Hale 1 Piraten der Liebe
schloß sich diesem Befehl an, und Cathy war noch zu verängstigt, um den beiden nicht zu gehorchen. Jons mißmutige Worte erfreuten sie mehr, als sie je gedacht hätte. Er drückte ihr immerhin seine Besorgnis aus.
Er war immer noch mißtrauisch, aber sie hatte nicht das Gefühl, daß er sie noch haßte. Schüchtern sprach sie Martha darauf an, die ihr zufrieden zunickte.
»Kapitän Hale war krank vor Angst um dich«, bestätigte sie mit kurz angebundener Freude. »Er ist einer von denen, die die Geburt eines Kindes sehr ernst nehmen. Dieser dämliche Diener hat mir gesagt, daß Mister Hales Mutter auf dem Kindbett starb. Es ist also kein Wunder. Wissen Sie, Miß Cathy, vielleicht habe ich mich in diesem Mann getäuscht. Er ist nicht annähernd so furchteinflößend, wie ich dachte. Er könnte, trotz allem, was geschehen ist, doch noch einen ganz guten Ehemann abgeben.«
Jon schlief immer noch außerhalb der Kabine, und Cathy erkannte nach und nach, daß es so wahrscheinlich das Beste war. Aber er stattete ihr beinahe jeden Nachmittag einen Besuch ab. Auch wenn sein Verhalten ziemlich steif und formell war, freute sie sich über seine Gegenwart und lächelte ihn warm an, sobald er erschien.
An einem dieser Tage, ungefähr zwei Wochen später, zog sich Martha taktvoll zurück, während Jon bei ihr war. Cathy nahm die Gelegenheit wahr und ergriff seine Hand. Sie zog ihn neben sich auf die Bettkante. Er erlaubte ihr, seine Hand zu halten, aber seine Augen waren unfreundlich, als er sie ansah. Cathy konnte die zunehmende Anspannung von seinem Gesicht ablesen.
Cathy sagte ihm so einfach und überzeugend wie möglich, daß sie mit dem, was in seiner Gefangenschaft Passiert war, nichts zu tun hatte. Sie hatte nicht einmal gewußt, daß er wieder gefangengenommen worden war, teilte sie ihm ernst mit. Unverständlicherweise wurde sein Gesicht immer härter. Bevor sie noch zu Ende gesprochen hatte, stand er abrupt auf und entzog seine Hand ihrem Griff. Er starrte auf sie herunter.
»Jon! « schrie sie, als er sich umdrehte, um zu gehen. Der Schmerz seines Unglaubens traf sie wie ein Messer. Er blickte einen Moment lang unsicher zu ihr zurück.
»Es macht nichts«, sagte er ihr kurz. Ihre offensichtliche Aufgeregtheit entging ihm nicht. »Es gehört der Vergangenheit an, und wir werden es vergessen. Du bist meine Frau, egal, wie es nun dazu kam oder was danach geschah. Wir werden über diese Sache nie wieder reden. «
Mit dieser kurzen Rede verließ er den Raum. Cathy schrie aufgeregt hinter ihm her, denn sie war entschlossen, alles so lange zu diskutieren, bis die Sache klar war. Aber er gab weder eine Antwort, noch kam er zurück. Sie sank mit einem enttäuschten Seufzer zurück in die Kissen. Abgesehen von seinem höflichen Verhalten, mißtraute ihr Jon genauso wie vorher. Es würde sicher Jahre dauern, bis sie ihn von ihrer Unschuld überzeugen konnte. Tränen rannen über Cathys Wangen, als Martha zurück in die Kabine kam. Martha schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Sie versuchte Cathy zu trösten und brachte ihr eine schöne, dampfende Tasse Tee. Danach befahl sie ihr zu schlafen, und zu ihrer eigenen Überraschung war Cathy tatsächlich müde. Von diesem Tag an war Martha in der Kabine, wann immer Jon kam. Zu Cathys größter Verärgerung schien Jon beinahe erleichtert über die Anwesenheit der Frau zu sein. Da es schlichtweg keine Gelegenheit gab, ließ Cathy das brennende Thema ruhen. Wenn das Baby erst einmal da war... Sie würde ihn so lange bearbeiten, bis er es einfach müde war, ihr nicht mehr zu glauben. Cathy lächelte geheimnisvoll. Sie wußte aus Erfahrung, daß es Wege gab, ihn zum Zuhören zu bringen. Sie würde auch keine Skrupel haben, diese Wege zu beschreiten... wenn das Baby erst einmal da war.
Cathy war sehr dankbar dafür, daß wenigstens Petersham nicht ganz so sturköpfig war. Ganz allmählich wurde die Beziehung zwischen ihr und diesem kleinen Mann wieder so, wie sie einmal war, bevor die Soldaten nach Las Palmas kamen. Er bemutterte sie genauso wie Martha und tadelte sie, weil sie nichts aß und deprimiert war. Das Wohl des Kindes sollte ihr größtes Interesse sein, sagte er ihr ernst und machte sich dann daran, sie aufzuheitern. Martha betrachtete diese merkwürdige Kameradschaft zwischen den beiden mit Unsicherheit. In ihrer Welt war es eine Katastrophe, daß ein Mann in das Schlafzimmer einer Lady eintrat, die nicht seine Ehefrau war, und dann auch noch stundenlang dort
Weitere Kostenlose Bücher