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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Aufsehenerregendes. Die Sache ist die, das Ding hat Ähnlichkeit mit diesem scheußlichen Höllenloch. One One One, meine ich. Die tieferen Atmosphärenschichten sind heiß wie die Hölle und kontaminiert mit allen möglichen ätzenden Substanzen, die die Oberfläche beinahe unbewohnbar machen. Aber je höher man kommt, desto kühler wird es. Zugleich sind die Giftstoffe in größerer Höhe nur noch in Spuren vorhanden. Folglich haben wir den größten Teil unseres Lebens auf Berggipfeln verbracht.«
    Das hörte sich in der Tat nach One One One an. »Ich verstehe nicht, warum Sie Probleme bekommen haben.«
    »Das ist nicht gerade das, was man von mir erwarten sollte, nicht wahr? Aber sogar auf Vespocci hatten wir festen Boden unter den Füßen. Es gab Terrassen, Hochebenen. Man konnte der Höhenlage den Rücken zukehren, wann immer man es nötig hatte. Es gab jedes Jahr Zeiträume, kurze Zeiträume, in denen das Wetter beinahe schön war. Hier gibt es nichts Derartiges. Über ein Jahr bin ich gut zurechtgekommen, aber nach einer Weile fing ich an, über all die Dinge nachzudenken, die schiefgehen könnten. Dann, eines Tages, als ich im Überwuchs unterwegs war, bin ich einfach erstarrt, habe angefangen zu schreien und nicht wieder aufgehört. Gibb hat mich einbestellt, hat mir jedes denkbare Synonym für Feigling an den Kopf geworfen und mich hierher zu Robin und Li-Tsan geschickt.«
    »Also waren die beiden bereits hier?«
    »Ja. Das Ganze ist etwa sechs Handelsmonate her.«
    »Hat sich in Ihrer Vergangenheit irgendetwas ereignet, das darauf hingedeutet hat, dass es zu solch einem Zusammenbruch kommen könnte?«
    »Nein.« Er breitete die Arme aus. »Aber ich schätze, wir erkennen unsere Grenzen erst, wenn wir sie erreicht haben.«
    Es war schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal jemanden gesehen hatte, der so niedergeschlagen war, und in diesem Hangar musste ich nicht lange suchen, bis ich den Nächsten entdeckte. »Wer wurde zuerst hierher geschickt? Robin oder Li-Tsan?«
    »Robin.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Li-Tsan, Sie sind als Nächste dran.«
    Sie erschrak. »Nicht Robin?«
    »Nein, ich arbeite mich rückwärts voran. Wie sieht Ihre Geschichte aus?«
    »Nils hat Ihnen schon gesagt, dass das alles in unseren Akten steht ...«
    »Ich möchte es von Ihnen hören. Legen Sie los.«
    Li-Tsan verdrehte erneut die Augen, nur um noch einmal herauszustreichen, dass sie das alles für eine ungeheure Zeitverschwendung hielt, taute aber auf, nachdem sie erst einmal zu sprechen angefangen hatte. »Ich habe für eine Bursteeni-Gesellschaft, die Radwelten für Tchi-Niederlassungen produziert hat, im Orbitalbau gearbeitet. Das ist ein harter Job, die ganze Zeit im freien Fall sozusagen, doch das gehört dazu. Aber diese idiotischen Bursteeni machen alles verkehrt herum. Die Rotation beginnt, bevor das Projekt halb fertig ist, also muss man in dem Rohbauskelett herumklettern, während der Drall einen an die Außenwände schleudern will. Als zum dritten Mal ein Freund von mir als fein verteilter roter Brei endete, habe ich das Dip Corps kontaktiert und sie gebeten, mich aus meinem Vertrag freizukaufen. Sie dachten, ich wäre mit meinem Werdegang perfekt für One One One geeignet. Sie wussten nicht, dass ich mich freikaufen lassen wollte, weil ich bereits die Nerven verlor. Ich habe ganze drei Monate durchgehalten, bis ich einen Fehler begangen habe, der schlimm genug war, mich in diesen Gulag zu verbannen, und ich weiß immer noch nicht, was, zum Teufel, das mit irgendwas zu tun haben soll.«
    »Wie lange sitzen Sie schon in diesem Hangar fest?«
    »Beinahe neun Handelsmonate. Wenn ich es recht bedenke, hätte ich hier schon Höhlennachwuchs zur Welt bringen können.«
    Ich widmete mich Robin. »Jetzt Sie.«
    Fish schaffte es, selbst den kurzen Moment des Augenkontakts wie eine zutiefst erschöpfende Last wirken zu lassen. »Müssen Sie das wirklich von mir hören, Counselor? Ich fühle mich heute nicht wohl. Ich sollte wirklich reingehen und mich eine Weile hinlegen.«
    Sie sah in der Tat furchtbar aus, mehr noch als Li-Tsan oder D'Onofrio wie eine bloße körperliche Hülle dessen, was sie einmal gewesen sein musste. Erneut betrachtete ich die ausgebeulten, viel zu weiten Klamotten, und zum ersten Mal fiel mir die muskuläre Atrophie auf. Die Gefangenschaft in diesem Hangar brachte sie um. Die Gefangenschaft oder irgendetwas anderes.
    »Je schneller Sie mir Antworten liefern«, sagte ich, »desto schneller sind Sie

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