Hale 1 Piraten der Liebe
sein Mund war sensibel. Sie fühlte sich seltsam von ihm angezogen und fragte sich, wie es sein würde, mit ihren Lippen über seine rauhen Wangen zu streichen... Sie ärgerte sich sofort über diese Gedanken, ließ sich zurücksinken und schloß die Augen. Nach einer Weile schlief auch sie ein.
Am nächsten Tag schien zum ersten Mal wieder die Sonne. Als sie aufwachte, war das Bett neben ihr leer. Cathy sprang hoch, rannte zum Fenster und lehnte sich hinaus. Die See glitzerte wie tausend Diamanten. Die Sonne schien warm auf ihr Gesicht, und die Luft war mild und süß. Cathy verlangte es danach, draußen an Deck zu sein. Sie wollte Petersham um Erlaubnis für einen Spaziergang bitten. Sogar Verbrechern wurde im Gefängnis ein wenig Auslauf gewährt, dachte sie aufmüpfig.
»Wie soll das gehen?« fragte sie sich und schüttete sich kaltes Wasser über ihr Gesicht. Ihr einst schöner Morgenmantel war nur noch ein schmieriger Lumpen, und als Alternative schien nur eins von den Nachthemden des Kapitäns zu bleiben. Die Nachthemden waren sauber und bedeckten ihren Körper. Das war aber auch alles. Auf keinen Fall waren sie für einen Spaziergang an Deck angemessen.
Verärgert ließ sich Cathy mit einem Buch in der Hand auf einem Stuhl nieder. >Jonathan Creighton Hale< stand in unbeholfener, männlicher Handschrift in dem Buchdeckel. Sie war noch dabei, Jonathan Creighton Hales Unterschrift zu betrachten, als dieser selbst hereinkam. Als sie ihn jetzt sah, konnte sie ihre weichen Gefühle, die sie für ihn empfunden hatte, als er schlief, nicht mehr verstehen. Wach war er dasselbe arrogante Monster, das sie gefangen und gequält hatte. Sie blickte ihn finster an.
»Du siehst blaß aus, Lady«, sagte er und hatte diese verhaßte spöttische Note in seiner Stimme.
»Kein Wunder«, maulte sie. »Willst du mich durch Erstickung oder Langeweile umbringen?«
»Paß auf, was du sagst, meine Liebe. Du wirst bald merken, daß es Schlimmeres gibt.« Während er sich von Einern Mantel und seinem Hemd befreite, ging er hinüber zum Bett. Cathy biß sich ärgerlich auf die Lippen, als sie das Muskelspiel seines breiten Rückens sah. Mit dem Ende des Sturms war sie ihm wieder voll ausgeliefert. Also nahm sie sich zusammen und schlug einen netteren Ton an.
»Ich würde furchtbar gern mal an Deck gehen, Kapitän. «
»Was hindert dich daran? Während der letzten zwei Tage war die Tür nicht verschlossen. Wir sind jetzt auf hoher See, und selbst wenn du es wolltest, könntest du hier nicht weglaufen. Außer natürlich, du ziehst meine rauhen Männer meiner charmanten Gesellschaft vor! « Er grinste sie selbstgefällig an, und Cathy kochte beinahe vor Wut.
»Ihrer unangenehmen Gesellschaft würde ich einfach alles vorziehen! « fauchte sie.
»Ach wirklich, meine Lady? Dann geh doch an Deck. Ich frage mich, wie lange es wohl dauern würde, bis jeder meiner Männer dich einmal vernascht hätte? Ich nehme an, du würdest schon gestorben sein, bevor die >Margarita< den nächsten Hafen angelaufen hätte. « Seine Augen waren vor Ärger dunkel, und seine Worte trafen sie wie kleine Steine. Cathy ließ sich zurück auf ihren Stuhl fallen, schwieg und sah ihn schmollend an. Er drehte ihr den Rücken zu und ließ sich der Länge nach aufs Bett fallen. Als er nach einer Weile anfing zu sprechen, war etwas von dem Ärger aus seiner Stimme verschwunden.
»Ich habe nichts dagegen, wenn du etwas Luft schnappst, aber du mußt auf dem Achterdeck bleiben und dich von meinen Männern fernhalten. Sie sind schon lange auf See und mit einer Frau wie dir in der Nähe... nun, wir wollen keinen Ärger heraufbeschwören. Ich brauche jeden Mann, den ich habe. Ich will keinen von ihnen töten müssen, weil du ihn zum Wahnsinn getrieben hast.«
»Um Himmels willen!« antwortete sie mit spöttischer Stimme. »Das führt uns zu einem anderen Problem. Was soll ich zu der Gelegenheit dieses wundervollen Ausflugs anziehen? Ihre tollen Männer haben mir die Kleider vom Leib gerissen, wie Sie sich vielleicht erinnern!«
Er reagierte nicht auf diese kleine Unverschämtheit, und sie fuhr etwas wagemutiger fort.
»Was haben Ihre entzückenden Gauner denn mit meinen Sachen gemacht, Kapitän? Sie über Bord geworfen? Oder benutzen sie sie als Putzlappen, um das Deck zu schrubben?«
»Wir haben deine Sachen mit an Bord genommen, meine Lady, und sie mit den anderen Sachen von der >Anna Greer< zusammen gelagert. Du hast eine sehr hübsche Garderobe; Kleider, die
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