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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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Ich vermute, dass Sie diesen Mumpitz brauchen, um irgendwie mit sich leben zu können, weil Ihnen tief im Innern durchaus klar ist, was für ein erbärmlicher Fäkalienbeutel Sie sind und was Sie unschuldigen Menschen Tag für Tag antun. Sie wären wahrscheinlich auch lieber beim Spiegel, bei den Tagesthemen oder einer angesehen Zeitung. Das Problem ist nur: Da wollte Sie keiner. Die erwarten nämlich mehr von ihren Journalisten als einen unbändigen Menschenhass und Lust am Elend anderer. Sie sind beim Volksmund, weil Sie woanders gar keine Chance hätten. Und um Ihr eigenes Versagen zu kaschieren, ergehen Sie sich in Zwangsvorstellungen von irgendwelchen Verdiensten an der Gesellschaft. Dabei wäre es überhaupt kein Problem, wenn Ihre Zeitung und die übrigen Konkurrenzblätter einfach vom Markt verschwänden. Ich persönlich würde das für einen Segen halten. Das Leben wäre weitaus schöner ohne Drecksblätter wie Ihres. Sie erfüllen keinen Dienst an der Gesellschaft, Sie schaden ihr.“
    Damit war alles gesagt. Der Chefredakteur wusste nichts mehr zu erwidern und hatte auch keine Lust mehr. Fabian versuchte noch, ein paar Informationen aus Lobsang herauszukitzeln. Aber abgesehen von der Affäre Weinstein fiel dem nichts aus der jüngeren Vergangenheit ein, das auf Sanders Mörder hinweisen konnte. Grußlos ging man auseinander.
    „ Mit dem hast du’s dir verscherzt“, sagte Fabian, als sie zusammen runterfuhren.
    „ Ist doch egal“, brummte Lisa, „du hast doch auch keine Manschetten vor diesen Pennern.“
    „ Ich hab auch nicht vor, großartig Karriere zu machen. Aber du schon, dachte ich.“
    „ Es gibt Grenzen. Mein Gott, ich habe schon mit Mördern gesprochen und Typen, die ihre Kinder am Hals aus dem Fenster gehalten haben, aber mich hat noch nie ein Mensch dermaßen angekotzt.“
    „ Vielleicht hatte er eine schwere Kindheit.“
    „ Ja, wahrscheinlich war er Bettnässer und der einzige in seiner Klasse ohne Freundin. Dieses aufgedunsene Glibbergesicht will sicher keine Frau aus der Nähe sehen, wenn sie davon keine beruflichen Vorteile hat.“
    „ Apropos“, grinste Fabian, als sich die Lifttür öffnete. Er steuerte auf das Empfangsmäuschen zu, das ihn schon einladend anlächelte. Lisa wollte noch protestieren, aber sie hatte sich fürs erste genug gestritten. Fabian hatte denn auch nur eine Frage an die Kleine.
    „ Stimmt eigentlich das Gerücht, das man sich über Lobsangs winzigen Pimmel erzählt?“
    Sie grinste breit.
    „ Ich hab ’ne Lupe gebraucht.“

Zwanzig
     
    Juhnke war nicht gut gelaunt. Insofern gab es für Lisa und Fabian keinen Grund zur Beunruhigung, denn Juhnke war nie gut gelaunt. Offenbar hatte Lobsang es für nötig gehalten, sich beim Chef der beiden impertinenten Ermittler zu beschweren über die beleidigende Art, in der sie mit ihm zu sprechen gewagt hatten. Juhnke, zu dessen positivsten Charakterzügen der Hass auf die Boulevardpresse gehörte, hatte sich alles mit stoischer Ruhe am Telefon angehört und dann versprochen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommen werde. Er wisse die wertvolle Arbeit der Presse durchaus zu würdigen und sei sich sicher, dies gelte auch für den größten Teil der Polizeibeamten. Und er sei Lobsang sehr dankbar, wenn er und seine Redaktion jede nur denkbare Information zur Aufklärung des „irgendwie doch fast bedauerlichen Mordes“ liefern könnten.
    „ Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag“, beendete Juhnke das Gespräch. Lobsang wollte noch weiterreden und diverse Disziplinierungsmaßnahmen vorschlagen, aber die Geduld des Kriminaldirektors hatte ihre Grenze erreicht. Dann wandte er sich an Fabian und Lisa, die vor seinem Schreibtisch saßen. „Der blöde Wichser findet, Sie waren unhöflich zu ihm.“
    „ Wirklich?“ wunderte sich Lisa. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was er meint.“
    „ Haben Sie ihn einen erbärmlichen Haufen Scheiße genannt?“
    „ So was in der Art, ja“, antwortete Lisa, „aber das kann’s ja wohl nicht sein, oder?“
    „ Er ist halt ein erbärmlicher Haufen Scheiße“, beipflichtete Fabian.
    „ Natürlich“, zustimmte Juhnke, „aber er ist ein Haufen Scheiße mit viel Macht. Wenn der versucht, Sie fertigzumachen, rechnen Sie nicht auf meine Hilfe. Ich muss an meine Pension denken.“
    Der Rest des Gesprächs drehte sich um den zweiten Mord, verwertbare Spuren und Zusammenhänge zum ersten Fall. Und darum drehte es sich auch noch, als die beiden Kommissare wieder im Büro

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