Hale 1 Piraten der Liebe
versuchen, nicht wahr?« sagte Jon wütend und wandte seinen Blick von dem verdächtigen Glanz in ihren Augen ab.
»Natürlich werde ich das«, antwortete Cathy ärgerlich. »Verheiratet zu sein, ist eine traurige Angelegenheit. Ich möchte sie doch ein wenig erfreulicher gestalten!«
»Du Hure«, stieß Jon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Auf Cathys Lippen legte sich ein zufriedenes Lächeln. Sie konnten beide gleichermaßen widerlich miteinander umgehen, dachte sie rachsüchtig. Wenn er glaubte, daß sie seine Türmatte spielen würde, hatte er sich aber getäuscht! Sie war entschlossen, das mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Der Rest der Fahrt verlief in völliger Schweigsamkeit. Nur das Klappern der Pferde hufe auf dem dreckigen Straßenpflaster war zu hören.
Jon kehrte schließlich aus den trüben Gedanken, in die er sich zeitweilig verloren hatte, zurück, um dem Fahrer den Weg zu einer bestimmten Straße zu erklären.
»Wir sind da«, sagte er dann lakonisch zu Cathy.
Cathy setzte sich hoch und war sofort bereit, alles zu vergessen, was vorher zwischen ihnen vorgefallen war, denn sie war sehr gespannt auf ihr neues Heim. Die Straße wand sich zwischen zwei Reihen hoher Eichen hindurch. Zu beiden Seiten erstreckten sich weite, grüne Felder. In beträchtlicher Entfernung konnte Cathy die undeutlichen Umrisse eines zweistöckigen Backsteinhauses ausmachen. Beim Näherkommen hielt sie den Atem an. Es war schön! Ein stattliches Herrenhaus mit großen, weißen Säulen vor dem Eingang. Die Veranda erstreckte sich über die ganze Länge des Hauses, und über der Eingangstür aus Eichenholz befand sich ein schönes, geschwungenes Glasfenster. Breite Treppenstufen führten auf die Veranda. Auf beiden Seiten der Treppe standen Magnolienbäume mit großen, weißen Blüten.
Die Kutsche hielt auf der runden Einfahrt vor dem Haus. Jon machte eine Bewegung, als wolle er gerade herunterspringen, hielt jedoch inne, als eine Frau herankam und ihn anstarrte. Jon blickte sie auch an, und sein Gesicht wurde merkwürdig hart. Dann entstieg er der Kutsche.
»Guten Morgen, Isobeile«, sagte Jon mit ausdrucksloser Stimme. Cathys Augen wanderten von dem breiten Rücken ihres Ehemannes zurück zu der elegant gekleideten Frau auf der Veranda. Die Frau war recht hübsch. Sie hatte schwarze Haare und blitzende Augen. Ihre Figur, die in einem kurzen Seidenkleid steckte, war sehr üppig. Die Haut in ihrem Gesicht war jedoch von kleinen Linien gezeichnet, und ihr roter Mund trug einen nörglerischen Zug. Sie ist ziemlich alt, dachte Cathy, älter als Jon. Sie hatte plötzlich einen Verdacht wer diese Frau sein könnte.
»Jon. « Die Frau beantwortete Jons Begrüßung mit einem Nicken. Ihre unverschämten Augen wanderten auf
eine Weise über seinen großen Körper, die nicht weiter auffällig war. Sie hatten sich jedoch geweitet, als sie wieder auf seinem Gesicht ruhten, und Cathy biß sich auf die Lippen. »Du hast dich verändert, mein Liebling. «
»Du auch, Isobeile«, antwortete Jon mit fester Stimme. Endlich erinnerte er sich wieder an Cathy und zog sie sehr vorsichtig aus der Kutsche. Cathy warf ihm einen giftigen Blick zu. Er lächelte ein wenig über den Ärger in ihren Augen.
»Und wen haben wir denn da? « Ihre großen Augen verengten sich, als sie Cathy musterte. Cathy sah die Frau hochmütig an. Ihr besitzergreifendes Verhalten gegenüber Jon hatte sie extrem irritiert.
»Das ist meine Frau«, sagte Jon kühl und trug Cathy mühelos auf seinen Armen, während er anfing, die Treppe hochzusteigen. Am Ende der Treppe hielt er an. »Cathy, dies ist Isobelle, meine Stiefmutter. «
Cathys Verdacht hatte sich bestätigt. Dies war also die Frau, die Jon als Teenager bewundert hatte und die ihn mit dem Betrug an seinem Vater so brutal desillusioniert hatte. Cathy mußte sich sehr zusammennehmen, um ein paar höfliche Worte zu murmeln, was die Frau nicht einmal mit einer Antwort würdigte.
»Na, Jon? « fragte Isobelle unverschämt. »Ging es nicht anders? «
Jons Mund wurde angesichts der Häßlichkeit dieser Frau hart, und Cathy fühlte, daß ihre eigenen Wangen rot wurden. Ob es ihr gefiel oder nicht, die letzte Bemer kung hatte ziemlich getroffen. Aber niemals würde sie Jons Stiefmutter diesen Sieg lassen. Also zwang sie sich
zu einem höflichen Lächeln, das fest auf ihren Lippen klebte, während Jon über die Veranda schritt. Isobelle folgte den beiden in die Eingangshalle.
»Wenn ein Mann so etwas
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