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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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irgendwo anders zu sein, würde ich mich vermutlich hübsch über all die Dinge aufregen, die dabei herunterfallen.«
    Ich glaube, es gelang mir, ebenfalls zu lächeln. »Ich meine, was würden Sie tun, wenn Sie zu dem Zeitpunkt in der Hängematte wären?«
    Schulterzucken. »Ich falle.«
    »Und?«
    »Was meinen Sie mit ›und‹? Was für ein ›und‹ soll da noch sein? Ich würde fallen und sterben, genau wie jeder andere auch.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Counselor«, sagte Lastogne im Brustton unendlicher Duldsamkeit, »bitte, sagen Sie mir nicht, Sie glauben, dass Santiago noch am Leben sei. Ich wäre wirklich sehr enttäuscht von Ihnen. Das ist einfach unmöglich.«
    »Warum?«
    »Vergessen wir mal, dass der Sturz an sich sie durch schweres Unwetter, giftige Wolken und ätzenden Regen führt, ehe sie überhaupt auf etwas aufprallen könnte, das solide genug wäre, sie zu zerlegen. Sie bestünde nur noch aus Knochen und bald darauf aus Knochenfragmenten, lange bevor sie in die Suppe fiele. Denken Sie ernsthaft darüber nach, ob irgendetwas sie auf dem Weg nach unten hätte retten können? Die Antwort lautet nein. Die Brachiatoren müssten schon fliegen können, und das tun sie nicht, also können wir die vergessen. Uns selbst auch. Keiner unserer Gleiter war unterwegs, als sie gestürzt ist, und wir wären niemals imstande gewesen, schnell genug einen zu starten, um sie zu retten. Und wenn uns die KIquellen auch jeglichen Taxiservice liefern, den wir haben wollen, zeigen sie doch keinerlei Interesse daran, den Lebensretter zu spielen. Soweit es sie betrifft, würde jeder Rettungsversuch die Integrität dieses Ortes gefährden.«
    »Haben sie das wirklich gesagt?«
    »Das haben sie gesagt, als sie der Anwesenheit eines menschlichen Kontingents auf der Station zugestimmt haben. Sie sagten, die Brachiatoren blieben am Leben, indem sie sich festhalten, und jeder Mensch, der die Absicht habe, sie zu studieren, müsse diese Fähigkeit erlernen.«
    Ein weiterer Fallstrick in dem ganzen Spiel. Ein althergebrachtes speziesübergreifendes Abkommen, dem sowohl Menschen als auch die Softwareintelligenzen zugestimmt hatten, forderte von allen beteiligten Spezies, fremdem diplomatischem Personal innerhalb ihrer Territorien einen vernünftigen Schutz zu bieten. Dass sich die KIquellen so offenkundig weigerten, dieses Abkommen einzuhalten, könnte man als massiven Verstoß gegen interstellare Gesetze werten ... hätten sie unserem Außenposten nicht schon vorab jeglichen diplomatischen Status verwehrt.
    Ihre Weigerung, Hängemattenstadt als Botschaft anzuerkennen, machte es den Menschen sehr viel leichter, hier zu sterben.
    Was mich zu der bisher bohrendsten Frage führte, zumindest, soweit es Lastogne betraf.
    »Punkt vier: Peyrin Lastogne, wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Sollte er sich durch diese Frage irgendwie vor den Kopf gestoßen gefühlt haben, so ließ er sich nichts davon anmerken. Stattdessen grinste er und drückte meinen Oberarm. Dies war eine andere Art der Zudringlichkeit als jene, die ich durch Gibb erduldet hatte. Seine Berührung hatte sich sexuell aufdringlich angefühlt. Diese? Beinahe zugewandt, so, als teilten wir ein Geheimnis miteinander. »Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis Sie mir diese Frage stellen.«
    »Sie sind nicht in der Personalliste des Dip Corps aufgeführt, und es gibt keine Biografie im Hytex.«
    Das Grinsen dauerte an. »Es könnte sein, dass mein Werdegang niemanden etwas angeht. Sehen Sie nur sich selbst an, Counselor. Ihr eigenes Leben wäre verdammt viel einfacher, stünde Ihr Werdegang nicht jedem zur Verfügung, der ausreichend neugierig ist. Stellen Sie sich vor, jemand wie ich wäre nicht in der Lage, Ihre Daten aufzurufen und dort auf all die Stimmen zu stoßen, die Ihre Auslieferung fordern. Die Tchi sind ernsthaft hinter Ihnen her, nicht wahr? Und die Bocai ...«
    Die Tchi waren nur hinter mir her, weil sie auf alles scharf waren, was die Konföderation in Verlegenheit bringen konnte; dadurch allerdings waren sie auch auf eine Weise berechenbar, die mich das eine oder andere Mal gerettet hatte. Und die Bocai, die ihre eigene Welt nur selten verließen, stellten auch keine echte Bedrohung für mich dar. »Hier geht es nicht um mich, es geht um Sie. Warum sind Ihre Akten ein geschlossenes Buch? Was ist es, das wir nicht wissen sollen?«
    »Wenn ich Ihnen das erzählen würde«, sagte er, »dann würden Sie es wissen.«
    »Haben Sie mir irgendwelche

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