Halbgeist: Roman
gewähren, zusammengestellt und verwaltet von einer einzigen Regierung, die vertraglich verpflichtet war, ihre Beobachtungen mit all den anderen zu teilen, die über die Lage vor Ort informiert werden wollten. Die Wahl fiel auf die Menschheit. ›Meine‹ Leute, die Riirgaaner, wollten trotzdem eigene Augen und Ohren an Bord wissen, also haben sie ein paar Knöpfe gedrückt, sich eine gesonderte Abmachung mit der Konföderation erschwindelt und meine Anwesenheit als unabhängiger Berater durchgesetzt. Die KIquellen kennen meinen rechtlichen Status, aber entweder werten sie die Staatsangehörigkeit nicht so hoch wie die biologische Abstammung, oder sie sind einfach nicht bereit, über diesen Punkt zu debattieren. Jedenfalls bin ich jetzt ein nichtmenschlicher Mensch.«
»Mich überrascht, dass Sie bereit waren, da mitzuspielen. Immerhin hat das Corps Ihnen gleich zweimal eine reingewürgt. Sie hätten ihnen sagen sollen, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
»Sie haben in beiden Punkten recht. Sie haben und ich hätte sollen. Und wenn Sie mich fragen, sind die heute auch nicht viel netter zu mir; ein paar Karrieristen, Gibb eingeschlossen, vergnügen sich damit, mir möglichst oft unter die Nase zu reiben, was für ein verabscheuenswürdiger Rassenverräter ich doch bin. Aber die Riirgaaner haben mir eine Heimat gegeben, als ich eine brauchte, also macht es mir auch nicht so viel aus, ihnen zuliebe ein bisschen Scheiße zu schlucken. Außerdem sagen meine Vorgesetzten unter den Riirgaanern, wenn ich diese Mission erfolgreich abschließe, hätten sie vielleicht einen Hebel in Händen, den sie ansetzen könnten, um bei der Konföderation über eine Begnadigung für mich und meine Freunde zu verhandeln. Möglicherweise sogar über eine Wiedereinbürgerung.«
Ich beschloss, ihm einen kostenlosen rechtlichen Rat zu gewähren. »Eine doppelte Staatsbürgerschaft irgendeiner Art wäre gut, aber nur die doppelte. Konföderation und Riirgaaner. Aber geben Sie auf keinen Fall Ihren Riirgaaner Anker auf. Nicht für einen einzigen Moment.«
Levine runzelte die Stirn. »Das hatte ich nicht vor, aber warum sagen Sie das?«
»Weil es einfach typisch für die Konföderation wäre, Sie wieder einzubürgern, Ihnen sogar Immunität in Hinblick auf die bereits zur Anklage gebrachten Verbrechen zu gewähren, Sie willkommen zu heißen und Sie dann auf Basis einer Ihnen unbekannten Beschuldigung festzunageln, die sie die ganze Zeit in der Hinterhand hatten. Das sind rachsüchtige Mistkerle, Mr. Levine. Ich weiß es.«
Er sah die Überzeugung in meinen Augen, dachte offenbar daran, sie zu hinterfragen, hielt aber inne, als die entsetzliche Wahrheit dämmerte. »Verdammt. Denken Sie wirklich, dass die so etwas tun würden?«
Ich antwortete mit der ganzen Macht meiner inneren Gewissheit. »Ich wäre erstaunt, wenn sie es nicht täten.«
»Verdammt«, sagte er erneut, doch dieses Mal wälzte er das Wort mit besonderer Betonung über die Lippen. Er schwieg, während er die Offenbarung verarbeitete. Dann blickte er mich an und sagte schlicht: »Danke. Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen. Wären Sie mir böse, wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stelle?«
Ich war grundsätzlich kein Freund persönlicher Fragen, aber ich öffnete die Tür für ihn. Und außerdem weckte Levine in mir ein Gefühl, das ich menschlichen Wesen gegenüber nur selten hege: das Gefühl, er hätte ein Freund sein können, hätte ich für Freundschaften zur Verfügung gestanden. »Legen Sie los.«
»Es ist eine schlimme Frage, aber ich will Sie nicht kränken.«
»Ich sagte: Legen Sie los.«
»Ich kenne Ihren Namen nun schon seit ein paar Jahren. Ich kenne Ihren Werdegang, und ich kenne Ihren rechtlichen Status. Darüber bin ich häufig gestolpert, wenn ich Nachforschungen bezüglich meines eigenen Status angestellt habe. Keine Sorge, ich habe das hier niemandem gegenüber erwähnt, aber ...«
Meine Ohren glühten. »Stellen Sie einfach Ihre Frage.«
»Ich hatte mich gefragt ... wenn ich überlaufen konnte, um mich einer schlimmen rechtlichen Situation zu entziehen, warum konnten Sie das nicht? Ich meine, ich will keine Werbung dafür machen oder behaupten, Sie sollten das tun, aber es ist ja schließlich nicht so, dass das Dip Corps der ideale Platz für Sie ist. Sie sind praktisch ein Sklave. Haben Sie je daran gedacht, bei irgendeiner Alienregierung wie der meinen um Asyl auf deren Boden zu ersuchen?«
Die Frage raubte mir weniger wegen ihrer
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