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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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erfrischend fröhlich, dass „die miese Sau“ nun nicht mehr auf Erden weilte. Sie war letzte Nacht zu Hause gewesen, mit ihrem neuen Lebensgefährten. Nicht das beste Alibi der Welt, meinte Lisa, aber es reicht fürs Erste. Da Sander offensichtlich von vielen gehasst wurde, gab es auch keinen Grund, seine ehemalige Lebensgefährtin gesondert zu verdächtigen. Abgesehen davon, so stellte Fabian klar, musste der Täter ein Mann sein. Bei dem Kraftaufwand, der nun mal nötig war, um jemandem die Rübe abzuhacken.
    Nicht ganz so fröhlich, aber doch recht gefasst reagierten Sanders Eltern, die bereits von einem örtlichen Polizisten benachrichtigt worden waren. Der gelassene, beinahe gleichgültige Ton, mit dem sie Fabians Fragen beantworteten, war das Deprimierendste, das er seit langem gehört hatte. Seit vielen Jahren hatten sie nur noch flüchtigen Kontakt zu ihrem Sohn, und es war offensichtlich, dass sie das auch nicht bedauerten.
    Außerdem nahmen sich die beiden Kommissare am Telefon diverse Nachbarn und Kollegen vor. Niemand hatte irgend etwas zu sagen. Auch die Fahndung nach Menschen, die Sander als ihren „Freund“ bezeichnen würden, verlief im Sand.
    „ War ein ziemlicher Einzelgänger, unser toter Schreibtischtäter“, resümierte Lisa nach ein paar Stunden müde.
    „ Manche von uns sind freiwillig und gerne Einzelgänger“, meinte Fabian, „und andere sind es, weil niemand sie erträgt.“
    Lisa wollte jetzt nicht rumphilosophieren. Sie wechselte das Thema. „Was sagt Lamprecht?“
    „ Noch gar nichts, wie immer. Sollen wir runter gehen und mit seinen Einmachgläsern spielen, bis er die Nerven verliert?“
    Lisa dachte nach. „Nein, aber ich hab eine andere Idee.“
    Sie griff zum Hörer und wählte die Nummer der Gerichtsmedizin. Das Gespräch dauerte nur dreißig Sekunden.
    „ Steh auf“, kommandierte Lisa ihren Partner, der sie verwundert ansah.
    „ Wozu wolltest du denn die Adresse von diesem Tierzerstückler?“
    „ Wir fahren da jetzt hin, und ich beweise dir was.“
    Die Metzgerei Frotz in Wedding war nicht weit weg, und der Inhaber zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Lisa und Fabian bei ihm vorstellig wurden. Stattdessen führte er sie sofort in sein Allerheiligstes, den großen Fleischraum hinter dem Verkaufsbereich.
    Geruch und Anblick waren überwältigend. Die theoretische Vegetarierin Lisa bereute ihre Idee sofort, während Fabian anscheinend das Wasser im Mund zusammenlief beim Anblick der toten, gehäuteten Tier-Torsos, die von den Wänden hingen. Frotz war anscheinend gerade dabei, ein paar Rinderhälften und Schweine zu zerlegen, die ihm im ganzen vom Schlachthof gebracht worden waren. Auf separaten Tischen und in Körben sammelte sich alles, was der Fleischfresser so gerne hat, und Lisa wagte gar nicht, genauer hinzusehen. Nie wieder Fleisch, sagte sie einmal mehr zu sich, höchstens als Würstchen oder so, das ist dann wenigstens nur etwas Dünndarm und irgendwelche Reste von Körperteilen, die ein Tier im Prinzip sowieso nicht zum Leben braucht.
    Frotz nahm sich eins seiner Hackebeile und hieb damit auf ein pensioniertes Schwein ein, das friedlich auf einem Metalltisch lag. Natürlich war es schon tot und aufgeschnitten und hatte keinen Kopf mehr, aber trotzdem, das war doch keine Art!
    „ Also, was soll es sein?“
    „ Wir sind nicht hergekommen, um Fleisch zu kaufen“, sagte Lisa beleidigt.
    „ Sprich nur für dich“, sagte Fabian. „Krieg ich ein paar dicke Hüftsteaks?“
    „ Sicher.“
    Frotz holte sich ein großes Stück der entsprechenden Rinderanatomie und fing an, es zu zerschneiden. „Mach ich Ihnen zum Selbstkostenpreis“, brummte Frotz, „wie für den Professor.“
    „ Das ist nett“, freute sich Fabian. Allerdings fragte er sich, welche Gegenleistung Frotz wohl erwartete. Und welche er von Lamprecht erhielt. Vielleicht waren die beiden Komplizen in einem Menschenfresser-Syndikat, das Leichenteile unter die Leute brachte? Ja, so war es wahrscheinlich.
    Lisa fasste sich ein Herz. Also, kein richtiges, obwohl da einige rumlagen, sondern im übertragenen Sinne. Schon klar.
    „ Herr Frotz, ich würde gerne sehen, wie Sie ein Schwein oder ein anderes großes Tier enthaupten.“
    „ Wie ich was?“
    „ Wie Sie einem Vieh die Rübe abhacken.“
    „ Oh. Na schön.“
    Frotz ließ von den Hüftsteaks ab und ging rüber zu einer großen, schweren Tür. Dahinter befand sich der Kühlraum, aus dem Frotz Sekunden später mit einem intakten, wenn auch

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