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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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geht“, sagte er jetzt. „Ist es der Mord an Herrn Krumm?“
    „ Ganz recht“, sagte Fabian, „und es geht auch gleich noch um Herrn Sander vom Volksmund. Soviel ich weiß, haben Sie beide gekannt.“
    Weinsteins Gesicht verriet keine Emotionen. „Ich habe gegen Herrn Krumm eine Klage geführt im Auftrag der Eheleute Nielsen. Und Herr Sander ist der Gentleman, der die Freiheit besaß, meinen Vater in den Tod zu treiben. Ah, da kommt unser Kaffee.“
    Völlig ungerührt wartete er ab, bis seine Frau Clara allen dreien Kaffee eingegossen hatte und sich wieder zurückgezogen hatte. Lisa fühlte sich stets unbehaglich, wenn sie in einem Haushalt zu Gast war, in dem die traditionelle Rollenverteilung noch intakt war. Sie wollte nicht von einer Hausfrau bedient werden. Sie wollte nicht einmal, dass es Hausfrauen gab. Paare sollten sich die Hausarbeit teilen. Aber andererseits: Was wusste sie schon über den Alltag im Hause Weinstein? Vielleicht machte er genau so viel im Haushalt, spülte Geschirr, brachte den Müll raus, putzte Fenster? Und was ging sie das überhaupt an? Tief im Innern musste sie sich eingestehen, auch wenn Rosie bei diesem Gedanken wahrscheinlich ausrasten würde, dass Hausfrauen in der Tat einen extrem nützlichen Dienst verrichteten und ihre Selbstbeschränkung auf Heim und Kinder ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesellschaftsordnung war. „Sexismus!“ würde Rosie brüllen wie am Spieß. Um dann eventuell doch zuzugeben, dass die Frauen letzten Endes freiwillig diesem Los zustimmten, wegen einem Bedürfnis nach existenzieller Sicherheit und dem Wunsch, Kinder großzuziehen. Irgendjemand musste das schließlich machen, und Lisa war eigentlich ganz froh, dass sie es nicht musste. Trotzdem wollte sie Frau Weinstein nicht einfach wie Luft behandeln.
    „ Wir wollen vielleicht auch Ihre Frau befragen“, sagte Lisa deshalb schnell.
    Fabian sah sie erstaunt an, und Weinstein ebenso. „Wie bitte?“
    „ Nur so, vielleicht weiß sie ja irgendetwas, das Sie nicht wissen.“
    Weinstein lächelte höflich. „Das kommt mir unwahrscheinlich vor, und ich fürchte, eine Befragung wäre auch etwas kompliziert ohne mich. Meine Frau ist taubstumm.“
    Lisa zuckte zusammen und lief rot an. Na klar , dachte sie, deshalb hat sie kein Wort gesagt. Das war ja auch total unnatürlich. Peinlich!
    „ Das braucht Ihnen nicht peinlich zu sein“, sagte Weinstein freundlich, „das steht ja niemandem ins Gesicht geschrieben. Also, wenn Sie möchten, hole ich Clara, und ich übersetze für sie in Gebärdensprache. Im Lippenlesen ist sie leider nicht so bewandert.“
    „ Ist schon gut“, sagte Fabian, „das wird vorerst nicht nötig sein. Sagen Sie, nur aus Neugierde, ist das erblich? Sind Ihre Söhne auch...?“
    „ Nein“, sagte Weinstein, „die Jungs sind völlig gesund. Aber genug davon, wissen Sie, ich habe heute noch Termine.“
    „ Es tut mir leid“, entschuldigte sich Lisa, „wir sind sonst feinfühliger, das schwöre ich Ihnen. Muss an den besonderen Umständen liegen, denen wir gerade unterliegen. Sie wissen ja, es gab diese zwei Morde, und die waren nicht eben gerade besonders geschmackvoll.“
    „ Ich bin Ihnen nicht böse, Frau Becker, Herr Zonk. Aber ich habe wirklich nicht so viel Zeit, in einer Stunde muss ich vor Gericht sein.“
    „ Na gut, dann machen wir’s kurz“, sagte Fabian. „Herr Weinstein, wo waren Sie in der Nacht von Freitag auf Samstag?“
    Weinstein lachte. „Oh, was für eine wundervoll klassische Frage. Reden Kommissare wirklich so, ist ja toll!“ Er fasste sich. „Nun, ich war hier, zu Hause. Habe geschlafen. Nicht das tollste Alibi der Welt, stimmt’s?“
    „ Wie man’s nimmt“, sagte Fabian. „Wie sieht’s aus mit vorvergangener Nacht? Sie waren auf einer Dienstreise?“
    „ Ganz recht, in München. Eine außergerichtliche Verhandlung mit den Anwälten eines großen Software-Herstellers. Ging um eine vertragsrechtliche Streitigkeit, die haben die Idee meines Mandanten plump geklaut. Wir haben einen Vergleich erzielt. Mehr darf ich nicht verraten, aber ich gebe Ihnen gerne die Nummer der Anwaltskanzlei.“
    Lisa nahm die Telefonnummer entgegen und sponn die Befragung noch etwas weiter. „Kannten Sie Herrn Krumm und Herrn Sander persönlich?“
    „ Ich bin Herrn Krumm nur im Gerichtssaal begegnet. Wir haben im Grunde kein Wort gewechselt, abgesehen natürlich vom Verhör im Zeugenstand. Ein ekelhafter Mensch, würde ich sagen.“
    „ Wie würden Sie sagen,

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