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Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Halbe Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Rademacher
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saßen und kaffeetierten. Hoffmann hatte bereits versucht, Richard Weinstein telefonisch zu erreichen. Seine Sekretärin hatte jedoch versichert, er sei seit gestern auf einer Geschäftsreise und käme erst morgen zurück. Und er glaube nicht an alberne Modeerscheinungen wie Handys.
    „ Na gut“, meinte Lisa, „sagen wir mal, dieser Weinstein ist eine Spur. Also, sein Sohn. Dann haben wir ja schon wieder ein Problem.“
    „ Ja“, sagte Fabian, „dann hat er wohl ein Alibi, diese Geschäftsreise werden sicher viele bestätigen können.“
    „ Zum Mäusemelken. Ich komme mir langsam richtig doof vor. Kann dieser Killer nicht irgendwelche Leute umbringen, wo man den Täterkreis vernünftig einengen kann? Nur so aus Fairness?“
    So war es zumindest üblich. Bei praktisch jedem Mord war das Motiv völlig klar – zumeist Raub oder Leidenschaft bzw. Streit - und der Täter entweder sowieso bekannt, weil er gleich am Tatort erwischt wurde, oder relativ einfach zu ermitteln, weil er zum Bekanntenkreis des Opfers gehörte. In neun von zehn Fällen lagen alle wesentlichen Spuren innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden vor. Wenn man dann nicht weiter war, konnte man es praktisch schon vergessen. Das war auch wieder so eine Sache, auf die Lisa niemand vorbereitet hatte. Diese monströse Realitätsferne der Krimis, oder besser gesagt die elefantöse Krimiferne der Realität, das erzeugte stets Minderwertigkeitskomplexe bei ihr. Sie wollte ein richtiger Detektiv sein, der sich sofort für einen der drei Verdächtigen entscheiden und seine Unschuld im Handumdrehen beweisen konnte. Und nun saß sie da, zwei Morde waren geschehen, und die Erkenntnislage lag bei Null Grad Celsius.
    „ Wir müssen eine Verbindung zwischen den Morden suchen“, brummte Fabian, als ob das seiner Kollegin nicht klar wäre. „Ich wüsste außer Weinstein im Moment niemanden, den wir befragen könnten.“
    „ Zeugen gibt es keine. Die hätten sich sofort gemeldet. Die Schupos haben ja auch die Nachbarn sofort abgeklappert, aber keiner hat was gehört oder gesehen.“
    „ Feinde hatte er haufenweise, aber eben nix Konkretes. Wenn wir seine Bude durchwühlt haben, wissen wir vielleicht mehr. Gab vielleicht irgendwelche aktuellen Morddrohungen.“
    „ Ich hasse es, so in der Luft zu hängen“, quengelte Lisa, „immerhin sind zwei Menschen umgebracht worden, auf irgendwie gar nicht fotogene Weise, und wir sitzen hier und drehen Däumchen.“
    „ Wir können ja jeden seiner Kollegen einzeln verhören, die Alibis seiner Freunde und Verwandten überprüfen und alle Menschen aufspüren, über die er je etwas Negatives geschrieben hat.“
    „ Na toll. Oder wir könnten unser Hirn benutzen.“
    „ Warten wir mal auf das Ergebnis von Spurensuche und Laborratten“, schloss Fabian, „dann gibt’s vielleicht was interessantes.“
    Die Spur sprang auf, und Alfie Hoffmann kam herein.
    „ Leute, das ist es!“ strahlte er. „Ich hab eine Verbindung.“
    „ Wohin?“ fragte Lisa.
    „ Zwischen den Morden!“
    Das war dann doch mal eine Nachricht. Lisa und Fabian setzten sich gespannt auf.
    „ Ich hab mir gestern ja noch mal einiges aus dem Archiv geholt über den Fall Nielsen“, begann Hoffmann aufgeregt. „Und dann habt ihr mir Weinsteins Namen vorgelegt. Ich hab erst gedacht, woher kenn ich den Namen, aber dann hab ich’s geschnallt. Ratet mal, wer damals die Nebenklagen der Nielsens gegen die Vergewaltiger und gegen Fritz Krumm geführt hat. Richard Weinstein, David Weinsteins Sohn!“
    Lisa biss sich auf die Lippen, und Fabian atmete tief durch. „Danke, Alfie“, sagte er, „das ist sehr hilfreich.“
    Hoffmann war enttäuscht, er hatte wohl mindestens eine Umarmung erwartet. „Okay“, murmelte er, „das war’s erst mal.“
    „ Alfie!“ rief Lisa ihn zurück.
    „ Ja?“
    „ Das bleibt erst mal unter uns, okay?“
    „ Ja, ist gut.“
    „ Das hat uns gerade noch gefehlt“, stöhnte Lisa, als Hoffmann wieder draußen war. „Jetzt ist unser Hauptverdächtiger ein Jude.“
    „ Na ja, er hat ja ein Alibi. Zumindest für gestern.“
    „ Besser, er hat auch eins für Freitag, sonst ist hier bald die Hölle los.“
    „ Das ist sie doch jetzt schon.“
    „ Ja, aber dann ist es nicht mehr so witzig.“
    Den Rest des Tages verbrachten sie mit Telefonarbeit. Sanders Ex-Frau hatte inzwischen die Nachricht vernommen, und sie war äußerst gut gelaunt. Das künftige Ausbleiben der Alimente war ihr anscheinend egal, aber es stimmte sie

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