Hale 1 Piraten der Liebe
sie hoch, und sie zwang sich dazu, ganz weich zu sein. Jon lachte innerlich über ihr Spiel und trug sie durch die Kabine zum Bett hinüber. Er legte sie sanft auf die Matratze und betrachtete sie einen Moment lang. Sie sah so jung und hilflos aus, wie sie dort mit den festgeschlossenen Augen in der Wolke aus kupferfarbenem Haar lag. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ein wenig feucht, und er konnte die Kurven ihres Körpers klar durch das einzige Hemd, das sie trug, erkennen. Während er sie anstarrte, fühlte er ein Begehren, das er schon seit langer Zeit nicht mehr gekannt hatte. Bei der Vorstellung, zu ihr ins Bett zu kriechen und seine Lust in ihrem weichen Fleisch zu befriedigen, wurde sein Mund trocken. Ein lauter Donnerschlag riß ihn aus seiner Träumerei und brachte ihm den Sturm und die Leben, die von seiner Verantwortung abhingen, ins Gedächtnis zurück. Er deckte Cathy zu und erhob sich.
»Ein anderes Mal, meine Lady«, sagte er sanft, und Cathys Ohren brannten. Hatte er gemerkt, daß sie nicht schlief? Warum ließ er sie aber dann allein in seinem Bett zurück? Cathy dachte eine Weile über den Mann nach. Der Tag dämmerte herauf, bevor sie endlich einschlief.
Als Cathy mehrere Stunden später erwachte, war es in der Kabine immer noch fast genauso dunkel wie während der Nacht. Einen Moment lang wunderte sie sich darüber, dann fiel es ihr wieder ein. Der Sturm! Er mußte sehr schlimm sein. Das Schiff schwankte wild hin und her, und Cathy hatte alle Mühe, auf die Beine zu kommen. Sie mußte sich an einem Bettpfosten festhalten, um stehen zu können. Offensichtlich war bereits jemand in der Kabine gewesen, während sie geschlafen hatte, denn die Waschschüssel war mit frischem Wasser gefüllt und ein Korb mit Brot und Honig und eine Tasse Tee standen auf dem Tisch. Ihr Morgenmantel war säuberlich gefaltet und lag am Fußende auf dem Bett. Cathy warf ihn hastig über und machte ungeschickt die Knöpfe zu. Sie setzte sich an den Tisch und wunderte sich, daß sie keinen Hunger hatte. Es war immerhin schon lange her, daß sie etwas gegessen hatte, denn das Abendessen war ganz ausgefallen. Als der süße Geruch des Brotes zu ihr hochstieg, drehte sie den Kopf zur Seite, weil sie sich plötzlich elend fühlte. Als sich das Schiff jetzt wieder stark seitlich legte, hielt sie sich den Bauch und mußte so schnell wie möglich zum Fenster laufen. Es gelang ihr kaum, es rechtzeitig zu öffnen. Die dunklen, wütenden Wellengebirge jagten ihr Angst ein, als sie sich nach draußen lehnte, um sich zu übergeben.
Cathy verbrachte die nächsten drei Tage im Bett, wobei sie abwechselnd unruhig schlief oder sich in die neben ihr bereitgestellte Schüssel erbrach. Sie glaubte, sie müßte sterben, und als sich der erste Tag dem Ende zuneigte, wünschte sie es sich sogar. Es gab nichts, um dieser Misere zu entkommen! Der Kapitän lachte gefühllos, als er auf ihren Zustand aufmerksam gemacht wurde und befahl seinem Diener Petersham, sie zu versorgen.
Petersham war ein dünner, kleiner, drahtiger Mann im mittleren Alter, der den Kapitän schon kannte, als dieser noch ein kleiner Kerl war. Er erzählte Cathy, daß er der Reitknecht von Jons Vater in Woodham gewesen war. Die Familie Hale hatte in South-Carolina gelebt. Als sich der junge Jon mit seinem Vater gestritten hatte und fortgerannt war, hatte der wütende Gentleman Petersham hinter ihm hergeschickt, um seinen Sohn zurückzuholen Ein Ding fügte sich an das andere, und so kam es, daß Petersham am Ende mit seinem jungen Schützling zusammen zur See ging. Seither war er immer bei Herrn Jon geblieben und hatte sein ganzes Leben mitverfolgt... war genug passiert, um darüber graue Haare zu be kommen! Aber alles in allem liebte er dieses Leben und versuchte nie, den Kapitän davon abzubringen. Cathy war sehr an dem interessiert, was Petersham ihr erzählte. Also war Kapitän Hale Amerikaner? Das erklärte viel. Cathy hatte gehört, daß die Menschen, die in den Kolonien lebten, ungezügelte, kopflose Wilde wären, und Jonathan Hale bestätigte dies ganz und gar. Er war nicht besser als ein Wilder - er plünderte, mordete und vergewaltigte Frauen.
Ab und zu kam der Kapitän in die Kabine, um ein schnelles Mahl zu sich zu nehmen oder ein paar dringend nötige Stunden zu schlafen. In der ersten Nacht, als er kam, hatte sie bereits geschlafen. Als sie aufwachte, fand sie ihn lang ausgestreckt neben sich. Er schlief vollkommen nackt, und Cathys Haut brannte,
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