Hale 1 Piraten der Liebe
die kleine, runzelige Hand, die sich an Cathys Brust festgeklammert hatte, zu berühren. Sie schloß sich mit überraschender Stärke um seinen Finger. Jon starrte seinen Sohn einen Moment lang an, dann sah er wieder in Cathys Augen.
Sie lachte ein wenig neckend über seinen verwunderten Gesichtsausdruck.
»Bist du einverstanden mit Cray?« wiederholte sie geduldig. Jon war verwirrt, denn er hätte schwören können, wirkliche Gefühle in ihren Augen gesehen zu haben. Er konnte sich nur mit großer Anstrengung dazu zwingen, sich auf ihre Worte zu konzentrieren.
»Ja, natürlich«, murmelte er und wandte seinen Blick von ihr ab, bevor er ganz in ihren Augen ertrank. Er hätte jetzt aufstehen können, aber Cray hielt immer noch seinen Finger fest.
Jon sah seinen Sohn ziemlich hilflos an und wußte nicht, wie er sich, ohne ihn zu verletzen, von ihm losmachen konnte.
»Er ist stark«, sagte Jon schließlich, weil ihm nichts Besseres einfiel. Er war sich der sanften, schwellenden Brüste, die unter seiner Hand lagen, unangenehm bewußt.
»Wie sein Vater.«
Cathys sanfte Stimme verführte ihn einfach, dachte er verzweifelt. Sie verführte ihn dazu, sein Mißtrauen fallenzulassen und ihr noch einmal zu erliegen. Ihre Brust brannte unter seiner Hand. Sein Atem wurde schneller, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, um seinem Impuls zu widerstehen.
»Jon...«, begann Cathy und sah ihn aus den blauen Tiefen ihrer Augen an. Er beugte sich wie hypnotisiert vor, bis sein Mund direkt vor ihrem war. Irgendein Instinkt des Selbstschutzes ließ ihn zögern, aber nicht lange. Ihre lieblichen roten Lippen boten sich ihm an und legten sich auf seine, warm und unerträglich süß. Sie entlockten ihm ein Stöhnen. Sein Mund bewegte sich mit wachsender Leidenschaft auf ihrem, und seine freie Hand legte sich um ihren Nacken, so daß sie sich nicht mehr von ihm wegbewegen konnte. Er küßte sie hungrig und eindringlich, und seine Zunge erkundete leidenschaftlich die Höhle ihres Mundes. Das lange unterdrückte Verlangen flammte mit sengender Hitze in seinen Adern. Er wollte sie so sehr, daß es ihn beinahe zerfraß. Keine andere Frau hatte eine solche Wirkung auf ihn, und er erkannte diese Tatsache mit einem Gefühl des Schmerzes in seinem Magen.
Cathy legte ihre Hand jetzt auch um seinen Nacken, und sie beantwortete seine Küsse mit einer Zuneigung, die seine noch übertraf. Ihre Finger liebkosten zärtlich seine festen Nackenmuskeln und fuhren dann leidenschaftlich durch seinen dunklen Haarschopf. Jon merkte, daß sie ihn genauso wollte wie er sie. Das Zittern ihres schlanken Körpers war nur zu deutlich.
Er holte tief Luft und drückte sie dann zurück auf die Kissen. Dann betrachtete er seinen Sohn, der ihn vorwurfsvoll ansah. Offensichtlich nahm es das Kind übel, daß man sein Abendessen unterbrochen hatte. Jon dankte im stillen Gott für Crays rechtzeitige Ermahnung und zog sich entschlossen zurück. Ohne die Intervention seines Sohnes hätte ihn die Hexe wieder vollkommen in ihren Krallen gehabt. Jon wußte es.
Cathy konnte nur enttäuscht mit ansehen, wie Jons Mund sich verhärtete und seine grauen Augen kalt wurden. Sie liebte ihn so sehr und hatte gedacht, daß er ihr gegenüber nun langsam nachgiebiger werden würde. Aber in seinen Augen stand jetzt wieder der Haß. Die Tränen stiegen in Cathy hoch.
»Du mußt mich wirklich für einen Narren halten«, sagte er mit bedrohlich glitzernden Augen. »Ich mache wohl einmal einen Fehler, aber keineswegs zweimal! Unter deinem lieben Gesicht bist du hartherzig und kalkulierend. Ich würde eher mit einer Schnecke schlafen als mit dir!«
Cathy sah ihn stumm an, und die Tränen liefen hilflos über ihre Wangen. Jon drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Schluchzend sank Cathy auf die Kissen zurück, als die Tür zuknallte. Crays verängstigtes Weinen gesellte sich zu ihrem.
In den Tagen und Wochen, die Crays Geburt folgten, sah Cathy Jon fast nie. Er arbeitete härter als je zuvor, um Woodham zu einem erfolgreichen Unternehmen zu machen. Als seine Mutter noch lebte, hatte man bezahlte Arbeiter angeheuert, um die Felder zu bestellen, aber als sein Vater Isobeile geheiratet hatte, wurde alles anders. Sie hatte darauf bestanden, das Geld zu sparen und statt dessen Sklaven zu kaufen. Marcus Hale hatte ihren Bitten, wie immer, nachgegeben. Jon selbst verachtete von jeher die Sklaverei, aber die gesamte Wirtschaft des Südens beruhte jetzt darauf. Ein großer Anteil
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