollte, als er sich an den Tisch setzte.
    „ Wie kommt ihr voran? Heiße Spur?“
    „

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