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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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Zeitpunkt gehen konnte. Und wie man seine Informationen solange zurückhielt, bis sie nützlich wurden. Schließlich wollte man auch nicht gleich alles auf einmal verbraten.
    „ Immerhin loben sie uns mal“, sagte Lisa.
    „ Sie loben nicht uns, sondern Hoffmann, auch wenn sie seinen Namen nicht nennen. Aber er hat’s wieder nicht lassen können.“
    „ Sollen wir mal mit Juhnke reden?“
    „ Wir können nichts beweisen. Genauso gut kann Alfie behaupten, einer von uns wäre das Leck.“
    „ Das glaubt Juhnke nie, der weiß doch, wie sehr wir den Volksmund hassen.“
    „ Das reicht aber nicht für ein Disziplinarverfahren, da muss man schon Beweise gegen ihn vorlegen.“
    „ Ja, vergiss es, ist ja egal.“ Lisa war noch immer im Bereich zwischen gereizt und verwirrt. Sie sah Fabian verstohlen an und verlor sich einmal mehr in seinem klassischen Profil. Nicht klassisch im Sinne von Alexander dem Großen, sondern nach der Art von James Dean. Eigentlich gar nicht so hübsch, kein süßes Schnucki-Boygroup-Gesicht, aber dafür Charakter und Selbstbewusstsein, zusammengesetzt aus stahlblauen Augen, energischem Kinn und unrasierter Haut, in Kombination mit seinem unverschämten Grinsen und dem verwuschelten Pony, der ihm manchmal fast bis zur Nase hing. Warum kann Sven nicht so aussehen? Ist denn das zuviel verlangt? Oder noch besser: Warum kann Fabian nicht so ein netter Kerl sein wie Sven? Und warum kann Fabian nicht so auf mich abfahren wie er?
    „ Hab ich was im Gesicht oder was gibt’s zu glotzen?“ fragte Fabian unvermittelt. „Du starrst mich jetzt schon drei Minuten lang an.“
    „ Ich hab drüber nachgedacht, an wen du mich die ganze Zeit erinnerst“, antwortete Lisa geistesgegenwärtig.
    „ Nämlich?“
    „ Ähhh... dieser Schauspieler aus dieser amerikanischen Anwaltsserie ‚The Practice’, der mit diesem schottischen Namen.“
    „ Kenn ich nicht. Sieht der gut aus?“
    „ Nein. Aber er ist zumindest nicht kräftig .“
    „ Oha“, grinste Fabian, „das war wohl ziemlich undiplomatisch von mir gestern.“
    „ Entschuldigung angenommen“, brummte Lisa.
    „ Wer hat sich denn hier entschuldigt? Ich wollte nur sagen, dass du halt nicht so ein dünnes Püppchen bist, sondern eine gut gebaute, starke Großstadtschlampe.“
    Dazu sagte Lisa erst mal gar nichts. Der unbekümmerte Ausdruck in Fabians Gesicht zeigte ihr deutlich, dass er das tatsächlich als Kompliment gemeint hatte. Sie spürte schon wieder, wie sie dahinschmolz und ihm alle seine Sünden vergab. Aber ihr war auch klar, dass das kein Zustand war. Sie konnte ihm doch nicht erlauben, sie ständig so durcheinander zu bringen. Dreißig Jahre war sie jetzt, in dem Alter durfte man nicht mehr so viel über Jungs nachgrübeln, schließlich hatte sie einen schwierigen, verantwortungsvollen Job zu machen und all das. Hört denn die Pubertät niemals auf?
    Fabian fand Weinsteins Haus auf Anhieb. Es herrschte kein Mangel an schönen Villen in Dahlem, es gab beinahe zu viele. Diese war ein relativ neuer Bau, der Platz für zwei Familien bot, aber wohl nur ihm und seiner Frau vorbehalten war. Die beiden Söhne waren inzwischen aus dem Haus und studierten Jura, wie Lisa und Fabian wussten. Die Eltern hatten wohl vor, den Rest ihres Lebens hier zu verbringen. Ein Paradies , fand Lisa. Spießig , fand Fabian. Aber beide dachten: Nicht gerade das Haus eines Killers.
    Zwei Minuten später saßen sie dem Hausbesitzer in dessen Wohnzimmer gegenüber. Richard Weinstein hatte seine Frau mit der Kaffeeproduktion beauftragt und die beiden Beamten auf seine gigantomanische gebogene Couch aus Nappaleder verfrachtet, die nach Lisas Schätzung genug Platz für eine Fußballmannschaft bot. Weinstein selber saß ihnen gegenüber auf einem etwas seltsamen grünen Sessel, der farblich so gar nicht in das ansonsten sehr gediegene Ambiente des Raumes passte, denn er sah dermaßen nach IKEA aus, das Lisa ihm spontan den Namen Sizenmöbelen verlieh. Weinstein selber war als Mann in den besseren Jahren ungemein attraktiv, wie Lisa feststellte, während sie sich einerseits fragte, ob er eigentlich jüdisch aussah, sich dann wiederum fragte, wie sich das überhaupt definierte, und sich dann auch noch fragte, ob sie sich nicht allein für diesen Gedankengang schon in die Erdkruste schämen musste. Fabian sah nur einen dunkelhaarigen Mann mit grauen Schläfen und dunklen Augen, die völlig ruhig und unbefangen in die Gegend blickten.
    „ Ich kann nur erraten, worum es

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